Sommer-Serie

Best of «Hauptstadt» #7

Redaktionsmitglieder stellen ihre Lieblingsartikel aus dem letzten Jahr vor. Heute: Jürg Steiner fragt sich über rote und grüne Klimapolitik.

Jelena Filipovic (Stadtraetin GB), Tanja Miljanovic (Stadtraetin GFL) und Chandru Somasundaram (Stadtrat SP) diskutieren ueber die Stadtberner Klimapolitik. Fotografiert im Restaurant Werkstatt fuer die Hauptstadt. Bild: Christine Strub, ©christinestrub.ch
Die «Hauptstadt» hat mit drei links-grünen Stadträt*innen über die Berner Klimapolitik diskutiert. (Bild: Christine Strub)

Wenn ich über Politik in der Stadt Bern nachdenke, ist das für mich eine der grössten Fragen: Warum hinkt die Stadt derart ihren eigenen Klimazielen hinterher, obschon rote und grüne Politiker*innen klare Mehrheiten in Regierung und Parlament haben?

Seit 32 Jahren regiert eine rot-grüne Mehrheit, seit acht Jahren sitzen sogar zwei Grüne in der fünfköpfigen Stadtregierung. Und trotzdem sinkt der CO2-Ausstoss weniger stark als er es aufgrund des angestrebten Absenkungspfads tun sollte. Blockieren sich Rote und Grüne gegenseitig? Machen sie eine Politik der leeren Worte? 

Meine Kollegin Flavia von Gunten bat je ein*e Politiker*in der SP, des Grünen Bündnisses (GB) und der Grünen Freien Liste (GFL) zum «Klimagipfelgespräch» an einen Tisch. Man könnte jetzt einwenden: Ach, nur Stadträt*innen aus dem linken Lager, wie unkritisch! 

Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Von Guntens Ansatz ist sogar kritischer als es den Gesprächsteilnehmer*innen lieb sein könnte. Es gelingt meiner Kollegin, das Gespräch so zu führen, dass sie die Widersprüche der roten und grünen Politik quasi von sich aus auf den Punkt bringen. Sie kritisieren den bürgerlichen Umweltminister Reto Nause (die Mitte). Doch sie müssen gleichzeitig zugeben, dass Rot-Grüne-Mitte in den letzten 30 Jahren nie den Mut hatte, die Umweltdirektion zu übernehmen – weil eben auch die Polizei dazu gehört.

Ich kann dir nur raten, das «Klimagipfelgespräch» zu lesen. Es ist eine sehr gute Vorbereitung auf den bevorstehenden Wahlherbst in der Stadt Bern. Plötzlich versteht man, wie engagiert Lokalpolitiker*innen unterwegs sind. Und wie schwierig es ist, andere zu überzeugen – auch wenn sie (fast) das Gleiche denken.

Sommer-Serie
Der «Hauptstadt»-Sommer

Die «Hauptstadt» macht vom 15. Juli bis zum 4. August Sommerpause. Ganz stellen wir den Betrieb aber nicht ein: Einmal pro Woche landet weiterhin der «Hauptstadt»-Brief in deinem digitalen Postfach. Und auf der Website findest du mehrmals wöchentlich Lesestoff, den wir dir ein zweites Mal empfehlen. Denn wahrscheinlich geht es dir gleich wie uns: Im Alltag fehlt oft die Zeit, um alles zu lesen, was sich lohnen würde.

Mitglieder der Redaktion stellen dir deshalb ihre Lieblingstexte aus dem vergangenen «Hauptstadt»-Jahr vor. Aus gegen 500 publizierten Artikeln seit Juli 2023 haben sie je einen ausgewählt, der ihnen aus einem bestimmten Grund in Erinnerung bleibt.

Jürg Steiner empfiehlt dir das Berner «Klimagipfelgespräch». Er ist Co-Redaktionsleiter bei der «Hauptstadt».

tracking pixel