Wer nur vom Freibad Abschied nehmen muss, dem geht es gut
Der Sommer dreht noch eine Ehrenrunde, rettet sich in die Nachspielzeit. Doch die Freibäder sind seit dieser Woche geschlossen. Ein Abschiedsgruss.
Ein letztes Mal geht die Kasse auf, zum letzten Mal breiten Menschen ihr Badetuch auf der Wiese aus. Dann ist Schluss. Nächsten Sommer sehen wir uns wieder, heisst es, business as usual. Doch warte, liebe Freibadsaison 2023, so schnell lassen wir dich nicht entkommen.
Das Bad, das ich meine
Am Zaun des Muribads, zwei Tage nach der Schliessung. Die Sonne senkt sich und glitzert auf der Aare im Hintergrund. Der Blick ins Kinderbecken, das nur noch ein Rinnsal ist. Das Bad menschenleer. Vor kurzem sind hier noch Dreijährige in die Fluten gesprungen, jauchzend, heute hätten sie sich die Knie wundgeschlagen. Das Wasser ist jetzt andernorts, auf dieser Welt.
Die Müllkübel stehen in Reih und Glied, salutieren, als wollten sie dem Sommer die letzte Ehre erweisen.
Den Stöpsel gezogen, die Liegen verräumt. Kein Sonnencrème-Geruch mehr dort unten an der Aare. Kein Chlorgeruch auf der Haut. Kein viel zu kaltes Glacé auf viel zu heissen Fliesen essen. Keine vergessenen Schwimmflügel im Fundbüro.
Das Saisonabo, eben noch die Eintrittskarte zu einer ganz eigenen Welt, heute nur noch ein wertloses Stück Plastik.
Ein bisschen Wehmut, und eine Erkenntnis zum Schluss: Wer nur vom Freibad Abschied nehmen muss, dem geht es gut.