Wohnen in Bern – ein unbezahlbares Privileg?
Bezahlbarer Wohnraum ist eines der knappsten Güter in der Stadt Bern. Gibt es Lösungen? Der fünfte Hauptsachen-Talk am Donnerstag, 23. März, im Progr widmet sich dieser Frage.
Die Sorge ums Wohnen steht weit oben auf der politischen Agenda: Die sich zuspitzende Wohnungsnot treibt die Mieten nach oben, weshalb der kantonale Mieterinnen- und Mieterverband diese Woche eine Volksinitiative zur Offenlegung der Vormieten lanciert hat.
Wer in der Stadt Bern eine erschwingliche Wohnung sucht, bleibt oft chancenlos. Derzeit entsteht die Siedlung Holliger auf dem früheren Areal der Kehrichtverbrennungsanlage am Warmbächliweg. Dort sind sechs gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften daran, ein neues Quartier mit rund 350 Wohnungen im bezahlbaren Bereich zu bauen. Paketweise kommen Wohnungen auf den Markt.
Und gehen weg wie frische Brötchen: In bisherigen Vermietungsetappen der Holliger-Siedlung hätten die Wohnungen zum Teil dreimal vermietet werden können, sagte Jürg Sollberger, Präsident der Wohnbaugenossenschaften Bern-Solothurn, kürzlich vor den Medien. Im Holliger kann man sich auch ein Bild davon machen, was heute von gemeinnützigen Genossenschaften neu gebaute Wohnungen kosten.
Das nächste Vermietungsfenster im Holliger öffnet sich in wenigen Wochen: Der Wohnblock Stromboli der npg AG für nachhaltiges Bauen, der Ende Jahr bezogen werden kann. Ein Info-Abend vor wenigen Tagen war vorzeitig ausgebucht, auf der Website sind die Mietpreise ersichtlich: Die Bruttomiete für eine Viereinhalbzimmer-Wohnung beträgt zwischen 2100 und 2300 Franken, Dreieinhalbzimmerwohnungen sind für 1600 bis 1800 Franken zu haben.
Vor einer Woche machten die Stimmberechtigten der Stadt Bern den Weg frei, dass auf dem Mittelfeld und dem Viererfeld 1140 Wohnungen für 3000 Menschen gebaut werden können. 2029 sollen die ersten bezogen werden, die Hälfte der neuen Wohnungen soll von gemeinnützigen Bauträgern erstellt werden, in der Preisklasse wie im Holliger.
Es gebe «viel zu wenig günstige Wohnungen in der Stadt Bern», sagte der Berner Finanzdirektor Michael Aebersold kürzlich im Gespräch mit der «Hauptstadt». In der Stadt gibt es 80’000 Wohnungen, jetzt kommen 1140 neue hinzu, die Hälfte davon genossenschaftlich: «Nüchtern betrachtet ist es nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein», so Aebersold.
Der Hauptsachen-Talk
Die Fragen stellen sich: Wer kann es sich noch leisten, in der Stadt Bern zu wohnen? Ist Wohnen für alle mehr Fiktion als Realität?
Diese Fragen vertiefen wir am Donnerstag, 23. März, im Live-Gespräch im Progr. Es diskutieren:
Ursula Marti, Grossrätin SP, Präsidentin Hauptstadt-Genossenschaft, dem Zusammenschluss mehrerer Wohnbau-Genossenschaften zwecks Bebauung eines Baufelds im Viererfeld.
Simone Richner, Stadträtin FDP, Vorstand Hauseigentümerverband Bern und Umgebung.
Karin Hofmann, Geschäftsführerin Verein Wohnen Bern, der von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen selbständiges Wohnen ermöglicht.
Moderation durch Jürg Steiner, Journalist «Hauptstadt».
Brennende Fragen gibt es zuhauf: Verdrängt attraktiver Wohnraum immer mehr den bezahlbaren Wohnraum? An was fehlt es auf dem Berner Wohnungsmarkt? Was genau wird getan, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen oder zu erhalten? Wie schwierig ist es für Menschen am Rand der Gesellschaft, Wohnraum zu finden? Wie wichtig ist für die Stadt Bern ein guter Wohnungsmix?
Willkommen sind auch deine Fragen: Wir freuen uns, wenn du in den Progr kommst und mitdiskutierst. Der Eintritt ist frei.