Zum Streik vom 14. Juni – Projektnews #28

Wo steht die «Hauptstadt» in Sachen Gleichstellung? Eine Analyse anlässlich des feministischen Streiks 2023.

Hauptstadt Fahne hängen, 
Sitzung im Politforum Bern
© Danielle Liniger
Die Redaktion an ihrer wöchentlichen Planungssitzung, hier in ihrer Aussenwoche im Polit-Forum Bern. (Bild: Danielle Liniger)

Am 14. Juni gehen Tausende von Menschen auf die Strasse, weil in Sachen Gleichstellung immer noch Handlungsbedarf besteht. Das betrifft auch die Branche, in der die «Hauptstadt» tätig ist. Im Journalismus arbeiten mehr Männer als Frauen, oft verdienen sie in vergleichbaren Positionen mehr. Führungspositionen sind häufiger mit Männern besetzt. Immer wieder werden Vorwürfe von Belästigungen öffentlich. Die Schweizer Medienfrauen haben deshalb einen Katalog aufgestellt mit Forderungen wie bessere Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben oder mehr Frauen in Führungspositionen.

Die Themen Diversität und Gleichstellung begleiten die «Hauptstadt» seit ihrer Entstehung. Den feministischen Streik vom 14. Juni möchten wir zum Anlass nehmen, dir aufzuzeigen, wo wir uns in dieser Diskussion befinden. In welchen Bereichen sind wir auf einem guten Weg und was können wir noch besser machen? Dazu haben wir die «Hauptstadt» in Bezug auf die fünf Hauptforderungen der Schweizer Medienfrauen analysiert.

  • Schutz vor Belästigung: Die «Hauptstadt» hat eine externe Person definiert, an die sich Teammitglieder bei internen Belästigungs- oder Übergriffsfällen wenden können. Was fortschrittlich klingt, sollte eigentlich die Norm sein – eine solche Kontaktperson ist arbeitsrechtlich vorgeschrieben.
  • Lohngleichheit: Die «Hauptstadt» hat einen Einheitslohn. Er beträgt 7000 Franken auf 100 Prozent (einen 13. Monatslohn gibt es nicht). Dieser Lohn gilt für alle Teammitglieder ausser Praktikant*innen, die für 100 Prozent 1800 Franken erhalten. Regelmässig für das Unternehmen arbeitende Freischaffende versucht die «Hauptstadt» so zu entschädigen, dass das Entgelt ungefähr dem entspricht, was auch eine angestellte Person verdient.
  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Mental Health: Bei der «Hauptstadt» arbeiten alle in Teilzeitpensen zwischen 10 und 70 Prozent. Während einige Familie haben und aus diesem Grund Teilzeit arbeiten, studieren andere noch. Teilzeitarbeit ermöglicht es aber auch, Verantwortlichkeiten auf mehrere Schultern zu verteilen – ohne dass dabei jemand ausbrennt. In diesem Jahr hat die «Hauptstadt» eine zusätzliche Stelle geschaffen, weil es zahlreiche Anträge für unbezahlte Urlaube und temporäre Pensenreduktionen gab. Auch ihnen hat das Unternehmen ausnahmslos entsprochen, Pausen sind wichtig für die mentale Gesundheit.
  • Frauen in Führungspositionen: Die «Hauptstadt» hat sehr flache Hierarchien und setzt bei der Geschäfts- und Redaktionsleitung auf ein Co-Führungsmodell. Dabei achtet die «Hauptstadt» auf eine diverse Zusammensetzung. Die Geschäftsleitung besteht aus drei Personen (derzeit: Mathias Streit, Jürg Steiner, Marina Bolzli), die beiden letztgenannten teilen sich die Redaktionsleitung. Insgesamt arbeiten bei der «Hauptstadt» sieben Frauen und sechs Männer, davon zwei Männer und eine Frau in Kleinstpensen für die Fotoredaktion.
  • Diversität in der Berichterstattung: Artikel und Newsletter werden ungefähr gleich oft von Männern oder Frauen geschrieben. Das trifft auch auf die Kolumnen und die Fotoserien im Newsletter zu. Statistisch erfasst, ob Frauen und Männer in Artikeln gleich oft vorkommen, hat die «Hauptstadt» nicht. Auch wenn die «Hauptstadt» Diversität in der Berichterstattung in ihren Sitzungen immer wieder thematisiert und bei der Umsetzung darauf achtet, ist in der Redaktion aufgefallen: Interviews wurden bisher öfter mit Männern geführt – gerade auch, was gewichtige politische Themen betrifft. Hier gibt es noch Verbesserungspotential.

Wir bleiben dran: Als kleines und junges Unternehmen definiert die «Hauptstadt» die Bedingungen, zu denen sie arbeitet, grösstenteils selbst. Was dabei herauskommt, soll einen Mehrwert für dich haben. Denn ohne Leser*innen keine «Hauptstadt».

PS: Die «Hauptstadt» ist leser*innenfinanziert. Um mittelfristig zu überleben, brauchen wir (mehr) zahlende Abonnent*innen. Wenn du uns gut findest, dann empfiehl uns weiter oder verschenk ein «Hauptstadt»-Abo. Damit hilfst du uns.

tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren