Kopf der Woche: Angélique Beldner

Die Fernsehmoderatorin hat ein persönliches Buch zum Thema Rassismus geschrieben.

Angélique Beldner_News
(Bild: Ayse Yavas/zvg)

Angélique Beldner ist eine erfolgreiche und selbstbewusste Frau, bekannt als Moderatorin des SRF-Fernsehquiz «1 gegen 100» oder – bis im letzten Juli – als Moderatorin der Tagesschau. Beldner ist aber auch eine Schwarze Frau – und als solche seit ihrer Geburt 1976 und der ersten Lebensjahre in Frutigen oft in eine Sonderrolle gedrängt worden.

Nun hat die 49-Jährige, die mit ihrer Familie in Bern lebt, ein Buch über ihr Leben als Schwarze Frau in der weissen Schweiz geschrieben. «Rassismus im Rückspiegel» ist diese Woche erschienen. Im Buch thematisiert sie anhand der eigenen Lebensgeschichte, wie sich Rassismus in der Schweiz seit den 1970er Jahren verändert hat: Von den Überfremdungsinitiativen über die Einführung der Rassismusstrafnorm bis zur Black-Lives-Matter-Bewegung.

Keine Vorbilder

Der Rückblick ist in Jahrzehnte gegliedert und Beldner dabei auch kritisch mit sich selbst. Lange Zeit habe sie nicht zugegeben, überhaupt von Rassismus betroffen zu sein, ja, alles dafür getan, damit niemand auf die Idee gekommen sei, sie könnte «eine von denen» sein. Beldner war überangepasst.

2003 sei ihre Bewerbung für die Spätausgabe der Tagesschau abgelehnt worden mit der Begründung, die Schweiz sei noch nicht bereit für eine «dunkelhäutige Moderatorin». 2015 war die Schweiz soweit. Für sie selbst, schreibt Beldner, habe es aber «Selbstlüge und eine gewisse Ignoranz der Tatsache, dass man mich als Schwarze Frau las» gebraucht. Denn ja, Vorbilder gab es praktisch keine.

Angélique Beldners Buch ist eine Ermutigung. Für Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Aber auch für Menschen, die mitfühlen und sich für eine diskriminierungsfreie Schweiz einsetzen wollen. Es gibt zwar noch viel zu tun – aber es hat sich in den letzten Jahrzehnten auch einiges zum Besseren bewegt.

Angélique Beldner: «Rassismus im Rückspiegel», Limmat Verlag, 192 Seiten. Buchvernissage: Mi, 17.9., 19.30 Uhr, Aula im Progr Bern.

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