Illustration zum Hauptstadt-Brief
Illustration (Bild: Marc Brunner, Büro Destruct)

Solidarität

«Hauptstadt»-Brief #12

Der Winter ist zurück und Bern weiss. Glücklich, wer die dicke Jacke noch nicht mit der ersten Frühlingseuphorie im Estrich verstaut hat. Sogar das Wasserspiel auf dem Bundesplatz muss eine Kältepause einlegen. Zu gross wäre die Gefahr, dass Passant*innen auf der vereisten Platzoberfläche ausrutschen könnten.

Zum Beispiel heute Vormittag, wenn dort Märitstände stehen. Oder heute Nachmittag, wenn die Teilnehmer*innen der Nationalen Friedenskundgebung ihren Marsch auf dem Bundesplatz beenden. Startpunkt ist die Schützenmatte, um 13.30 Uhr geht’s los. Aufgerufen zur Kundgebung haben diverse Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Parteien (Ausnahme: SVP) und Organisationen aus der Zivilgesellschaft.

Die Solidarität mit Geflüchteten aus der Ukraine hält in Bern weiter an. So hat die Burgergemeinde verkündet, dass sie 133'000 Franken an die Ukraine-Hilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes spendet – und somit den Spendebetrag aus dem Benefiz-Konzert des Berner Symphonieorchesters vom 16. März verdoppelt. Zusätzlich unterstützt die Burgergemeinde den Verein «Ukraine-Hilfe Bern» mit 150'000 Franken. Der Verein wurde von Privatpersonen gegründet und will Geflüchteten aus der Ukraine eine gewisse Normalität ermöglichen und vermittelt Angebote wie Sprach- und Sportkurse.

Übrigens: Spätestens am 15. Mai sollten die Wintereinbrüche vorbei sein. Zumindest, wenn die Bauernregeln stimmen und sich mit der Kalten Sophie an diesem Sonntag die letzte Kälte in den Sommerschlaf verzieht. Die Solidarität mit Geflüchteten – egal aus welcher Konfliktregion – hält hoffentlich länger an.

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Der Blick aus dem Fenster auf den blauen Himmel ist das Lieblingsbild des Fotografen der Bern-Serie. (Bild: Simon Boschi)
  • Kundgebung: Gestern Abend gegen elf Uhr gab es Radau im Mattehof-Quartier: Eine Gruppe von zirka 200 bis 300 Menschen tanzte durch die Strassen. Mit sich trugen sie ein Transparent mit der sehr breit auslegbaren Aufschrift «No Future». Als Folge davon konnten die Tramlinien 6,7 und 8 zwischen Hirschengraben und Loryplatz bzw. Brunnhof nicht mehr verkehren. Kurz vor ein Uhr gab Bernmobil auf Twitter Entwarnung. Denn die Menschen sind in die Länggasse weitergetanzt.
  • Fotoserie: Der «Hauptstadt»-Brief liefert nicht nur das Essenzielle für und über Bern in schriftlicher Form, sondern wird stets bereichert mit einem Bild, das die Sicht auf Bern von Fotograf*innen darstellt. Einen ganzen Monat lang stammten die Aufnahmen vom Berner Fotografen Simon Boschi. Zum heutigen Ende seiner Serie stellt er sich auf unserer Website kurz vor. Ab der nächsten Ausgabe begleiten die Bilder von Sarah Wipfli den «Haupstadt»-Brief.
  • Kantonsparlament: Mit ihrem Smartvote-Profil können Politiker*innen ihre Positionen transparent machen. Eine Auswertung der Spinnen des am letzten Sonntag neu gewählten Grossen Rats zeigt, dass in drei interessanten Bereichen Mehrheiten bestehen: für ein Solarpanel-Obligatorium auf Dächern, für eine ÖV-Offensive und für eine Steuersenkung. Wie sich die Parlamentarier*innen beim Ausfüllen der Fragebögen die kombinierte Umsetzung dieser schwer widerspruchsfrei denkbaren Massnahmen vorgestellt haben, wird die kommende Legislatur zeigen.
  • Ausgehen: Die Chance, dass du deinen Samstagabend in der Turnhalle verbringst, ist hoch. Denn eine Umfrage auf unserem Instagram-Kanal hat ergeben, dass viele Hauptstädter*innen oft die dortige Bar besuchen – sich aber nach einer Abwechslung sehnen. Dazu könnte es heute Abend kommen: An der Gerechtigkeitsgasse 78 eröffnen sechs Berner*innen die Rathaus Bar. Auf der Karte stehen neben Wein und Drinks lokale Biere und Apéroplättchen mit Produkten aus der Region. Auch in Holligen wächst das Gastro-Angebot: Seit Anfang März gibt es das Café Hueber, wo heute Abend das Melisma Saxofon Quartett zwei Konzerte spielt.

Berner Kopf der Woche

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Die Berner Rapperin Soukey. (Bild: Instagram: @s0ukey)

Einen gemütlichen Abend zu Hause wollte sich die Berner Rapperin Soukey am letzten Samstag machen. Sich erholen von ihren Auftritten und dem KV-Job, wie sie «20 Minuten» erzählte. Doch statt Ruhe gab es Ruhm und Geld. An diesem Abend wurden am M4Music-Festival in Zürich talentierte Nachwuchs-Musiker*innen ausgezeichnet. Über 1'000 von ihnen waren im Rennen um den Hauptpreis, den «Demo oft he Year 2022»-Award, dotiert mit 5'000 Franken Preisgeld. Als ihr Management die 19-jährige Soukey über ihren Triumph informierte, lag sie im Bett. Sie setzte sich in den nächsten Zug nach Zürich, kurz vor Mitternacht nahm sie dort ihre Auszeichnung entgegen.

Dabei wäre ihr Gewinnersong «Fuck» fast seiner Existenz beraubt worden: Nach der Aufnahme wurde ihrem Produzenten der Laptop geklaut, alle Daten gingen verloren. Soukey musste nochmals neu anfangen. Im Song geht es übrigens «um die ewige Suche nach der eigenen Identität und der besten Version von sich selbst. Zugleich geht es um Schmerz, verflossene Liebe und Vergänglichkeit.»

Wer ihr Konzert von gestern Abend im Dachstock verpasst hat, erhält bald eine neue Chance, Soukey live in Bern zu sehen: Am 9. April spielt sie auf dem Vorplatz der Reitschule.

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