Der kurzzeitige Konkurs des Gemeindepräsidenten
Der Muriger FDP-Politiker Stephan Lack zahlte seine private Prämienrechnung so lange nicht, dass er mit seinem Unternehmen in ein Konkursverfahren geriet.
Der Gemeindepräsident von Muri-Gümligen konnte in den Sommerferien nur bedingt ausspannen. Denn Stephan Lack musste eine private Nachlässigkeit bereinigen, aufgrund derer kurzzeitig der Konkurs über ihn eröffnet worden war und die unter Muriger Lokalpolitiker*innen für Gesprächsstoff sorgt.
Publik wurde Lacks Konkurs durch eine Meldung im Schweizerischen Handelsamtsblatt. Über den Inhaber der Firma SLC Stefan Lack Consulting sei am 3. Juli 2023 der Konkurs eröffnet worden, hiess es da kurz und knapp. Wenige Tage später war wiederum im Handelsamtsblatt zu lesen, dass Stephan Lack gegen den Konkurs beim Obergericht Beschwerde eingelegt hatte.
Der Grund für den Konkurs war aber kein Problem seiner Firma, wie Lack auf Anfrage der «Hauptstadt» ausführt, sondern ein private Nachlässigkeit. «Der Ursprung ist eine Prämienrechnung von 1283 Franken einer Krankenkasse», sagt Lack. Er hatte diese trotz Mahnungen nicht gezahlt und da die Einzelfirma und der Inhaber juristisch quasi eine Person sind, konnte die Krankenkasse die Firma betreiben und letztlich das Regionalgericht den Konkurs eröffnen. Mit der Firma habe die Angelegenheit sonst nichts zu tun, sagt Lack. Diese sei auch seit Jahren nicht mehr aktiv.
Fristen verpasst
Doch wie kann es sein, dass ein Unternehmer und FDP-Gemeindepräsident mehrere Aufforderungen der Krankenkasse, des Betreibungsamtes und selbst eine per eingeschriebener Post verschickte Einladung des Regionalgerichts zur Konkursverhandlung nicht beachtet und so in ein Konkursverfahren gerät, obwohl er solvent genug ist, die Prämienrechnung zu zahlen?
Dazu sagt Lack: «Leider wurden diese Fristen in der Tat verpasst, da gibt es nichts zu beschönigen und diese Fehler sind geschehen.» Dafür übernehme er auch die Verantwortung. Mehr Details zu den Gründen für das Nichtbeachten der Behörden-Briefe will Lack nicht nennen. «Sie können sich vorstellen, dass ich nicht das geringste Interesse hatte, dass eine Einzelfirma, die auf mich lautet, in eine solch unangenehme Situation gerät.» Natürlich sei das unschön. «Aber es ist in diesem Fall nun einmal passiert, ich bin wohl nur ein Mensch wie jeder andere, der Gutes tut und ab und zu auch einen Fehler macht.»
Der Konkurs ist laut Lack durch die Begleichung der Rechnung mittlerweile abgewendet. Das Obergericht habe so entschieden.
Für Lack noch nicht ganz ausgestanden ist die Sache politisch, denn in einem Jahr stehen in Muri die Gesamterneuerungswahlen an. Lack ist dann erst zwei Jahre im Amt, denn er hatte sich vergangenen November in der Ersatzwahl für den abtretenden Thomas Hanke gegen die Forums-Politikerin Gabriele Siegenthaler Muinde durchgesetzt. Die lokale Mitte-Partei Forum kündigt denn auch an, dass der FDP-Politiker bei den nächsten Wahlen wieder angegriffen werde. «Lack muss damit rechnen, dass ihm nach dieser Geschichte nicht konkurrenzlos das Feld überlassen wird», sagt Forums-Fraktionschef Walter Thut zu Bund/BZ, die am Freitag über Lacks kurzzeitigen Konkurs berichteten. «Es sträubt mir die Nackenhaare, dass dem Finanzverantwortlichen unserer Gemeinde so etwas passiert», sagt Thut.
Zweifel an Kompetenz
Es sei zwar eine private Sache und niemand zu Schaden gekommen, sagt die grüne Fraktionspräsidentin Franziska Grossenbacher zur «Hauptstadt». Dennoch äussert sie Zweifel an der Kompetenz von Lack: «Wenn ein Politiker, der sich im Wahlkampf noch als erfolgreicher Unternehmer positioniert hat, privat das Büro derart nicht im Griff hat, fragt man sich, wie er als Gemeindepräsident mit komplexen Geschäften umgeht und den Überblick behält.»
Der Gemeindepräsident selbst betont, er habe seine Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat zeitnah informiert und ihnen auch kommuniziert, dass die Sache mit der Aufhebung des Konkurses juristisch nun abgeschlossen sei. «Natürlich ist so ein Vorfall nicht imagefördernd», sagt Lack. Er sehe aber keinen Zusammenhang mit seiner Amtsführung als Gemeindepräsident. «Ich denke, dass dies die Leute schon richtig einordnen können.»
Lack ist nicht nur Gemeindepräsident, sondern bis Ende Jahr auch Präsident der kantonalen FDP, die mitten im nationalen Wahlkampf steht. FDP-Vizepräsident und Grossrat Adrian Haas sieht in Lacks kurzzeitigem Konkurs kein Problem. Die Sache sei relativ harmlos, sagt er zur «Hauptstadt». Lack habe halt mehrere Fristen verpasst. «Das ist unschön, kann aber mal passieren. Ich sehe kein Imageproblem für die Partei, da die Sache ja nun bereinigt ist.»