Die besten Negroni der Stadt
Der bittere italienische Drink steht auf mancher Getränkekarte in Bern. Diese fünf schmecken «Hauptstadt»-Gastrokritikerin Claudia Salzmann am besten.
Das wird ein bitterer Text. Ein Negroni besteht aus Wermut, Campari und Gin. Zu gleichen Teilen. Der italienische Drink scheint einfach, und trotzdem schmeckte er mir schon oft nicht. Mal stimmte das Verhältnis nicht, mal war er zu wässrig, mal zu experimentell.
Während es den Negroni früher nur in klassischen Bars gab, hat er längst Berns Tresen erobert. Es gibt auch verschiedene Varianten, bei denen der Gin ersetzt wird: Sbagliato (Prosecco statt Gin), Boulevardier (Whiskey statt Gin) oder Kingston (Rum statt Gin). Zudem gibt es ihn White (mit weissem Wermut), Cardinale (mit trockenem Wermut) und Campranello (mit Limoncello). Benannt ist der Drink nach dem Grafen Camillo Negroni aus Fiesole. Dieser bestellte der Legende nach beim Florentiner Barkeeper Fosco Scarselli 1919 oder 1920 einen mit Gin verlängerten Americano.
Der Rauchige vom Volver
Im Volver trinke ich den Negroni am liebsten stehend an der Bar, so kann ich den Bartendern bei der Arbeit zuschauen. Der Barmann serviert mir seine Lieblingsvariante: Statt der Gin-Flasche holt er einen Mezcal vom Gestell. Das Glas kommt aus dem Tiefkühler und ist auch nach dem Mischen noch beschlagen. Der Negroni (16.-) schmeckt rauchig dank dem Agaven-Destillat. Auch für die Begleitung – eine ehemalige Raucherin – schmeckt diese Note nicht zu stark. Volveremos!
Volver, Rathausplatz 8, 3011 Bern. Sonntag Ruhetag.
Der Perfekte im Versa
Das Versa am Kornhausplatz versteht sich als italienische Vermouth-Bar. Da sollte eigentlich nichts schiefgehen. Die Bedienung ist kompetent und hat sofort Empfehlungen für uns (pro Drink meist 15.-). Mein Begleiter ist ein Bar-Virtuose und kommentiert die Zubereitung. Alles ist perfekt: Die Produkte sind gut ausgewählt, einer der Wermuts stammt von Pio in Turin. Genug lange mit Eis kühl gerührt, das Glas mit Eiswürfeln aufgefüllt, den Glasrand mit der Orangenzeste aromatisiert und die Zeste zum Drink serviert. Einen Kritikpunkt hingegen gibt es: Die Wermutflaschen stehen über der Kaffeemaschine, weshalb der Aperitifwein wärmer als Raumtemperatur ist. Deshalb entsteht viel Eiswasser im Glas. In unserem Fall alles halb so wild: Wir schmecken beim «Avagoni» eine wunderbare Bitterkeit und beim Negroni einen leichten Karamellgusto. Formidabel!
Versa, Kornhauspl. 11, 3011 Bern. Täglich offen.
Der Schaumige im Asino
Was das Aussehen anbelangt, gehört das Asino zu meinen Lieblingen. Die Bar wurde von Aebi & Vincent gebaut und erinnert an die 1950er-Jahre. Geführt wird sie von Hans Merki, der früher die legendäre Markthalle besass. Die charmante Barkeeperin kommt in Fahrt beim Aufzählen ihres Negroni-Angebots. Wir bestellen einen Negroni mit Vieille Prune (statt Gin) und Schäumchen und einen mit Mezcal und Crème de Cacao. Beide Drinks werden in filigransten Gläsern mit einem einzigen grossen Eiswürfel serviert. Sie schmecken ausgewogen, spannend und sind viel zu süffig. Es gäbe auch noch den Winter-Negroni mit Gran Classico aus Kallnach und Steinpilzen. Oder eine Variante mit schwarzem Knoblauch. Wir kommen wieder.
Asino, Casinoplatz 2, 3011 Bern. So und Mo Ruhetage.
Der Leichte im Roma
In der Bar Roma wird der Negroni des Barkeepers Kenny Omosigho gerühmt. Er arbeitet am liebsten mit alkoholhaltigen Sachen, allerdings laufe auch der Nogroni immer besser, sagt er. Dieser besteht aus alkoholfreiem Gin, Crodino und alkoholfreiem Wermut. So einfach geht das im Jahr 2025, denn praktisch alle grossen Produzierenden haben eine Null-Promille-Variante im Angebot. Und wie schmeckt er? Fein, obwohl der Körper beim Trinken etwas fehlt. Nächstes Mal setze ich wieder auf den Klassiker.
Bar Roma, Rathausgasse 64, 3011 Bern. Sonntag Ruhetag.
Der Schnelle im Viktor
Am Viktoriaplatz gibt es wohl den schnellsten Negroni-Service der Stadt. Im Viktor fliesst der Aperitif (15.-) aus dem Zapfhahn. Wir messen die Zeit: 90 Sekunden dauert es, bis der charmante Service das filigrane Glas auf den Tisch stellt. Grandios finde ich das, und so schmeckt er auch. Perfekt gemischt, randvoll mit Eiswürfeln und leuchtend rot schimmert auch noch die Herbstsonne durchs Glas. Bei der zweiten Runde bestelle ich einen Cold-Brew-Negroni (15.-), mit kalt aufgegossenem Kaffee drin. Ich würdige den Mut und die Kreativität, aber halte mich doch an den Klassiker.
Viktor Bistro-Bar, Viktoriaplatz 3, 3013 Bern, täglich offen.
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