Kulturgeschichte des Haslitaler Föhns – Askforce-Selection #19

Wenn der Föhn durchs Haslital bläst, was tut er da genau, mit wem und warum? Die Expert*innen der Askforce führen sogar die Basler Leckerli auf ihn zurück.

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Der fragende Denkzustand der Askforce, wie ihn die Illustratorin Pia Zibulski sieht. (Bild: Pia Zibulski)

Stephan H. aus S. im Simmental hat eine meteorologische Frage: «Ich höre immer wieder: Es bläst ein starker Wind durchs Haslital. Wen oder was bläst er da durchs Tal. Sich selbst?»

Lieber Herr H., als Bewohner des Simmentals sind Sie sicher mit den Eigenheiten unseres schönen Berner Oberlandes vertraut und wissen, dass der Föhn offiziell «der älteste Hasler» ist. Er kam im Zuge der Alpenverwerfung (anno Tertiär) von Süden her, ein stürmischer Warmlüftler, und liess sich für immer in den felsigen Hängen oberhalb des Brienzersees nieder. 

Dann wehte er eine schier endlose Zeit lang Tal auf, Tal ab, vertrieb sich die Zeit mit dem Auslösen von Lawinen, Herumblasen von allerhand Gewölk und dem Umherwerfen von Dohlen und Dählen, bis er endlich vom Menschen entdeckt und damit aktenkundig werden konnte. 

Während der Völkerwanderung (anno 375 bis 500) war es dann so weit. Vermutlich blonde Damen und Herren, der Legende nach Friesen und/oder Schwedinnen, tappten die Aare entlang obsi, bis ihnen der Föhn entschlossen entgegenwehte und sie vor lauter Kopfweh nicht mehr weiterkonnten.

Seither versuchen die Abkömmlinge der Nordländer mit dem Südwind auszukommen. Über Jahrhunderte funktionierte die Ménage gar nicht so schlecht, doch mit der Entdeckung des Tourismus wurde die Beziehung schwierig, hat der Föhn doch seine Aktivitäten bei erstbester Gelegenheit auf das Rütteln und Schütteln von Gondeln und Skiliftmasten ausgeweitet. 

Hauptstädter*innen fragen die Askforce

Seit September gibt die Askforce ein Gastspiel bei der «Hauptstadt». Mehrere Hauptstädter*innen haben diese Gelegenheit beim Schopf gepackt und der Askforce ihre Frage gestellt – pack auch du die Chance! 

Über 20 Jahre lang erschien die Askforce wöchentlich im Bund und erarbeitete sich den soliden Ruf, die schrägste Kolumne der Schweiz zu sein. Im Angesicht der Fusion von Bund und BZ im Herbst 2021 verschwand die Askforce aus dem Traditionsblatt, verewigte sich in einem Buch und tauchte als Startup Anfang 2022 wieder auf.

Jeden Montag kuratiert die Askforce eine spezielle Selection für die «Hauptstadt». Dieses Gastspiel führt sie fort bis zum astronomischen Frühlingsbeginn, der Tag-und Nachtgleiche am 20. März. Der Askforce-Briefkasten für Fragen aus der «Hauptstadt»-Community ist hier: [email protected].

Umgekehrt profitierte im letzten Jahrhundert insbesondere, passen Sie noch auf, Herr H.?, die Region Basel von den Implikationen im östlichsten Berner Oberland: Wetten, es war der Föhn, beziehungsweise der föhnbedingte Kopfschmerz, der anno 1903 den jungen Meiringer Confiseur André Klein auf Auswanderungsgelüste brachte? Er kam zwar statt bis nach Amerika nur bis Basel, wo er aber prompt die feinen Läckerli berühmt machte und vermutlich quasi aus der Teigschüssel heraus dem «Daig» flüsterte, dem Lande gebreche es an Kopfschmerzmitteln. Der Rest ist Pharmageschichte.

Lieber Herr H., wollen Sie immer noch wissen, was der Wind nun genau durch das Haslital bläst? Nun, es kommt einfach darauf an, mit wie viel Beaufort er unterwegs ist; verbürgt ist, dass der Wind im Haslital durchaus Container umweht und Häuser abdeckt. Also kann bei einem richtigen Sturm ungefähr alles, was nicht gerade niet- und nagelfest ist, von ihm mitgenommen werden.

Askforce-Selection #19

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