Wohnen in Bern – ein unbezahlbares Privileg?

Bezahlbarer Wohnraum ist eines der knappsten Güter in der Stadt Bern. Gibt es Lösungen? Der fünfte Hauptsachen-Talk am Donnerstag, 23. März, im Progr widmet sich dieser Frage.

Wohnen Symbolbilder fotografiert am 15.03.2023 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
Überbauung Holliger: Praxistest des genossenschaftlichen Wohnungsbaus. (Bild: Simon Boschi)

Die Sorge ums Wohnen steht weit oben auf der politischen Agenda: Die sich zuspitzende Wohnungsnot treibt die Mieten nach oben, weshalb der kantonale Mieterinnen- und Mieterverband diese Woche eine Volksinitiative zur Offenlegung der Vormieten lanciert hat.

Wer in der Stadt Bern eine erschwingliche Wohnung sucht, bleibt oft chancenlos. Derzeit entsteht die Siedlung Holliger auf dem früheren Areal der Kehrichtverbrennungsanlage am Warmbächliweg. Dort sind sechs gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften daran, ein neues Quartier mit rund 350 Wohnungen im bezahlbaren Bereich zu bauen. Paketweise kommen Wohnungen auf den Markt.

Und gehen weg wie frische Brötchen: In bisherigen Vermietungsetappen der Holliger-Siedlung hätten die Wohnungen zum Teil dreimal vermietet werden können, sagte Jürg Sollberger, Präsident der Wohnbaugenossenschaften Bern-Solothurn, kürzlich vor den Medien. Im Holliger kann man sich auch ein Bild davon machen, was heute von gemeinnützigen Genossenschaften neu gebaute Wohnungen kosten.

Das nächste Vermietungsfenster im Holliger öffnet sich in wenigen Wochen: Der  Wohnblock Stromboli der npg AG für nachhaltiges Bauen, der Ende Jahr bezogen werden kann. Ein Info-Abend vor wenigen Tagen war vorzeitig ausgebucht, auf der Website sind die Mietpreise ersichtlich: Die Bruttomiete für eine Viereinhalbzimmer-Wohnung beträgt zwischen 2100 und 2300 Franken, Dreieinhalbzimmerwohnungen sind für 1600 bis 1800 Franken zu haben.

Wohnen Symbolbilder fotografiert am 15.03.2023 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
Neue Wohnungen im Holliger gehen weg wie warme Brötchen. (Bild: Simon Boschi)

Vor einer Woche machten die Stimmberechtigten der Stadt Bern den Weg frei, dass auf dem Mittelfeld und dem Viererfeld 1140 Wohnungen für 3000 Menschen gebaut werden können. 2029 sollen die ersten bezogen werden, die Hälfte der neuen Wohnungen soll von gemeinnützigen Bauträgern erstellt werden, in der Preisklasse wie im Holliger.

Es gebe «viel zu wenig günstige Wohnungen in der Stadt Bern», sagte der Berner Finanzdirektor Michael Aebersold kürzlich im Gespräch mit der «Hauptstadt». In der Stadt gibt es 80’000 Wohnungen, jetzt kommen 1140 neue hinzu, die Hälfte davon genossenschaftlich: «Nüchtern betrachtet ist es nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein», so Aebersold.

Der Hauptsachen-Talk

Die Fragen stellen sich: Wer kann es sich noch leisten, in der Stadt Bern zu wohnen? Ist Wohnen für alle mehr Fiktion als Realität?

Diese Fragen vertiefen wir am Donnerstag, 23. März, im Live-Gespräch im Progr. Es diskutieren: 

Ursula Marti, Grossrätin SP, Präsidentin Hauptstadt-Genossenschaft, dem Zusammenschluss mehrerer Wohnbau-Genossenschaften zwecks Bebauung eines Baufelds im Viererfeld. 

Simone Richner, Stadträtin FDP, Vorstand Hauseigentümerverband Bern und Umgebung

Karin Hofmann, Geschäftsführerin Verein Wohnen Bern, der von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen selbständiges Wohnen ermöglicht. 

Moderation durch Jürg Steiner, Journalist «Hauptstadt».

Brennende Fragen gibt es zuhauf: Verdrängt attraktiver Wohnraum immer mehr den bezahlbaren Wohnraum? An was fehlt es auf dem Berner Wohnungsmarkt? Was genau wird getan, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen oder zu erhalten? Wie schwierig ist es für Menschen am Rand der Gesellschaft, Wohnraum zu finden? Wie wichtig ist für die Stadt Bern ein guter Wohnungsmix?

Willkommen sind auch deine Fragen: Wir freuen uns, wenn du in den Progr kommst und mitdiskutierst. Der Eintritt ist frei.

Hauptsachen Plakat Wohnen
(Bild: Jana Leu)
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Diskussion

Unsere Etikette
Thomas Balmer
22. März 2023 um 11:13

Mit Empörung und Fordern wird das Problem Wohnen nicht gelöst. Vielmehr soll sich jeder selbst bewusst sein:

1. Wer Klimaschutz ultimativ verlangt, verteuert die Neubauten und damit auch die Mieten.

2. Der Wohnflächenbedarf ist seit 1960 mehr als verdoppelt worden und mehr Fläche kostet ganz einfach mehr Miete.

3. Wer in keiner maroden Überbauungen leben will, die verslumen und zu sozialen Hotspots werden, muss akzeptieren, dass Wohnhäuser nach 50 Jahren umfassend saniert werden müssen.

4. Der Aufschrei bei den Erdbebenschäden in Syrien und der Türkei war laut und wer keine solche Katastrophen will, muss akzeptieren, dass stabiles Bauen auch die Mieten verteuert.

5. Die Stadt Bern verlangt für alle Überbauungen Parkanlagen, gestaltete Aussenräume und Spielplätze- und auch das kostet Geld und gibt höhere Mieten.

Wir müssen uns der Konsequenzen für unser Handeln bewusst sein und sollten mehr überlegen und unserer Verantwortung bewusst sein- und