Was kalte Betten wärmt – Askforce-Selection #20

Kalten Betten sind in vielen Tourismusorten ein Problem. Warum hat vorher niemand die Askforce gefragt? Sie weiss, wie man kalte Betten wärmt und heisse Betten kühlt.

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Der fragende Denkzustand der Askforce, wie ihn die Illustratorin Pia Zibulski sieht. (Bild: Pia Zibulski)

Alois F., derzeit wohnhaft an der Lenk, wundert sich über das Geschrei wegen der «kalten Betten». Er friere nachts nie und frage sich wirklich, warum sich die Politik überhaupt mit dieser Betten-Frage herumschlage. 

Fragt die Askforce, Hauptstädter*innen!

Seit September 2022 gibt die Askforce ein Gastspiel bei der «Hauptstadt». Mehrere Hauptstädter*innen haben diese Gelegenheit beim Schopf gepackt und der Askforce ihre Frage gestellt – pack auch du die Chance! 

Über 20 Jahre lang erschien die Askforce wöchentlich im Bund und erarbeitete sich den soliden Ruf, die schrägste Kolumne der Schweiz zu sein. Im Angesicht der Fusion von Bund und BZ im Herbst 2021 verschwand die Askforce aus dem Traditionsblatt, verewigte sich in einem Buch und tauchte als Startup Anfang 2022 wieder auf.

Jeden Montag kuratiert die Askforce eine spezielle Selection für die «Hauptstadt». Dieses Gastspiel führt sie fort bis zum astronomischen Frühlingsbeginn, der Tag-und Nachtgleiche am 20. März. Der Askforce-Briefkasten für Fragen aus der «Hauptstadt»-Community ist hier: [email protected].

Alois F. unterschätzt die Problematik kalter Betten. Denn: Wer im kalten Bett liegt, verkühlt sich, hustet im Tram, steckt so ganze Belegschaften an, löst womöglich eine Pandemie aus, die den Weltfrieden aus dem Lot bringt, und nimmt so in Kauf, dass am Schluss der Kausalitätskette viele im kalten Särglein statt im warmen Bettchen liegen. 

Wie sind solche Dramen zu vermeiden? Der grosse Denker und Dichter Heinrich Heine reimte vor 160 Jahren sehr Wahres zum Thema kalte Betten und warme Gräblein:

Unser Grab erwärmt der Ruhm; Torenworte! Narrentum! Eine bessre Wärme gibt; Eine Kuhmagd, die verliebt; Uns mit dicken Lippen küsst; Und beträchtlich riecht nach Mist.

Und, einfach weils hübsch ist:

Gleichfalls eine bessre Wärme; Wärmt dem Menschen die Gedärme; Wenn er Glühwein trinkt und Punsch; Oder Grog nach Herzenswunsch; In den niedrigsten Spelunken; Unter Dieben und Halunken; Die dem Galgen sind entlaufen; Aber leben, atmen, schnaufen.

Was Heine Ihnen, Herr Alois, also sagen will: Der Beizug eines wärmenden Leibes ist ein erprobtes und taugliches Mittel zur Hebung der Bettentemperatur. Das ist zwar ein wahrer, aber zugleich problematischer Ratschlag, denn er ist kaum in Einklang mit den gängigen Sittenvorstellungen zu bringen.

Deshalb werden heute im Kampf gegen kalte Betten primär Wärmeflaschen aus Kunstgummi, ägyptische Kamelhaaruntermatratzen, chinesische Gänsedaunen aus Lebendrupf angeboten – lauter wärmende Güter, die bei genauem Hinsehen gar nicht so unproblematisch sind. Ergo ist das wachende Auge des Staates verständlich. 

Konsequenterweise müsste sich der Staat aber auch gegen heisse Betten einsetzen. Sehr hohe Schlaftemperaturen behindern die Erholung des Körpers. Die Reproduktion der Arbeitskraft wird gehemmt.

Unausgeschlafene Schlaffis verursachen enormen volkswirtschaftlichen Schaden. Allzu heisse Betten können gar die Reproduktion der eigenen Spezies zum Erlahmen bringen. In sehr heissen Laken evaporiert auf die Dauer also die Gesamtexistenz des Staates. Dagegen gilt es etwas zu unternehmen!

Askforce-Selection #20, 6. Februar 2023 

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