Der Winterportulak: Frisches Kraut im frühen Frühling
Für ihre erste Kolumne kochen die Pflanzen-Spezialistinnen Pascale Amez und Melissa Knüsel mit Winterportulak.
Der erste Sonnenstrahl bringt so etwas wie Frühlingswärme auf den Bundesplatz. Mit der Sonne kommen auch die Besucher*innen und der Wochenmärit füllt sich. An den Ständen gibt es momentan vor allem Wurzeln, Rüben und Knollen. Wir aber suchen nach einem kleinen, unscheinbaren Blattgemüse: dem Winterportulak.
Im Winter sind frische Salate und Kräuter in unseren Breitengraden dünn gesät. Der Winterportulak ist die willkommene Abwechslung: Obwohl er eigentlich aus milderen Gegenden kommt, fühlt er sich bei kühlen Temperaturen wohl. Die Samen keimen bei höchstens zwölf Grad Celsius. Ursprünglich stammt die Pflanze aus berg- und küstennahen Gebieten von Mexiko bis Südkanada. Der Winterportulak hört übrigens auch auf die herzigen Namen Postelei, Tellerkraut oder Kubaspinat, wegen seiner Herkunft.
Das Gemüse macht sehr kleine, weisse Blüten und sät sich quasi von selbst wieder aus. Ein durchaus guter Freund auf dem Fensterbrett – mit einer einfachen Vliesabdeckung hast du den ganzen Winter über frischen Salat. Falls du keinen eigenen Winterportulak anpflanzen möchtest, findest du das Wintergemüse von Oktober bis März auf dem Märit oder in Hof- und Bioläden.
Das Beste am Winterportulak ist, dass du ihn komplett essen kannst. Sprich die Samen, Stängel, Blätter und Blüten können alle auf deinem Teller Platz finden. Ob roh oder gekocht spielt keine Rolle. Die Blätter und Stängel schmecken mild und etwas säuerlich-salzig, manche sagen ihnen auch einen nussartigen Geschmack nach. Das macht den Winterportulak zu einem tollen Begleiter in der Küche.
Nach dem Märitgang bereiten wir uns ein feines Zmorge zu: Omeletten mit Winterportulak. Dafür mischen wir 150 g Kichererbsenmehl mit 150 g hellem Dinkelmehl und je einem Teelöffel Salz und Kala Namak. Letzteres verleiht den Omeletten den Geschmack von Eiern, ohne dass wir welche benötigen. Dann geben wir fünf Esslöffel Rapsöl und einen halben Liter Wasser in die Schüssel. Mit einem Schwingbesen rühren wir so lange, bis der Teig eine gleichmässige Konsistenz annimmt. Dann geben wir etwa sechzig Gramm gewaschenen Winterportulak zum Teig und rühren ihn unter.
Die Omeletten braten wir in einer Bratpfanne mit etwas Öl aus. Wir mögen sie lieber dünn, weswegen wir nur eine kleine Portion Teig auf einmal in die Pfanne geben. Der Winterportulak hat den Drang, sich in der Mitte der Omelette zu sammeln. Deshalb verteilen wir ihn mit einer Gabel. Wenn sich an der Oberfläche Bläschen zu bilden beginnen, drehen wir die Omeletten. Zuerst mit der Kelle und gegen Schluss mutiger mit (zu viel) Schwung. Die Omeletten essen wir dann mit Apfelkompott von letztem Herbst. Ä Guete!
Zutaten:
- 60 g Winterportulak (oder anderes Grün)
- 150 g Kichererbsenmehl
- 150 g Dinkelmehl, helles
- 1 TL Salz
- 1 TL Kala Namak
- 5dl Wasser
- 5 EL Rapsöl
Optional zum Anrichten: Apfelkompott
Zubereitungsschritte:
- Mehl, Salz und Kala Namak in eine grosse Schüssel geben und verrühren.
- Das Wasser dazu giessen und mit dem Schwingbesen vermengen bis ein flüssiger Teig entsteht.
- Dann das Rapsöl darunter mischen. Den Winterportulak waschen und ebenfalls in die Schüssel geben. Nochmals alles gut mit einem Löffel umrühren.
- In einer Bratpfanne etwas Öl geben und erhitzen. Dann etwa eine Kelle Omelettenteig in die Pfanne giessen und leicht anbraten, bevor man sie wendet. Die Omelette herausnehmen und auf einem Teller abgedeckt beiseite stellen.
- Wiederhole das Prozedere, bis der Teig aufgebraucht ist.
Zu den Personen: Die beiden Bernerinnen Pascale Amez und Melissa Knüsel haben sich während ihrer Ausbildung kennengelernt - und dort auch die gemeinsame Liebe für einheimisch Gewachsenes entdeckt. Daraus ist der Blog Urkraut entstanden. Für die «Hauptstadt» widmen sie sich jeden Monat einem anderen Kraut.