Im Stau mit Konfuzius – Askforce-Selection #56

Ob die Devise, dass der Weg das Ziel ist, auch auf verstopften Autobahnabschnitten gelte, fragt eine Leserin. Und die Askforce denkt weit und weiter.

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Das frei denkende Hirn der Askforce. (Bild: Pia Zibulski)

«Der Weg ist das Ziel.» Yolanda B. aus Bern will von uns wissen, ob dieser dem chinesischen Philosophen Konfuzius zugeschriebene Sinnspruch «auch für die Autobahnabschnitte Grauholz, Gubrist und Gotthard-Nordportal gilt».

Wir gehen die Frage in konfuzianischem Geiste an und beginnen mit dem Blick auf den Weg. Auf den drei genannten Abschnitten ist die Motorfahrzeugdichte hoch; die Luft ist stark abgasgeschwängert; sie lässt den Atem stocken. Es ist in der Folge von «stockendem Verkehr» die Rede. Wer nicht richtig atmet, kommt nicht wirklich vorwärts; der Verkehr kommt zum Erliegen; das Resultat ist – ein Stau.

Stau ist die volkstümliche Kurzbezeichnung für eine ausweglose Phase der Lebenszeitvernichtung. Die Lenker*innen sind gefangen, können ihr Fahrzeug nicht verlassen und zu Fuss weitergehen, obwohl sie selbst damit «auto mobil» – also selbstbeweglich – würden (gr./lat. autos/mobilis). Es sind ergo Wegstücke des totalen Stillstands. Dort zu verweilen, kann Konfuzius nicht vorgeschlagen haben.

Fragt die Askforce, Hauptstädter*innen!

Die Askforce nennt sich selber «Berns bewährte Fachinstanz für alles, die Antworten auf Fragen liefert, die viele nicht zu stellen wagen». Mit anderen Worten: Keine Frage ist zu abwegig. Das ist eine Aufforderung an alle Hauptstädter*innen: Deckt die Askforce mit euren lebenswichtigen Fragen ein – an diese Adresse: [email protected].

Über 20 Jahre lang erschien die Askforce wöchentlich im Bund und erarbeitete sich den Ruf, die schrägste Kolumne der Schweiz zu sein. Als Bund und BZ im Herbst 2021 fusionierten, verschwand die Askforce aus dem Traditionsblatt, verewigte sich in einem Buch und tauchte als Startup Anfang 2022 wieder auf.

Aber Grauholz, Gubrist et altera sind ja auch keine Erfindung von Konfuzius! Sie gehören zum Projekt «Leidensweg» der grossen Landeskirchen und des Astra. Das Projekt verfolgt das Ziel, den Motorisierten eine «Leidenserfahrung» zu ermöglichen und ihnen implizit die Frage zu stellen: «Willst du so weiterfahren?»

Im Kern geht es ums Spirituelle: Die Leidenserfahrung soll zur Läuterung führen, die Läuterung zur Bewusstseinserweiterung. So liesse sich etwa vermitteln, dass der Astral-Leib, diese unseren verletzlichen Körper schützend umgebende Freiseele, nicht aus ferrarirot gespritztem Blech besteht. In der Tat ein etwas okkulter Ansatz. Die Landeskirchen geben deshalb nur ungern zu, Teil des Projekts zu sein.

Allerdings ist das Projekt erfolgreich. Sehr erfolgreich sogar. Gemäss Astra wollen immer mehr Menschen an der Leidenserfahrung teilhaben. Um möglichst vielen diese Wallfahrten zu ermöglichen, wird der Ausbau der A1 am Grauholz auf sechs Spuren zügig vorangetrieben. Im Endausbau sollen es dreizehn Spuren werden.

Warum das Astra mitmacht? Es muss eben auch Busse tun. Seine Eigenbezeichnung – Astra – ist nämlich anmassend und fehlerhaft. Anmassend, weil die sparsamen Köch*innen der Schweiz wissen: Astra® steht ausschliesslich und für immer für das preiswerte Speisefett aus den Astra® Fett- und Oelwerken Steffisburg! Da will uns das eine, plagiierende Astra mit all seinen milliardenschweren Projekten mit der Sparsamkeitsausstrahlung des anderen, echten Astra® einsalben! Zudem ist die Abkürzung Astra wie gesagt fehlerhaft. Es geht hier ums Bundesamt für Strassen und nicht bloss ums Amt für Strassen. Der Verein müsste also Bastra heissen, basta!

Askforce-Selection #56, 7. Juni 2024

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