Aldo Schallers Leben als Unternehmer begann im Jahr 1993 in Bümpliz in einer Garage. Saukalt sei es im Winter gewesen, erinnert er sich. Am Morgen habe er oft zuerst das Wasser auftauen müssen, ehe er im Faserpelz an seinen Rennvelos zu schrauben begann. «Einmal war ein Schüler bei mir zu Besuch, und seine Frage war, ob ich leben könne von dem, was ich da mache.»

Während er das erzählt, sitzt Schaller in seinem heutigen Geschäft an der Seftigenstrasse im Weissenbühl. Fast im Minutentakt schieben Kund*innen ihre Rennräder zur Reparatur oder holen sie ab. Die letzten beiden Geschäftsjahre seien die besten der 31-jährigen Firmengeschichte gewesen. Unternehmerische Entscheide, sagt er, habe er oft nach Bauchgefühl gefällt. Zum Beispiel den, sich auf Rennvelos zu spezialisieren.

Natürlich habe es Ausdauer gebraucht und die Kraft, den eigenen und anderen Zweifeln zu widerstehen. «Aber heute wird Rennvelo gefahren wie noch nie», sagt Schaller. Mit seinem Geschäft ist er mittendrin im Boom – und die Marke Schaller prägt er auch mit unkonventionellen Ideen. Diesen Sonntag veranstaltet er ein Felgenbremsen-Festival – für Velofahrer*innen, die nicht auf Scheibenbremsen umgestiegen sind.

Der frühere Rennfahrer Schaller selber kann sich nicht vorstellen, je ernsthaft ein Rennvelo mit Scheibenbremsen zu fahren – auch, weil die scharfe Bremswirkung bei reflexartigem Bremsen leichter zu Stürzen führen kann. Schaller lässt sich nicht nur auf dem Rad kaum bremsen, sondern auch nicht als selbstironischer Debattierer zu allen Fragen des Rennvelos – für Nerds alle zwei Wochen zu hören im Podcast namens Gümmeler-Talk.

Zu Schallers zugkräftigsten Geschäftsideen gehört die minutiöse Analyse der Sitzposition auf dem Velo. Insbesondere auch für Menschen, die mit Wohlstandbauch oder steifen Bürostuhlhüften Rennrad fahren. Er habe schon Menschen mit Tränen in den Augen im Laden gehabt, als sie realisierten, wie unbequem sie jahrelang Velo gefahren seien: «Das», sagt Schaller, «sind sehr schöne Moment für mich.»

Felgenbremse-Festival mit Ausfahrt: Sonntag, 22. September, 12 Uhr, Seftigenstrasse 57.