Liebe auf den tausendsten Blick? – Askforce-Selection #46

Die Liebe auf den ersten Blick – gibt es sie nur dann? Wieso nicht auf den zweiten – oder den tausendsten Blick? Bei der Beantwortung dieser Frage wird die Askforce mathematisch.

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Die Hirnwindungen der Askforce im Hochbetrieb. (Bild: Pia Zibulski)

Es gebe ja «Liebe auf den ersten Blick», in Filmen, Büchern, Liedern – und tatsächlich auch im realen Leben. Doch gibt es auch, fragt Frau Sabine A. aus Lyss, «Liebe auf den zweiten, fünften oder tausendsten Blick»?

Ja doch! Und zwar ausschliesslich auf den zweiten, fünften oder tausendsten Blick, Frau A. Niemals auf den ersten! Doch der Reihe nach. Zunächst gestehen wir es an dieser Stelle erstmals, aufs äusserste provoziert durch Ihre Frage: Dass die Askforce, die offizielle «Fachinstanz für alles», in Insiderkreisen auch als Kongregation epikureischer Schule gilt.

Diese stellt zwar das Streben nach Lust als Konstante der menschlichen Existenz dar. Doch Lust erreichen Menschen gemäss den Denkern des 3. Jahrhunderts nach Christus gerade nicht, indem sie den Begierden freien Lauf lassen, wie wir Heutigen uns das so gerne ausmalen, sondern, ganz im Gegenteil, durch die Zähmung derselben. Die Lehre Epikurs wird konsequent missverstanden! Tugendhaftigkeit ist also kein Wert an sich, sondern Mittel zur Lust! Mit dem biederen Ziel des inneren Friedens und der Genügsamkeit.

Fragt die Askforce, Hauptstädter*innen!

Die Askforce nennt sich selber «Berns bewährte Fachinstanz für alles, die Antworten auf Fragen liefert, die viele nicht zu stellen wagen». Mit anderen Worten: Keine Frage ist zu abwegig. Das ist eine Aufforderung an alle Hauptstädter*innen: Deckt die Askforce mit euren lebenswichtigen Fragen ein – an diese Adresse: [email protected].

Über 20 Jahre lang erschien die Askforce wöchentlich im Bund und erarbeitete sich den Ruf, die schrägste Kolumne der Schweiz zu sein. Als Bund und BZ im Herbst 2021 fusionierten, verschwand die Askforce aus dem Traditionsblatt, verewigte sich in einem Buch und tauchte als Startup Anfang 2022 wieder auf.

Wie übertragen wir nun aber diese Erkenntnisse auf die Liebe und auf erste, zweite, fünfte oder tausendste Blicke? Nichts einfacher als das: Ein erster Blick kann bestenfalls reflexartige Begierde auslösen, nicht aber Liebe. Denn wirkliche Liebe ist, frei nach Epikur, gezähmtes Begehren – zu Hinwendung entwickelter Machtanspruch, sublimierte Erotik, zu Bescheidenheit und Respekt verwandelter Narzissmus.

Sicher wissen Sie, geschätzte Frau A., dies alles längst. Vielleicht haben Sie Ihre Frage in einer zerstreuten, übermüdeten Tagesphase formuliert, aus Versehen sozusagen. (So wie kürzlich die Berner Regierungsratsmitglieder, als sie sich, geistesabwesend, Kleinstspesen für Brötchen oder Bananen erstatten liessen. Kann doch passieren!)

Ein erst spät entdecktes Detail Ihrer Frage hat uns dann allerdings noch über Gebühr beschäftigt: Was hat es mit der Reihe 2, 5, 1000 auf sich? Also mit dem zweiten, fünften und tausendsten Blick? Die Askforce, mathematisch genauso auf der Höhe wie Sie, Frau A., hat die Formel dazu: 2 mal 5 mal 1000 ergibt doch 10'000. Just so viele Augenblicke stehen uns, so sagt’s die Wissenschaft, jährlich zur Verfügung, um uns zu verlieben. 27 pro Tag! Auch da, geschätzte Frau A., sind wir Ihnen genüsslich-mathematisch auf die Schliche gekommen!

Askforce-Selection #46, 19. Februar 2024.

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