Der Sanddorn – die «Zitrone des Nordens»
Wegen des hohen Vitamin-C-Gehaltes seiner Früchte nennt man den Sanddorn auch «Zitrone des Nordens». Unsere Wildpflanzen-Kolumnistinnen haben die gesunden Beeren in herbstliche Muffins verpackt.
Manchmal muss man nicht weit suchen, um die schönsten Wildpflanzen zu finden. So ging es uns mit dem Sanddorn. Melissa entdeckte beim Gassigehen mit dem Hund per Zufall, dass direkt neben ihrer Haustüre ein solch spektakulärer Strauch steht. Mit seinen leuchtend orangen Beeren und den Blättern, die denen von Olivenbäumen ähneln, fällt er sofort auf. Vor allem jetzt, im Spätherbst.
Auf den ersten Blick idyllisch und einladend, trügt der Schein. Denn beim Sammeln ist Vorsicht geboten: Lange Dornen säumen die Äste, weshalb es bei der Ernte viel Umsicht und – am besten – Gartenhandschuhe braucht.
Die Beeren können entweder einzeln von den Ästen gepflückt werden, oder aber man schneidet die ganzen Äste ab. Da die Bäume jedes Jahr neu austreiben, schadet ihnen das nicht. Für den kurzen Heimweg transportieren wir die Zweige in einem grossen Korb.
Zuhause legen wir die Zweige ins Gefrierfach. Theoretisch sollte das Einfrieren das Abklopfen der einzelnen Beeren erleichtern. Wir haben es ausprobiert und müssen sagen, dass das bei uns nur halb geklappt hat. Nach einem Tag nahmen wir die Zweige aus dem Gefrierfach – vielleicht war das zu früh? Wenn du Sanddorn erntest und ihn länger in der Kälte lässt, klappt es vielleicht.
Je karger, desto besser
Der Sanddorn ist mittlerweile eine heimische Pflanze. Ursprünglich stammt er aus Zentralasien, kam aber ungefähr zeitgleich mit der letzten Eiszeit zu uns. Er gehört zur Familie der Ölweidengewächse.
Am liebsten mag die Pflanze grossflächige, kahle Kies- und Schotterflächen. Die von Gletschern zurückgelassenen Landschaften boten das ideale Umfeld, damit sich die Sträucher ansiedeln konnten. Als Pionierpflanze liebt der Sanddorn das Licht und kommt mit kargen Umständen zurecht. Nach und nach wurde er jedoch von den entstehenden Waldgebieten verdrängt. Heute findest du den Sanddorn auf kargen Sanddünen – die haben wir in Bern leider nicht – oder auf kiesigem, sandigem Boden in der Nähe von Gewässern. Manchmal wächst er auch an Flussufern von alpinen Schotterflächen.
Sanddorn als Vitamin-C-Booster
Doch weshalb solltest du die Früchte des Sanddorns überhaupt suchen? Für uns gehört der Sanddorn zu den besten Wildobstarten! Die Beeren sind herrlich säuerlich und gleichzeitig fruchtig. Durch ihre kräftige Farbe geben sie, verwendet als Topping von Gerichten, einen tollen farblichen Akzent. Dazu sind sie überaus gesund! Sie haben einen aussergewöhlich hohen Gehalt an Vitamin C und übertreffen damit beispielsweise die Zitrone bei weitem. Nur die heimischen Hagebutten können da mithalten.
So werden die kleinen Sanddornbeeren gerne auch «Zitronen des Nordens» genannt. Neben Vitamin C enthalten sie viele weitere gesunde Mineralstoffe und Spurenelemente wie Vitamin B1, Zink, Eisen, Kalzium und Magnesium.
All dies stärkt die Immunabwehr und kann unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit fördern. Deshalb gibt es eine grosse Palette an Produkten mit Sanddorn. Von Nahrungsergänzungsmitteln bis zu Gesichtscremes findet sich alles. Mit all seinen gesunden Inhaltsstoffen wird Sanddorn auch in der Naturheilkunde eingesetzt, zum Beispiel bei Frauenleiden, zur Behandlung von Lungenkrankheiten sowie bei Störungen der Organe.
Und kulinarisch?
Am liebsten mögen wir die frischen Beeren. Sie lassen sich wunderbar trocknen und zum Beispiel ins Müesli geben. Beliebt ist auch Sanddornmark, ein Fruchtmus, das all die wertvollen Inhaltsstoffe enthält. Dass es auch noch lecker schmeckt, macht es umso besser.
Für diese Kolumne wollten wir aber ein Rezept kreieren, das den Sanddorn noch stärker in Szene setzt: Die kleinen Sanddorn-Muffins haben wir unter Freunden und Familie verteilt und sie haben es echt allen angetan. Die süss-sauren Beeren verleihen den Muffins das gewisse Etwas. Das Rezept ist einfach und gibt auch nicht so viel Arbeit. Überzeug dich selbst und back die Muffins für dein nächstes Apéro.
PS: Hat das Abklopfen der Beeren bei dir geklappt? Wie lange hast du die Zweige in der Kälte gelassen? Schreib es uns in die Kommentarspalte, denn wir lernen nie aus!
Zutaten
Für den Muffinteig
130 g frische Sanddornbeeren
300 g Weissmehl
120 g Kristallzucker
1 Beutel Backpulver
1.25 dl Rapsöl (hoch erhitzbar)
2.5 dl Sojamilch
1 TL Pumpkin Spice, gemahlen – alternativ Zimt
Für den Streuselteig
60 g Haselnüsse gemahlen
70 g Weissmehl
60 g Kristallzucker
60 ml Rapsöl
20 g frische Sanddornbeeren
Für die Fertigstellung
Ca. 44 Papierbackförmchen mit einem Durchmesser von 4 cm oder 12 klassische Muffin-Förmchen mit einem Durchmesser von ca. 6 cm.
Zubereitungsschritte
Für den Muffinteig in einer Schüssel alle trockenen Zutaten vermengen.
Das Öl und die Sojamilch sowie die Sanddornbeeren dazugeben. Alles vorsichtig untereinander rühren.
Für den Streuselteig in einer anderen Schüssel alle Zutaten bis auf die Sanddornbeeren vermengen. Dann den Sanddorn beigeben und unterheben.
Die Papierbackförmchen auf einem Backblech verteilen und mit der Muffinmasse füllen.
Den Streuselteig zu kleinen Streuseln zusammendrücken und diese gleichmässig oben auf die Muffinmasse geben.
Nun die Muffins im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad Ober- und Unterhitze 30 bis 35 Minuten goldbraun backen. Für die klassische Muffingrösse die Backzeit um ca. 5 Minuten verlängern.
Zu den Personen: Die beiden Bernerinnen Pascale Amez und Melissa Knüsel haben sich während ihrer Ausbildung kennengelernt – und dort auch die gemeinsame Liebe für einheimisch Gewachsenes entdeckt. Daraus ist der Blog Urkraut entstanden. Für die «Hauptstadt» widmen sie sich jeden Monat einem anderen Strauch oder Kraut.