Der Untergang – Askforce-Selection #44

Wo taucht eine untergegangene Frage wieder auf? In der Antwort auf die 1111. Frage, der sie sich angenommen hat, schürft die Askforce tief – bis an den Grund des Thunersees.

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Das ist es – das denkende Hirn der Askforce. (Bild: Pia Zibulski)

«Wenn eine Frage untergeht, wo kommt sie dann wieder hoch?» – Das fragte uns «Hauptstadt»-Leser Philipp G. anlässlich einer Fragestunde der Askforce im Kulturlokal ONO in Bern. Wie das bei guten Fragen oft der Fall ist, wirft Philipps Frage einen ganzen Strauss von Folgefragen auf. 

Die erste: Wo gehen Fragen unter? Im Westen oder im Thunersee? Wenn sie im Westen untergehen, welche Farben gibt das? Und was den Thunersee betrifft: Sind wir sicher, dass Fragen nicht vielleicht doch schwimmen können? Zweifel sind angebracht. Folgende Frage beispielsweise scheint auf den ersten Blick praktisch unsinkbar: «Schatz, hast du die Schwimmflügeli eingepackt?» Bis sie von der Antwort gnadenlos in die Tiefe gezogen wird: «Ja, sie sind zuunterst im Seesack, gleich beim Schnorchel.» 

Die Jubiläumsfrage und die «Hauptstadt»

Es gibt Zufälle, die fast keine sein können. Die in der heutigen Selection beantwortete Frage ist die 1111. ihrer Art seit der Konstituierung der Askforce zu Beginn des Jahrtausends. Eine Jubiläumsfrage also, die in der Geschichte der Berner «Fachinstanz für alles» für immer eine herausragende Stellung einnimmt, wie deren Abwart Marc Lettau ergrifen festhält. Und ja, es ist wahr: Die Jubiläumsfrage wurde von «Hauptstadt»-Leser Philipp aufgeworfen, was zeigt, wie fruchtbar das Wintergastspiel der Askforce bei der «Hauptstadt» ist. Für beide Seiten.

Über 20 Jahre lang erschien die Askforce wöchentlich im Bund und erarbeitete sich den Ruf, die schrägste Kolumne der Schweiz zu sein. Als Bund und BZ im Herbst 2021 fusionierten, verschwand die Askforce aus dem Traditionsblatt, verewigte sich in einem Buch und tauchte als Startup Anfang 2022 wieder auf.

Keine Frage ist der Askfroce zu abwegig. Das ist eine Aufforderung an alle Hauptstädter*innen: Deckt wie Philipp die Askforce mit euren lebenswichtigen Fragen ein – an diese Adresse: [email protected].

Das ist freilich erst eine oberflächliche Betrachtung. Die philippsche Frage verdient eine Antwort mit mehr Tiefgang. Und so gilt es zu überlegen: Können Fragen in einem Land, das über so gut dotierte Rettungsorganisationen wie die Schweiz verfügt, überhaupt untergehen? Und auch unser Parlament beweist ja, dass Fragen zum Teil Jahrzehnte obenauf schwimmen können, ohne je in Richtung einer Antwort zu sinken. So wie jene Entlein auf dem Jahrmarkt, die seit Generationen im Kreis herumschwimmen und von Kleinkindern mit Haken herausgefischt werden können. Drei Entlein für 5 Franken.

Aber wir schweifen ab. Denn Philipp, das zeigt seine Frage, ist sich ja sicher, dass Fragen untergehen. Und er vermutet offenbar, dass sie in der Tiefe relativ lange ohne Sauerstoff auskommen, wie Welse in der Winterstarre am Grund des Thunersees. Bis niemand mehr weiss, wann und wo sie wieder auftauchen.

Ausser der Askforce – sie weiss es genau: Untergegangene Fragen tauchen in der Regel bei Oberhofen wieder auf, einzelne vor Hilterfingen. Sie schwimmen dann gemütlich an Land, legen sich in die Sonne, lassen sich trocknen – und fragen dann: «Schatz, hast du die Sonnencreme eingepackt?» Als wäre nichts gewesen.

Askforce-Selection #44, 5. Februar 2024

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