Bern in Bildern
Die Fotos von Stefan Wermuth (45) haben den «Hauptstadt»-Brief durch den Januar begleitet. Zum Abschluss zeigen wir die ganze Bilderserie – und er stellt sich kurz vor.
«Für mich ist Bern wie ein Malbuch, die Stadt ist der Umriss, die Outlines. Die Menschen und ihre Geschichten sind die verschiedenen Farben, sie geben der Stadt Leben, sind die Seele der Stadt.
Die im «Hauptstadt»-Brief erschienenen Bilder sind Teil eines fortlaufenden Porträtprojekts, mit dem ich im Jahr 2021 begonnen habe: Ich möchte die Menschen zeigen, die sich in der Stadt bewegen und Bern ausmachen. Dabei stelle ich den Porträtierten immer dieselbe Frage: «Was bedeutet Bern für dich?»
Ich laufe meistens planlos durch die verschiedenen Teile der Stadt – offen und mit neugierigem Blick – und schaue was passiert. So sind auch die Bilder durch spontane Begegnungen entstanden. Bei der Frage, wen ich fotografiere, lasse ich mich von meinem Bauchgefühl leiten. Im «Hauptstadt»-Brief sind die aktuellsten Porträts der Serie zu sehen, ergänzt mit drei älteren Bildern. Ich wollte eine möglichst vielfältige Auswahl von Menschen zeigen.
Alle Bilder habe ich mit einer analogen Grossformat-Kamera der Marke Deardorff aufgenommen und dabei abgelaufene Polaroidfilme vom Typ 809 verwendet. Es war nicht einfach, dieses Material zu finden. Durch den Alterungsprozess der Chemie in den Sofortbildern – die ältesten waren seit 20 Jahren abgelaufen – entstanden die bläuliche Verfärbung und der Rahmen.
Ein Polaroid ist immer eine Überraschung: Man kann nie genau sagen, wie die Chemie reagiert, was dabei herauskommt. Ebenso überraschend sind die Begegnungen mit den Menschen. Das analoge Bild kann auch nicht per Knopfdruck gelöscht werden wie ein digitales Bild. Jedes Sofortbild ist ein Unikat wie jeder Mensch auch.»
Stefan Wermuth ist freischaffender Fotograf und wohnt in Bern.