Zürcher Agenda für Berner Kultur
Eine vollständige Online-Kulturagenda für Stadt und Region Bern? Fehlanzeige. Jetzt aber hat Kultur Stadt Bern einen Vorschlag. Kriegen es die Berner Veranstalter*innen endlich auf die Reihe?
Das Anliegen ist alt. Und über den Grundsatz sind sich eigentlich alle einig. Die städtischen Kulturverantwortlichen, die Veranstalter*innen und vor allem auch das Publikum: Es braucht eine einzige, übersichtliche Online-Kulturagenda für Bern und Region. Und nicht diesen Wildwuchs aus Plattformen, der sich von der Agenda der Tamedia-Zeitungen «BZ» und «Bund», die von der Zürcher Promotionsplattform Event Booster betrieben wird, über das Ensuite Kulturmagazin zum Bewegungsmelder und zur neuen Plattform Hinto oder spezifischeren Angeboten wie konzerte-bern.ch erstreckt.
Eine Online-Kulturagenda für Bern. So dass ein Theaterfan weiss, wo welches Stück gespielt wird. So dass eine junge Touristin herausfinden kann, an welche Party sie will. Und so dass auch der computertechnisch etwas ungelenke Onkel den Veranstaltungskalender versteht.
Das Modell aus Zürich
Nun macht die Stadt einen Schritt und schlägt den Veranstalter*innen eine Partnerschaft mit dem Verein Forum Kultur aus Zürich vor. Der Verein, in dem sich Zürcher Kulturinstitutionen zusammengeschlossen haben, betreibt die Zürcher Kulturagenda. Seit Anfang Jahr nutzt auch die neu gegründete Kulturagenda beider Basel dasselbe technische System. «Es wäre die aus unserer Sicht einfachste und schnellste Lösung», sagt Franziska Burkhardt, Leiterin Kultur Stadt Bern.
«Es wäre die aus unserer Sicht einfachste und schnellste Lösung.»
Franziska Burkhardt, Leiterin Kultur Stadt Bern
In Bern gibt es schon lange eine Kulturagenda, die Berner Kulturagenda (BKA). Aber sie ist veraltet und hat den Sprung ins Online-Zeitalter nur mittelmässig hingekriegt. Sie wird dem «Anzeiger Region Bern» beigelegt und von den Veranstalter*innen selber betrieben. Sie ist als Verein organisiert, Mitglieder sind Kulturinstitutionen und Veranstalter*innen, die je nach Grösse unterschiedlich hohe Beiträge zahlen – und dafür auch in redaktionellen Beiträgen berücksichtigt werden. Das sind insgesamt über 300’000 Franken. Zudem zahlt auch die Stadt Bern jährlich 105’000 Franken an diese Kulturagenda.
Auslaufmodell BKA
Den «Anzeiger Region Bern» wird es aber in absehbarer Frist nicht mehr geben – denn gestützt auf eine kantonale Gesetzesänderung müssen Gemeinden in Zukunft ihre amtlichen Bekanntmachungen nur noch elektronisch publizieren. Das Gesetz tritt voraussichtlich auf Anfang 2023 in Kraft, bis 29. März läuft die Referendumsfrist. Köniz hat schon den Ausstieg aus dem gedruckten Anzeiger per Ende 2022 verkündet. Die Stadt Bern hat noch nichts beschlossen, aber der städtische Finanzdirektor Michael Aebersold sagte bereits vor zwei Jahren, dass die Stadt, sobald der digitale Weg zulässig werde, aus dem gedruckten Anzeiger aussteige. Das Modell BKA, bei dem alle Berner*innen die Kulturagenda gratis ins Haus geliefert bekommen, wird dann nicht mehr funktionieren.
Auch wenn sich dieses Szenario seit Jahren abzeichnet, haben die Berner Kulturveranstalter*innen keine alternative Strategie entwickelt. Nun läuft ihnen die Zeit davon.
«Die Stadt wird die Kulturagenda nicht betreiben, sie wird sie nur unterstützen.»
Franziska Burkhardt, Leiterin Kultur Stadt Bern
Zwar hat die BKA auch eine Online-Plattform, doch die ist unübersichtlich, langsam und häufig auch nicht vollständig. Zudem hat sie eine Redaktion, die eigene Beiträge verfasst. Letzteres will die Stadt nicht weiterfinanzieren. «Dafür sind wir nicht zuständig», sagt Franziska Burkhardt.
Für nächsten Montag hat die Stadt alle Veranstalter*innen zu einer Sitzung eingeladen. Dort soll der Vorschlag, auf die Plattform aus Zürich zu setzen, diskutiert werden. «Die Stadt wird die Kulturagenda nicht betreiben, sie wird sie nur unterstützen», stellt Burkhardt klar. Der finanzielle Beitrag an eine Kulturagenda sei auch weiterhin reserviert. Nun liegt der Ball bei den Veranstalter*innen. Sie haben es nun in der Hand, ob und wie schnell Bern eine einheitliche Kulturagenda bekommt.
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