Kopf der Woche: David Wetli
Der Jugendarbeiter in Kehrsatz motiviert Jugendliche, selber etwas auf die Beine zu stellen, und zu erleben, dass das auch anderen Freude macht.
«Ich erfahre hier in Kehrsatz tolle, unkomplizierte Unterstützung und Offenheit», sagt David Wetli. Von der Schule, von der Schulsozialarbeit, vom Gemeinderat, von Privaten. Seine Erfahrung in anderen Gemeinden zeige, dass das nicht selbstverständlich sei.
Wetli ist seit zweieinhalb Jahren Jugendarbeiter in Kehrsatz, angestellt bei der Jugendarbeit Köniz (juk), an die sich Kehrsatz angeschlossen hat. Er beschäftigt sich, zusammen mit seiner Kollegin Daniela Rossmayer, hauptsächlich mit Jugendlichen im Oberstufen-Alter. Die Jugendarbeit betreibt das Jugendbüro Öki im Ökumenischen Zentrum und den Treff T66 auf dem Areal des Schulhauses Selhofen.
Wobei betreiben nicht das richtige Wort sei für die Arbeit, die er mache, wie Wetli erklärt. Es gehe nicht um ein weiteres Konsumangebot.
Es sei wichtig, sagt Wetli, dass Jugendliche Raum haben – aber eben nicht nur im physischen Sinn als Lokal, um in der Freizeit zu chillen oder ins Handy zu starren. Sondern auch als Ort, an dem man ihnen zuhört, sie ihre Bedürfnisse ausdrücken – und die Erfahrung machen, dass sie aktiv etwas für sich (und für andere) tun können.
Wetli erklärt es am Beispiel der sogenannten teilautonomen Nutzungen, die im Treff T66 möglich sind. In Absprache mit ihren Eltern übernimmt eine Gruppe von Jugendlichen für einen Abend oder Nachmittag den Treff in Eigenregie. Als Preis zieht die Jugendarbeit nicht eine Miete ein. Sondern sie erwartet von den Jugendlichen eine Vergütung in Form von Mitarbeit im Treff – zum Beispiel, indem die sie für andere Gruppen eine Party, kollektives Pizzabacken oder einen Spielabend organisieren.
Es habe natürlich Anlaufzeit gebraucht, sagt Wetli. Aber er merke, dass langsam so etwas wie ein Gefühl für Selbstverantwortung entstehe. Er nehme viele Jugendliche als gestresst wahr – vielleicht wegen enger Verhältnisse zu Hause, wegen dem Gefühl, nicht dazuzugehören, wegen Schulnoten, wegen der Lehrstelle. Mit eigenem Einsatz etwas auf die Beine zu stellen, das anderen Freude macht, sei eine stärkende Erfahrung.
Auch für ihn selber, sagt Wetli. Auf Initiative zweier 17- und 18-jähriger Jungs öffne die Gemeinde ab und zu die Turnhalle, damit dort Fussball gespielt werden. Die Jugendlichen übernehmen, unterstützt durch Wetli, die Verantwortung, dass alles geordnet abläuft. «Ich glaube, so kann ein Gefühl für Gemeinschaft entstehen, das für die Gemeinde wichtig ist», sagt David Wetli. (Jürg Steiner)