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Mehr ging nicht

Die Berner Eishockeysaison ist zu Ende. Der SCB verliert Spiel 7 des Playoff-Viertelfinals gegen Fribourg Gottéron mit 1:4 und scheidet aus – nach einem Match, der plötzlich kippte.

Fans im Eishockey Playoff Spiel zwischen dem SC Bern gegen HC Fribourg-Gotteron fotografiert am Mittwoch, 26. Maerz 2025 in Bern. (VOLLTOLL / Manuel Lopez)
Kämpfä bis zum Ändi: Das tat der SCB, allerdings vergeblich. (Bild: Manuel Lopez)

In diesem Spiel ging es um alles oder nichts. Und am Ende des Abends hatte Gottéron alles und Bern nichts. Berns Saison ist beendet, während dem Gottéron die Halbfinalserie gegen den HC Lausanne bestreiten wird. Dieser chronologische Bericht zeigt auf, wie die Partie im zweiten Drittel plötzlich zu Gunsten der Freiburger gekippt ist.  

«Kämpfä bis zum Ändi», forderten die Berner Fans auf einem Transparent vor Beginn der Partie. Dazu brauchte es Abend zwingend einen Sieg. Der Berner Coach Jussi Tapola vertraute auf das gleiche Line-up wie am Montag in Freiburg. Die Stimmung in der wiederum ausverkauften Postfinance Arena war grossartig.

Und der SCB schien den Tarif von Beginn weg durchgeben zu wollen. Es dauerte fast vier Minuten, bis Gottéron ein erstes Mal im Berner Verteidigungsdrittel auftauchte. Allerdings nur, weil Bern in Unterzahl geraten war. Doch auch in Überzahl spielte sich Gottéron keine wirkliche Chance heraus. Auch Bern verzeichnete zwar in diesem ersten Drittel nicht viele Schüsse aufs Freiburger Tor, dominierte die Partie aber über weite Strecken deutlich.

SCB in Frühlingsfrische

Gegen Ende des ersten Drittels kamen dann auch die Freiburger zu einigen Chancen, die der Berner Torhüter Philip Wüthrich aber parierte. Es war eine äusserst flüssige Partie ohne viele Unterbrechungen. Das Powerbreak (dann, wenn die TV-Stationen Werbung einspielen), das typischerweise rund 11 Minuten vor Schluss eines Drittels kommt, fand erst 2:13 vor Ende des ersten Drittels statt.

«Hauptstadt»-Eishockey

Die «Hauptstadt» hat sich aufs Eis gewagt. In einer Zusammenarbeit mit dem Onlinemagazin eishockey-online.ch hat Berichte zu den Playoff-Spielen des SC Bern präsentiert. Mit diesem Bericht endet das Abenteuer für diese Saison – der SCB ist ausgeschieden. 

Diese Version des Spielberichtes zum Heimspiel des SCB wurde durch die «Hauptstadt» leicht redigiert. Die Originalversion des Textes findest du hier.

Die Bilder zu diesem Text aus dem siebten Playoff-Spiel stammen von Manuel Lopez von «live.it». «Live.it» hat alle Playoff-Heimspiele des SCB fotografisch abgedeckt.

Am Donnerstag Abend spielen die SCB Frauen das wichtigste Spiel der Saison. Sie können Schweizer Meisterinnen werden. Den Matchbericht wirst du ebenfalls auf eishockey-online.ch finden.

Insgesamt wirkten die Berner zu Beginn frischer. Das sah nach dem Spiel auch der SCB-Stürmer Simon Moser so: «Wir kamen besser aus der Kabine, hatten mehr Scheibenbesitz und waren schneller. Wir brachten allerdings keine wirkliche Gefahr vors Tor.»

Berns Tristan Scherwey im Eishockey Playoff Spiel zwischen dem SC Bern gegen HC Fribourg-Gotteron fotografiert am Mittwoch, 26. Maerz 2025 in Bern. (VOLLTOLL / Manuel Lopez)
Never give up: Tristan Scherwey (in Schwarz) fightet gegen drei Freiburger (Bild: Manuel Lopez)

Die Folge: In der 26. Minute ging Gottéron in Führung. Dave Sutter hatte von der blauen Linie geschossen, und Daniel Ljunggren lenkte die Scheibe für den Berner Torhüter unhaltbar zum 0:1 ab. In dieser Phase offenbarte sich wie so oft in dieser Serie die Berner Schwäche, eine Überlegenheit nicht in Tore umzumünzen zu können.

Plötzlicher Leistungsabfall

Und so kam es wie es kommen musste. Gottéron erhöhte auf 0:2 .Yannick Rathgeb traf. Und für Bern kams noch schlimmer. Nur wenige Momente später legte Gottéron noch einmal nach, dieses Mal durch Maximilian Streule: 0:3. Ohne dass sich das wirklich abgezeichnet hatte, kippte die Partie zu Gunsten der Freiburger. Oder um es mit zwei Binsenwahrheiten aus dem Sport zu umschreiben: Machst du keins, kriegst du eins.

Berns Noel Vermin im Eishockey Playoff Spiel zwischen dem SC Bern gegen HC Fribourg-Gotteron fotografiert am Mittwoch, 26. Maerz 2025 in Bern. (VOLLTOLL / Manuel Lopez)
Auf dem letzten Zacken: Noël Vermin sprintet. (Bild: Manuel Lopez)

Unter Experten ist man sich zudem einig, dass «nach jedem Tor irgendetwas passiert». Hier waren drei Tore passiert und danach? Simon Moser sagte: «Doch es ist etwas passiert, wir wurden schlechter. In solchen Situationen müsste man einfach weiter spielen und in den eigenen Game-Plan vertrauen. Das müssen wir irgendwie lernen.»

Egal mit wem man in der zweiten Drittelspause sprach, man war sich einig. Das wird schwierig. Der SCB hatte nach den Gegentoren keine Reaktion gezeigt. Womit dem Chronisten unweigerlich der Satz des einen Zuschauers in den Sinn kam, der heute selbstverständlich auch wieder da war: «Mehr geht offenbar nicht.» 

Der Glaube stirbt zuletzt

Fangesänge hallten trotzdem noch durch die Arena. Auf Freiburger Seite waren es Gesänge, die schon den Sieg feiern sollten. Und auf Berner Seite wollte man sich die Stimmung nicht ganz verderben lassen und besang wohl das Zusammensein. Wobei die Berner Fans schon ab und an etwas ihrem Umut Ausdruck gaben: «Mir wei gseh, üse SCB.» Womit die Fans deutlich machten, dass eigentlich mehr möglich sein sollte. Aber eben: Mehr ging offenbar nicht. Zumindest an diesem Abend nicht.

Jussi Tapola griff bereits über 10 Minuten vor Schluss zur ultimativen Massnahme und nahm seinen Torhüter vom Feld, um ihn durch einen sechsten Feldspieler zu ersetzen. Nach über einer Minute Überzahlspiel ohne wirkliches Powerplay fiel es dann doch noch. Das erste Berner Tor. Simon Moser traf. Wer sonst, ist man versucht zu sagen. Doch dazu weiter unten mehr. Die Berner Fans sangen in diesen Momenten wieder lauter. 

Als die Berner gut vier Minuten vor Ende in Unterzahl gerieten, verliessen die ersten Zuschauerinnen und Zuschauer die Arena. Der Glaube an eine Wende in letzter Minute war verflogen. Philipp Wüthrich wurde zwar wieder aus seinem Tor beordert, um mindestens mit 5 gegen 5 Feldspielern antreten zu können. Knapp drei Minuten vor dem Ende kam sie dann, die definitive Siegsicherung für Gottéron. Jakob Lilja erzielte das 1:4.

Leuenbergers Genugtuung

Lars Leuenberger, der Coach von Gottéron hatte wieder in seiner Spezialdisziplin reüssiert. Ein Team, das nicht funktioniert, aufzurichten. Genau so wie ihm das mit dem SC Bern im Jahr 2016 gelungen war, als er diesen von Rang 8 nach der Qualifikation zum Meistertitel coachte. Leuenberger hat Gottéron kurz vor Weihnachten in einem desolaten Zustand übernommen und hat das Team nur Tage später zum Spengler-Cup-Sieg geführt.

Fribourgs Spieler im Eishockey Playoff Spiel zwischen dem SC Bern gegen HC Fribourg-Gotteron fotografiert am Mittwoch, 26. Maerz 2025 in Bern. (VOLLTOLL / Manuel Lopez)
Das wars: Fribourg Gottéron bejubelt den Halbfinaleinzug. (Bild: Manuel Lopez)

Und jetzt setzt er sich in Spiel Nummer 7 gegen den Favoriten aus Bern durch. In einem 7. Spiel, in dem nicht viele daran glaubten, dass Leuenberger seine Mannschaft wieder aufrichten würde. Leuenberger hat es geschafft. Einmal mehr. Es wird interessant sein zu beobachten, wie weit der Freiburger Weg noch gehen wird. Gegen Lausanne, das gegen Langnau auch über 7 Spiele gehen musste, sind die Freiburger Chancen jedenfalls intakt.

Mosers Aufrichtigkeit

Lars Leuenberger wurde noch auf der Grossleinwand gezeigt. Sein dezentes Lächeln dürfte sinnbildlich dafür gewesen sein, wie viel ihm der heutige Sieg bedeutet. Auf der anderen Seite der Emotionen konnte Simon Moser, der vorbildlich kämpfende Stürmer des SCB nach dem Spiel nur bestätigen, dass es ein bitterer Abend gewesen ist. «Ja, sehr bitter. Die Saison ist zu Ende. Was bleibt, sind viel Frustrationen und viele Fragen.» Eine der Fragen dürfte sein, warum man es in den sieben Spielen jeweils nicht geschafft hat, auf Rückschläge zu reagieren. «Heute hat Gottéron schlauer gespielt», meinte Moser. 

An dieser Stelle sei Simon Mosers langjährige Leistung gewürdigt. Der 36-Jährige setzt sich nach wie vor mit allem, was er hat, für sein Team ein. Und dass er heute das einzige Tor der Berner erzielt hat, ist definitiv kein Zufall. Moser hat noch einen Vertrag bis 2026. Er ist der Typ Spieler, der auf und bestimmt auch neben dem Eis eine sehr wichtige Rolle für das Team hat. Und Moser ist der Mann, der – wie heute – auch in den bitteren Momenten Red und Antwort steht.

Das tat auch Coach Jussi Tapola: «Ich bin stolz auf die Jungs. Wir waren 3. nach der Regular Season», sagte er.

Tapola hatte nach dem Spiel seinen Spielern eine positive Message mitgegeben: «Das eine sind die Siege, und hier ist es uns nicht gelungen, genügend Siege zu erringen. Anderseits hatten wir einen grossartigen Teamspirit. Und wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.» Weitere werden folgen müssen. 

SC Bern – HC Fribourg Gottéron 1:4 (0:0, 0:3, 1:1)

Tore:

26. Daniel Ljunggren (Sutter, Nicolet) 0:1

33. Yannick Rathgeb (Gunderson, Sörensen) 0:2

36. Maximilian Streule (Sörensen, Schmid) 0:3

52. Simon Moser (Lehmann, Baumgartner) 1:3

58. Jakob Lilja (Streule) 1:3

Zuschauer:

17’031 Zuschauer (ausverkauft)

Postfinance Arena, Bern

Stand in der Serie: 3:4 Gottéron für die Halbfinals qualifiziert  

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