Europaplatz Spezial

Essen beim Europaplatz

Die «Hauptstadt» ist vom 21. bis 25. Oktober im Haus der Religionen am Europaplatz zu Gast und testet das Gastroangebot in der Umgebung.

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Etwas versteckt: Das Restaurant Vanakam im Haus der Religionen. (Bild: Danielle Liniger)

Restaurant Vanakam: Samosa und Frühlingsrolle, Salat, Gemüsecurrys und Mangocreme

Das Restaurant im Haus der Religionen entpuppt sich als Geheimtipp. Es bietet von Dienstag bis Freitag jeweils ein ayurvedisch-koscheres, vegetarisches und auf Wunsch glutenfreies Mittagsmenü an. Was jetzt für manche etwas gar gesund klingen könnte, ist in Wahrheit auch für Allesesser*innen ohne spezifische Ernährungsrichtlinien absolut zu empfehlen.

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Hausgemachte Frühlingsrolle, frischer Salat. (Bild: Danielle Liniger)

Das Restaurant wird geführt von Sasikumar Tharmalingam, der daneben (oder eher hauptberuflich) Hauptpriester des Hinduistischen Tempels im Haus der Religionen sowie als Seelsorger und Familienmediator tätig ist. «Koch bin ich aus Leidenschaft und weil ich Lust habe», sagt er zur «Hauptstadt». 

Das merkt man ihm an, wenn er sich und das Tagesmenü seinen Gäst*innen warmherzig vorstellt, sich alle Bestellungen im Kopf merkt und uns, kaum ist der Teller leer, einen Nachschlag anbietet. Das Menü inklusive Vorspeise und Dessert kostet 28.50 Franken für eine grosse und 26.50 für eine kleine Portion. Nur den Hauptgang gibt es für 22 bzw. 19 Franken.

Zur Vorspeise gibt es neben einem warmen Ingwerwasser wahlweise hausgemachte Samosas oder Frühlingsrollen mit oder ohne Salat – oder auch nur Salat (alles vegan). Meine Frühlingsrolle schmeckt vorzüglich, sie ist gut gefüllt mit leckerem Gemüse und Glasnudeln. Der Teig ist wunderbar knusprig. Auch das dunkle Salatdressing ist sehr lecker. Der Blattsalat kommt mit Sprossen, Nüssen, Gemüsestreifen und einem Schnitz Avocado.

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Lecker und mit Konzept: Verschiedene Beilagen für verschiedene ayurvedische Körpertypen. (Bild: Danielle Liniger)

Zur Hauptspeise (ebenfalls vegan) gibt es Basmatireis mit vier verschiedenen Gemüsebeilagen. Sie orientieren sich an den ayurvedischen Prinzipien der drei Körpertypen Vata, Pitta und Kapha, die auch jeweils für unterschiedliche Elemente stehen, wie Tharmalingam erklärt: Leicht scharfes Aubergine-Peperoni-Curry (Feuer), Linsen-Daal (Luft), süsse, weich gekochte Kohlrabi an Kokosmilch (Wasser) sowie Broccoli und Rotkohl («einfach, weil es gut schmeckt»). 

Das Highlight ist das Dessert: Mangocreme mit Kardamom, Zimt und Rohrzucker, diesmal nicht vegan, sondern mit ein wenig Naturejoghurt. Sie ist einfach köstlich, und ich möchte mehr davon in meinem Leben. Nur schon dafür empfehle ich einen Besuch im Vanakam (Tamilisch für «Hallo») wärmstens. (Jana Schmid)

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(Bild: Danielle Liniger)

Trattoria Bella Italia: Pinsa, Pizza, Pasta

Heisse Luft, die nach frisch gebackener Pizza riecht, strömt einem entgegen, kehrt man in die Trattoria Bella Italia ein. Das italienische Restaurant befindet sich einen Fussgängerstreifen weit entfernt vom Europaplatz. Innen ist es angenehm. Das Licht im grossen Saal mit den cremefarbenen Wänden ist warm und matt. Wir setzen uns auf die roten Polster-Stühle, und da kommt auch schon die Karte. 

Es dauert deshalb auch nicht lange bis zur Vorspeise. Zum Mittagsmenu kriegt man hier Suppe oder Salat (6.50 Franken) und Brot. Die Weissbrot-Stücke sind kompakt, doch luftig und sicher aus Pizzateig. Und der Salat solid. Von allem etwas mit dabei: Tomate, Gurke, Mais und Rüebli.

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Klein aber vielfältig: Der bunte Mittagsmenü-Salat. (Bild: Danielle Liniger)

Bevor wir fertig sind mit dem ersten, kommt auch schon der zweite Gang. Gut, denn alle haben Hunger. Der Kollege hat sich für Pasta vom Wochenmenü  (19.50 Franken) entschieden. Er, der sonst kaum Fleisch isst, bestätigt sich ab und zu mit einer Ausnahme die Regel. Denn unter die Tomatensauce sind Speckwürfel gemischt. Das passt nicht so ganz, findet er - Vegi wäre besser. Also kann er zukünftig wieder in Ruhe auf Fleisch verzichten. Sonst ist er aber sehr zufrieden: Die grossen Rigatoni sind al dente, das gefällt ihm und die Portion passt sowieso, denn er hatte einen aufregenden Vormittag. 

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Eine gute Mittags-Portion: Rigatoni an Tomatensauce. (Bild: Danielle Liniger)

Ich habe es mir einfach gemacht, mit der nach dem Haus benannten Pizza Bella Italia (21.50 Franken). Entgegen meiner Erwartung werde ich davon aber nicht ganz überzeugt. Der Teig ist dünn, etwas trocken. Die frischen Tomaten-Schnitze und der Spinat geben ein leckeres Topping ab. Allerdings stimmt das Verhältnis von Tomatensauce und Käse nicht überein. Von letzterem hat es für meinen Geschmack zu viel drauf.

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Pizza Bella Italia: Macht dem Käse alle Ehre. (Bild: Danielle Liniger)

Der Kollegin geht es ähnlich mit ihrer Pinsa (26.50 Franken). Dieses Teig-Gericht ist mit Zucchini und Rucola getoppt. Darunter und darüber finden sich Mozzarella, Parmesan und Burrata. Das Ganze ist deshalb sehr mastig, findet die sie  – aber sehr fein! Der spezielle Pinsa-Teig wird aus drei Sorten Mehl gemischt und drei Tage ruhen gelassen, dann nicht gerollt, sondern flach geknetet. Der Teig ist deshalb luftig und saftig und aussen schön kross.

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Ist mit drei Arten Käse belegt: Pinsa Romana. (Bild: Danielle Liniger)

Die Kollegin und ich werden nicht fertig mit den deftigen Käse-Gerichten. Ob wir das einpacken wollen, fragt die aufmerksame Bedienung zu unserer Erleichterung. Ja, gerne! Nach dem Espresso (4.60 Franken) sehen wir dann lange nichts mehr von ihr. So drücken wir zum Spass den Knopf neben dem Tisch, der mit «Service» angeschrieben ist. 

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Dekoration im Bella Italia: Der «Service»-Knopf. (Bild: Danielle Liniger)

Der funktioniere eben nicht, erklärt uns die Service-Angestellte später lachend. Der Unterhaltungsfaktor hat auf jeden Fall funktioniert. So verlassen wir das Bella Italia satt, heiter und mit einem Zvieri im Gepäck. (Mara Hofer)

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Die portugiesische Spezialwoche lockt auch mit einem portugiesischen Dessert. (Bild: Joël Widmer)

SBB Restaurant Weyermannshaus: Kabeljau, Linsencurry und Reh-Schnitzel

Am Europaplatz gibt es alles. Tram, Bus, Zug, Skatepark. Coop, Beck, Drogerie, Asia-Shop. Nur kulinarisch ist die Auswahl nicht so gross. Und so führt uns das erste Mittagessen gleich etwas weg vom Platz. Wir bleiben aber in der Nähe der Bahngleise.

Das SBB Restaurant Weyermannshaus liegt versteckt direkt beim Güterbahnhof, erreichbar ist es über eine Treppe von der Strasse her. Es wird – wie sehr viele Kantinen in Bern – vom Zürcher Frauenverein betrieben. Und doch ist bereits beim Eintreten eine persönliche Note spürbar. Eine Stellwand mit Feedbacks auf farbigen Post-Its steht neben der Tür. «Weltklasse», «süper güt», «Sergio ist cool!», steht da.

Das kann ja nur gut kommen. Vom Saal aus hat man Ausblick auf die neuen Häuser der Überbauung Holliger, aber auch auf das Herbstlaub der Bäume, die den Fussballplatz Holligen säumen. Die Tische sind angenehm besiedelt von Büezern vom nahen Güterbahnhof und einigen Büromenschen.

Es gibt täglich ein Vegi- und ein Fleischmenü, dazu kommen in dieser Woche portugiesische Spezialitäten, angeregt vom portugiesischen Küchenchef Sergio. Der Kollege ist sofort Feuer und Flamme und bestellt den Kabeljau aus dem Ofen, der mit Kartoffeln und südländisch angehauchtem Gemüse serviert wird (18.50 Franken). Die Kollegin nimmt Wild, Rehschnitzel und Spätzli liegen auf ihrem Teller (18.50 Franken).

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Eine Portion, von der man garantiert satt wird: Linsencurry. (Bild: Joël Widmer)

Ich entscheide mich für das Vegimenü. Ein gut gewürztes Linsen-Curry, serviert mit weichem Naan Brot und trockenem Basmatireis (13.90 Franken). Dazu gibt es wahlweise Gemüse oder Salat, sowie Saft oder Suppe. Der tiefe Teller wird randvoll gefüllt und ich weiss bereits jetzt: Hungrig hat diesen Ort noch niemand verlassen.

Der Kollege strahlt: Er findet seine Wahl ein «super Preis-Leistungs-Verhältnis». Der Fisch sei saftig, mit einer guten Kruste, das Gemüse, mit Knoblauch und Oliven serviert, gelungen. Dass es bei seinem Menü auch gleich noch ein leckeres Pastel de Nata (DAS portugiesische Törtchen aus Blätterteig und süsser Sahne-Ei-Crème) dazu gibt, macht mich doch ein bisschen neidisch.

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Die Rehschnitzel sind etwas zäh, der Teller ist hübsch dekoriert mit Randensprossen. (Bild: Joël Widmer)

Die Kollegin mit dem Wild strahlt etwas weniger: Das Rehschnitzel sei ein bisschen zäh, und sowieso hätte sie lieber Gemüse und Salat gehabt, statt sich für eines von beiden entscheiden zu müssen. Freude hat sie aber an der angenehm grossen Portion, die sie bis aufs letzte Spätzli verdrückt.

Und ich? Bin pappsatt. Das Linsencurry ist solid und so gewürzt, dass der Schweizer Magen es verträgt. Mit den letzten Gabeln kämpfe ich mich ein bisschen ab. Aber ich bin ja auch keine Büezerin, nur ein Bürogummi.

Hätte ich ein Post-It gehabt, ich hätte geschrieben: «Ich komme wieder, aber nächstes Mal will ich auch ein Pastel de Nata!» (Text: Marina Bolzli)

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