Mädesüss – ein natürliches Schmerzmittel

Die Blüten des Mädesüss aromatisieren Desserts und Getränke und können Schmerzen lindern. Trotzdem sollte man das süsse Kraut mit Mass geniessen, wie unsere Kolumnistinnen schreiben.

Mädesüss
Zarte Pflanze mit starker Wirkung: das Mädesüss. (Bild: Pascale Amez / Urkraut)

Hast du dich schon einmal gefragt, woher der Wirkstoff für schmerzlindernde Medikamente wie Aspirin stammt? Die Antwort auf diese Frage führt uns ins 19. Jahrhundert, als es Apothekern gelang, aus den ätherischen Ölen des Mädesüss Acetylsalicylsäure herzustellen. Seither hilft uns der Wirkstoff bei Fieber und Schmerzen. 

Aspirin wird heute künstlich hergestellt. In der Pflanzenheilkunde findet das Mädesüss wegen der in den Blüten enthaltenen Salicylsäure – der Wirkstoff in natürlicher Form – seit Jahrhunderten und nach wie vor Verwendung. Mädesüss hat zudem einen charakteristisch süssen Geruch und Geschmack. Das macht die Pflanze auch für die Küche interessant. 

Wie Zuckerwatte an roten Stängeln

Die Blüten sind schon von weitem sichtbar, denn die Planzen werden bis zu eineinhalb Meter hoch. Wie Zuckerwatte an roten Stängeln wachsen sie in feuchten Landschaften und sind an ihrem Duft einfach zu erkennen. Die Pflanze wirkt auf uns wie einem Märchen entrückt, so unwirklich ist die Erscheinung der zarten, wolligen Wedel. Bei genauem Hinsehen entdecken wir Hunderte einzelne Blüten, die weiss bis cremefarben strahlen. Sie sind bepudert mit Pollen und locken so viele Insekten an. 

Mädesüss
Mädesüss bilden wollige Wedel aus Hunderten von Blüten. (Bild: Pascale Amez / Urkraut)

Wenn wir die Blüten pflücken, müssen wir sie danach unbedingt im Schatten auslegen, um den kleinen Tierchen die Flucht zu ermöglichen. Sowieso: Mädesüss zu sammeln ist je nach Gebiet gar nicht so einfach. Es wächst zwar oft in grossen Beständen in Naturschutzgebieten, doch da soll es natürlich nicht gepflückt werden. Auf Reisen im hohen Norden haben wir massenhaft Mädesüss gesehen, bei uns kommt es jedoch seltener vor. Es mag feuchte Standorte, am liebsten steht es an unverbauten Bachläufen, die an Wiesen grenzen. 

Honig und Vanille

Der Name «Mädesüss» hat zwei mögliche Ursprünge, doch keiner hat mit «süssen Mädchen» zu tun. Eine Erklärung für den Namen kommt von der historischen Verwendung der Pflanze; sie wurde genutzt, um Met, einen Honigwein, zu süssen. Eine andere Ableitung kommt von «Mahd», der Bezeichnung für frisch gemähtes Heugras. Dessen süsser Duft soll dem Mädesüss seinen Namen gegeben haben. Auf Zweiteres deutet auch der englische Name «Meadow Sweet» hin, wörtlich übersetzt «Wiesensüss». 

Mädesüss
Das Aroma der Blüten lässt sich gut in Flüssigkeit ausziehen. (Bild: Pascale Amez / Urkraut)

Das Aroma der Blüten erinnert an eine Kombination aus Honig und Vanille. Es lässt sich wunderbar in Flüssigkeit ausziehen, zum Beispiel in Pflanzenmilch, und dann in Desserts weiterverarbeiten. Auch wenn die Blüten getrocknet werden, behalten sie ihr Aroma. Zusammen mit Holunder- und Lindenblüten geben sie einen kraftvollen Erkältungstee. 

Mädesüss
Erfrischend: Ein Sprudel mit Mädesüss, Zitronen und Stachelbeeren. (Bild: Pascale Amez / Urkraut)

Durch seinen süssen Geschmack verleitet das Mädesüss zu einem übermässigen Konsum, was einem auch zum Verhängnis werden kann. Die schmerzstillenden Eigenschaften kehren sich nämlich ab einem gewissen Punkt um und der Wirkstoff beginnt, Kopfschmerzen auszulösen. Ziemlich heimtückisch also. Wer empfindlich auf den Wirkstoff von Aspirin reagiert, sollte das Mädesüss von vornherein besser nur von weitem bewundern. 

Mädesüss
Mädesüss-Sprudel

Bei diesem Wetter bereiten wir aus einer Handvoll Blüten einen erfrischenden Sprudel zu. Den Rest der gesammelten Blüten trocknen wir für den Winter.

Zutaten

1 Liter Wasser mit Kohlensäure

1 Handvoll Stachelbeeren

6 Blütendolden des Mädesüss

1 Zitrone 

2-4 EL Zucker (optional)

Zubereitung

  1. Die Zitrone in Scheiben schneiden und mit den Stachelbeeren in einen Krug geben. Leicht zerstampfen – das geht am besten mit einem Mörserstössel.
  2. Die Blüten des Mädesüss dazugeben und alles mit dem Kohlensäurewasser aufgiessen. Je nach Wunsch etwas Zucker einrühren. 
  3. Für zwei Stunden in den Kühlschrank geben und durchziehen lassen. Die Blüten abseihen und kalt geniessen. Prost!

Zu den Personen: Die beiden Bernerinnen Pascale Amez und Melissa Knüsel haben sich während ihrer Ausbildung kennengelernt – und dort auch die gemeinsame Liebe für einheimisch Gewachsenes entdeckt. Daraus ist der Blog Urkraut entstanden. Für die «Hauptstadt» widmen sie sich jeden Monat einem anderen Strauch oder Kraut.

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