Der Jahresrückblick mit Schneuwlys
Die Figuren der Fernsehsatire «Experiment Schneuwly» sind ab Ende Dezember im Theater zu sehen. Die «Hauptstadt» hat die Schneuwlys getroffen und einen etwas anderen Jahresrückblick gewagt.
Beginnen wir mit der Politik: Dieses Jahr waren Wahlen in der Stadt Bern. Dabei haben vor allem die linken Parteien zugelegt. Haben Sie etwas davon mitbekommen in Grosshöchstetten?
Hansjörg Schneuwly (HS): Wir haben etwas gesehen mit Walen. So eine Dokumentation, wie sie dort schwimmen. Ich glaube, sie sind vor Island herumgeschwommen, die Wale. Oder täusche ich mich da? Es gibt auch immer weniger Wale. Von dem her hat man schon etwas mitbekommen, auch in Grosshöchstetten. Rein von den Walen her, ja.
Bern hat nun die erste Stadtpräsidentin.
Margrit Schneuwly (MS): Das ist wie bei uns in Grosshöchstetten. Wir haben auch eine Gemeindepräsidentin. Das ist eine rassige.
HS: Ah ja? Das war nicht im «20 Minuten». Wer ist das denn?
Christina Hofer heisst sie. Sie ist von der EVP.
MS: Die haben wir schon gesehen. Du hast ihr die Hand geschüttelt bei der Führung in Grosshöchstetten. Da war sie noch nicht Präsidentin.
HS: Ah ja?
Anne Hodler und Matto Kämpf spielten von 2014 bis 2019 Margrit und Hansjörg Schneuwly in der SRF Webserie und Mockumentary «Experiment Schneuwly». Herr Schneeberger, der in der Serie Regie führt und aus dem Off durch die Serie führt, wird von Regisseur Juri Steinhart gespielt. Aufgrund seiner Vorschläge hat das Ehepaar das erste Mal gekifft, eine Paartherapie besucht oder für den Bundesrat kandidiert. Die beiden Figuren leben in Grosshöchstetten. Margrit Schneuwly betreibt ein Nagelstudio, Hansjörg Schneuwly arbeitet im Gartencenter. Ab dem 28. Dezember bis zum 26. Januar feiern Schneuwlys und Herr Schneeberger mit dem Stück «Schneuwlys machen ein Theater» ein Comeback im Theater Matte.
Alec von Graffenried, der acht Jahre das Stadtpräsidium innehatte, wurde abgewählt. Möchten Sie ihm etwas mit auf den Weg geben?
HS: Ja, die Garage ist schon gäbiger.
MS: Dieses Jahr kann er die Wiehnachtsgüetzi geniessen. Das gibt Raum für Kaffee.
HS: Alles Gute.
MS: Möchtest du noch mehr sagen? Du hast ihn ja auch schon gesehen.
Die beiden warten erwartungsvoll auf die nächste Frage.
Anfang dieses Jahres gab in der Berner Kantonsregierung die Spesenhandhabung zu reden. Regierungsrat Philippe Müller hat zum Beispiel sogar seine Banane, die er zum Znüni gegessen hat, als Spesen abgerechnet. Zahlen in Grosshöchstetten die Gemeinderät*innen die Bananen selber?
MS: Essen die überhaupt Bananen? Ich habe noch nie jemanden mit einer Banane gesehen.
HS: Das ist jetzt so etwas. Im Gartencenter haben wir manchmal Bestellungen für Bananenbäume. Aber die haben wir nicht an Lager. Und die dürfen wir nicht essen, wenn es schon Bananen an den Bäumen hat. Das ist eine Weisung. Wir haben eine Fruchtweisung. Früchte von Bäumen dürfen wir nicht ernten.
Wie kommen Sie von Grosshöchstetten nach Bern ins Theater?
HS: Ja, mit dem Golf.
Also mit dem Auto?
MS: Ich würde gerne hin und wieder mit dem Zug, aber Hansjörg ist zu wenig tifig, um das Perron zu erwischen in Bern, wenn wir wieder retour gehen.
Der Autobahnausbau wurde ja abgelehnt.
HS: In Grosshöchstetten gibt es nicht so Autobahnen. Sowieso nicht. Margrit, hast du da verstanden, was man abgestimmt hat?
MS: Das ist einfach, dass man generell…
HS: (spricht ins Wort) …mehr oder weniger…
MS: …schneller an den Orten ist, oder. Schneller hü, oder. Eher 120 als 80.
Hansjörg Schneuwly wiederholt murmelnd die Worte von Margrit.
HS: Ja, das würde ich auch unterschreiben. Wenn schon.
Nun ist aber der Autobahnausbau abgelehnt worden.
HS: Ja, dann halt. Es hat ja schon genug. Wenn man will, kann man ja auch…
MS: Ich würde sowieso lieber mit dem Zug gehen, Hansjörg. Das weisst du.
HS: Ja, wenn du willst, kannst du auch mit dem Zug gehen.
MS: Ja, wir können auch separat umetuckere.
HS: Ich würde dann trotzdem das Gölfli nehmen.
In der Stadtberner Politik gab dieses Jahr auch das Thema Container und Abfallentsorgung viel zu reden. Die Stadt wird – obwohl das Volk den Containern zugestimmt hat, nicht überall Container hinstellen, weil es nicht vereinbar ist mit dem Stadtbild. Haben Sie einen Container?
HS: Wir haben einen schönen Container. Und wir haben im Gartencenter auch noch viele Container. Ich finde es schon eine Bereicherung so ein Container. Ich hätte gerne noch einen mehr.
MS: Nein, also mich stören sie. Ich finde …
HS: Isch wahr? Ah nein, ich finde, das hat was Praktisches mit den Rädchen und man kann alles mögliche reinlegen und herumfahren. Wir machen manchmal ein Rennen im Gartencenter. Wenn der Chef auf einer Tagung ist, dann sitzt Hämpu in einen Container rein und wir stossen ihn so hin und her. Das ist aube noch lustig. Von dem her finde ich Container sicher eine gute Sache.
Die Uni wurde dieses Jahr von pro-palästinensischen Aktivist*innen besetzt. Sie forderten unter anderem einen «akademischen Boykott» von israelischen Institutionen. Wurde in Grosshöchstetten auch etwas besetzt?
MS: Also bei uns besetzten vor allem die Läuse die Schöpfe der Kinder. Das ist das, was wir mitbekommen.
HS: Und manchmal sind die Parkplätze besetzt. Das stört mich. Aber zum Glück haben wir die Garage.
MS: Mhm (nickt). Und dann haben wir noch so Bsetzistei.
HS: Bsetzistei haben wir auch noch. Sonst wäre mir aber nichts bekannt. Und manchmal, wenn ich dich anrufe, ist besetzt, oder.
Sie haben ja ein Kind, Salazar. Was würden Sie machen, wenn Ihr Kind die Schule in Grosshöchstetten besetzt?
MS: Das ist doch eine gute Sache. Also das heisst, dann wäre er in der Schule, oder. Es gibt ja genug, die nicht in die Schule wollen und schwänzen. Dann finde ich besetzen besser als schwänzen.
HS: Wenn das die Wahl ist, ja, dann äuä schon.
MS: Dann wissen wir, wo er ist, oder.
HS: Ja, das ist eine gute Überlegung. Ja. Da kann ich mich anschliessen.
Die Universitären Psychiatrischen Dienste haben dieses Jahr Sparmassnahmen einberufen und Angebote gestrichen. Gleichzeitig gibt es lange Wartelisten für psychiatrische Angebote. Die psychische Gesundheit ist ein wichtiges Thema. Wie geht es eigentlich Ihnen?
MS: Wir sind stabil.
HS: Ja, das ist vielleicht schon eher ein Thema von dir. Du bist doch manchmal ein bisschen am Wackeln.
MS: Nein, nein. Das dünkt mich nicht. Wenn jemand mudrig ist, bist es eher du.
HS: Also mudrig ist etwas anderes. Bei euch ist es doch auch in der Familie. Hast du nicht eine Gotte, die man mal einsperren musste?
MS: Die ist ja nicht blutsverwandt. Jetzt müssen wir schauen, dass wir uns nicht auf komische Äste rauslassen.
HS: Jää. Das färbt ja trotzdem ab. Sie hat dir ja Geschenke gegeben. (macht eine Pause) Was ist jetzt das Thema?
MS: Jetzt haben wir den Faden verloren. Du sagst einfach irgendetwas. Das hat auch keinen Zusammenhang zur Frage. Das ist eben auch ein Problem. Dass du dich nicht so gut konzentrieren kannst.
HS: (unterbricht) Was war die Frage?
MS: Wie es uns gesundheitlich geht.
HS: Aha. Sehr gut.
MS: Habe ich auch gesagt. Wir sind stabil. Warum holst du denn so weit aus? Einfach damit du etwas gesagt hast?
HS: (richtet sich wieder an die Journalistin) Das ist eben das Unangenehme am Theater spielen. Dass ich immer zuhören muss, was sie sagt. Bevor ich dann endlich selber etwas sagen kann. Das bin ich mir gar nicht gewöhnt, oder. Das ist eine sehr komische Erfahrung. Dieses Zuhören, das tut mir fast körperlich weh.
Und was ist, wenn Sie selbst zum Psychologen gehen?
HS: Das waren wir schon. Aber zusammen.
Bei der Paartherapie.
HS: Aber nur so zur Übung.
MS: (widerspricht) Nein, also…
HS: Doch einfach, weil der Herr Schneeberger wollte, dass wir gehen. Das war ein Ausprobieren. Wie ein Tag der offenen Tür. So war es.
Und wie fanden Sie das?
MS: Mir hat das gepasst. Das Reden.
HS: Das ist schon etwas mehr für Frauen. Das Therapeutische, oder.
MS: Aber du könntest es brauchen.
HS: Das sagst jetzt du. Das ist umstritten.
Was war Ihr kulturelles Highlight dieses Jahr?
HS: Eigentlich Eishockey Playoff. Ich habe viel Langnau geschaut. Das war sehr schön. Warst du nicht noch das Dorftheater schauen?
MS: Doch die Kür von «Bettle». Das hat mir sehr gefallen. Sie hat die Biellmann-Pirouette nachempfunden, meine Freundin Bettle.
HS: Aber nicht auf dem Eis, oder?
MS: Nein, sie war eben mit den Rollschuhen, es war ja im Sommer. Es hat sie zwei-, dreimal hingelegt, aber sie hat tapfer weitergemacht. Das war für mich ein Highlight, auch diesen Willen zu sehen.
HS: Dazu hat sie gejodelt, oder? War das so eine Parade?
MS: Ja.
HS: Einfach so Jodeln reicht nicht mehr, man muss noch Rollschuhfahren dazu. Das sagt auch viel über unsere Zeit aus. Die Ansprüche steigen. Das ist bei uns auch so im Gartencenter.
Haben Sie auch den Eurovision Song Contest verfolgt dieses Jahr?
HS: Ich habe ein bisschen was gehört vom Keller unten, ja. Du hast geschaut, oder? Mit Bettle zusammen?
MS: Ja, genau. Das ist schon eindrücklich, das sind Hühnerhaut-Momente.
HS: Jaja, mit einem Ohr habe ich manchmal gehört. Ich war mit Hämpu am loubsägele. Ich glaube, wir haben einen Hydrant gelaubsägelet. Ich mache gerne so Sachen. Etwas Laubsägelen. Manchmal auch Tiere.
MS: Also mehr so «frei nach». Du sagst jetzt, es sei ein Hydrant. Das tönt halt gut. Aber es ist eher so ein breiter Stecken.
HS: Wenn man es weiss, ist es schon ein Hydrant.
Nächstes Jahr wird der ESC in der Schweiz sein. In Basel.
MS: Das ist natürlich ganz flott.
HS: Ja, Basel, das habe ich im «20 Minuten» gelesen. Da singt vielleicht der Federer. Der wäre ja noch so bekannt, oder. Der hätte gute Chancen, wenn er ein Tennis-Chanson singen würde. Sollte man das vielleicht vorschlagen? (blickt fragend in die Runde)
MS: Du könntest es ja auch probieren für die Schweiz.
HS: (ignoriert MS) Peach Weber könnte man auch ins Rennen schicken. Der hat doch viele so Lieder.
Kommen wir noch zum Sport. Herr Schneuwly schaut Hockey. Schauen Sie auch Fussball?
HS: Jää, weniger.
Und auch schon live einen Hockey-Match gesehen?
HS: Ja, schon ab und zu. Aber nicht jeden.
MS: Nein, aber sehr viele, Hansjörg. Das kannst du jetzt also schon zugeben.
HS: Das ist noch gut, da kommt das ganze Dorf da zusammen.
MS: Also nicht das ganze, ich kenne viele, die nicht gehen.
HS: Ja, aber, wie soll ich sagen. Es ist ein Erlebnis in dem Langnau, ja. Wenn da alle herumgrölen und -johlen. Das ist schön.
Worauf ich beim Fussball hinaus wollte: Die YB-Männer sind zur Zeit nicht gut im Rennen. Die Frauen aber schon. Wie stehen Sie zu Frauenfussball?
MS: Das finde ich eine flotte Sache. Die, die das können…
HS: …soll man machen lassen, ja.
MS: Ich finde das eine gute Sache.
HS: Hast du das denn schon mal gesehen?
MS: Bei uns zu Hause ist es ja auch so. Ich schutte definitiv besser als du. Du hast glaub noch nie einen Ball getroffen. Du hast nicht so ein gutes Gefühl im Fuss.
Bleiben wir noch kurz beim Thema und machen einen Ausblick aufs nächste Jahr. Da findet die EM der Frauen auch in Bern statt. Werden Sie ein Spiel schauen?
MS: Ja, einfach um zu zeigen, dass es gut ist. Das haben Bettle und ich gesagt. Wir haben jetzt auch so einen Schal gelismet.
HS: Was sind die Nationalfarben der Frauen?
Regisseur Juri Schneeberger kommt in den Raum und lässt einen Kaffee aus der Maschine.
HS: Das ist der Herr Schneeberger.
MS: (äfft HS nach) Was sind die Nationalfarben der Frauen. Wir wählen noch gerade die Wolle aus. Da haben wir uns noch nicht entschieden. Wir wollen es dann schon ein bisschen «frei nach» machen.
HS: Ist das dieselbe Nationalhymne oder ist es eine andere? Es kommen spannende Zeiten auf uns zu mit diesen Frauen.
MS: Mhm (nickt).
HS: Ich würde euch auch hinfahren mit dem Gölfli. Kein Problem.
Würden Sie nicht mitgehen, Herr Schneuwly?
HS: Ich würde draussen warten.
Warum?
HS: (druckst herum) Ja, ja, ja…
MS: Weil du nicht stricken kannst, oder. Das ist dann schwierig ohne Schal.
HS: Ja und Bettle und ich, das ist schwieriges Terrain. Aber darauf müssen wir jetzt nicht weiter eingehen.
«Schneuwyls machen ein Theater» ist vom 28. Dezember bis zum 26. Januar im Theater Matte zu sehen.