Wabern Spezial

Ausrücken mit dem E-Bike

In Wabern verkehrt das wohl einzige Feuerwehrvelo der Schweiz. Eine Spezialanfertigung, massgeschneidert auf das Terrain des Dorfes.

E-Bike und Christoph Ruprecht der Feuerwehr Koeniz fotografiert am Dienstag, 22. August 2023 in Wabern. (haupstadt.be / Simon Boschi)
Auf Initiative von Christoph Ruprecht hat die Feuerwehr Köniz ein E-Bike angeschafft. (Bild: Simon Boschi)

Christoph Ruprecht vermengte Hobby und Beruf, und so steht seit Mitte Juli ein E-Bike im Waberner Feuerwehrmagazin. Ruprecht arbeitet als Projektleiter in der Velobranche und ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Köniz. Als solches ist er auch zuständig für die Hydrantenkontrolle. Jedes Exemplar auf Gemeindegebiet wird einmal pro Jahr darauf geprüft, ob sich die Spindel öffnen lässt und Wasser rausfliesst.

Die Feuerwehrleute führen die Kontrollen mit einem 7,5 Meter langen und fünf Tonnen schweren Einsatzfahrzeug durch. «Das ist aber nicht praktisch. Oft spielen Kinder auf der Strasse, die Parkplätze in der Blauen Zone sind meistens besetzt und die Quartiere eng und verwinkelt», sagt Christoph Ruprecht. Manche von ihnen würden darum auf das Velo ausweichen. Doch auch da gibts Schwierigkeiten: «Wir müssen unsere Uniform tragen und Material mitschleppen.» Das sei anstrengend im hügeligen Wabern.

E-Bike und Christoph Ruprecht der Feuerwehr Koeniz fotografiert am Dienstag, 22. August 2023 in Wabern. (haupstadt.be / Simon Boschi)
Mit einem E-Bike lassen sich die Hydranten leichter kontrollieren als mit einem fünf Tonnen schweren Fahrzeug. (Bild: Simon Boschi)

Ein E-Bike könnte diese Probleme lösen, dachte sich Ruprecht. Da entdeckte er die Velomarke Benno Bikes, die immer wieder ausgefallene E-Bikes baut. Zum Beispiel eines speziell für die Air Zermatt mit Doppelbatterie und Winterreifen mit Spikes. Warum also nicht auch ein Feuerwehrvelo?

Die Geburt des KLOG

Ruprecht liess ein Testvelo nach Wabern liefern. Es überzeugte alle Beteiligten. Darauf begann die Arbeit: Benno Bikes übernahm das Design, die Sonderlackierung und die Beschriftung; Ruprecht als ausgebildeter Metallbauschlosser die speziellen Aufbauten und Halterungen.

Das Resultat bringt Christoph Ruprecht ins Schwärmen: «Es ist ein Cargo-Bike. Die Räder sind klein, nur 24 Zoll, dafür voluminös und stabil. Die Nutzlast beträgt 200 Kilo. Und optisch kommt es ähnlich daher wie die anderen Feuerwehrfahrzeuge, da es in der Feuerwehrfarbe RAL 3000 lackiert ist.» Sogar einen Namen trägt das Velo: KLOG – Kleines Logistikfahrzeug. Womit es sich nahtlos in die Rufnamengalerie der Fahrzeugflotte einreiht: TLF – Tanklöschfahrzeug; ADL – Autodrehleiter; MZF – Mehrzweckfahrzeug.

E-Bike und Christoph Ruprecht der Feuerwehr Koeniz fotografiert am Dienstag, 22. August 2023 in Wabern. (haupstadt.be / Simon Boschi)
Dank seiner Farbe und dem Namen reiht sich das Velo nahtlos in die Fahrzeugflotte ein. (Bild: Simon Boschi)

Der Einsatz des E-Bikes beschränkt sich nicht auf die Hydrantenkontrolle. Regelmässig holen die Waberner Feuerwehrleute Material aus dem Hauptmagazin in Köniz – früher oft mit dem privaten Auto, heute häufiger mit dem E-Bike. Und: «Bei Unwettern werden wir meistens zu drei bis vier Einsätzen gleichzeitig gerufen. Da ist es praktisch, ein zusätzliches Fahrzeug zu haben», so Ruprecht.

Ausserdem seien die Insektenspezialist*innen kürzlich mit dem E-Bike ausgerückt, um Wespennester zu entfernen. Auch die Feuerwehrleute, die am Gurtenfestival patrouillierten, nutzten das Velo.

Der Feuerlöscher fährt mit

Das E-Bike ist so wandelbar, weil sich je nach Einsatzgebiet andere Materialboxen montieren lassen. «Zum Beispiel haben wir eine allgemeine Werkzeugkiste mit Absperrband, Abfallsäcken, Leuchtwesten und Stablampen.» Dazu kommen jene für die Hydrantenkontrolle mit Schlauch und Hydrantenschlüssel und jene für die Wespennester mit Schutzschleier. Auch ein kleiner Feuerlöscher fährt immer mit.

Christoph Ruprecht hat den nationalen Feuerwehrverband informiert über die Anschaffung des E-Bikes. Ihm selbst und dem Verband sind keine anderen Feuerwehren in der Schweiz bekannt, deren Fahrzeugflotte ein E-Bike enthält. «Wir teilen aber gerne unsere Erfahrungen und bieten Probefahrten an für interessierte Feuerwehren.» Am besten eigne sich ein Feuerwehr-E-Bike für urbane Gebiete, schätzt Ruprecht. «Auf grösseren Strecken ist es nicht praktikabel, da es zu wenig Platz für Material bietet.»

E-Bike und Christoph Ruprecht der Feuerwehr Koeniz fotografiert am Dienstag, 22. August 2023 in Wabern. (haupstadt.be / Simon Boschi)
Die Materialboxen machen das E-Bike wandelbar für verschiedenste Einsätze. (Bild: Simon Boschi)

Neu sei die Idee eines Feuerwehrvelos aber nicht, so Ruprecht. «Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass zu Beginn des 20. Jahrhundert in England Löschvelos in Petroleumfabriken eingesetzt wurden.»

In Wabern fällt das KLOG auf. «Wir erhalten viele positive Rückmeldungen von der Bevölkerung», erzählt Christoph Ruprecht. «Es ist leise und stösst kein CO2 aus. Das gefällt den Leuten.»

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Diskussion

Unsere Etikette
Lukas Külling
29. August 2023 um 09:41

Ich gratuliere allen Beteiligten für das "out of the box" - Denken. Grosse Klasse, diese Umsetzung eines KLOG

Andrea Knecht
28. August 2023 um 08:08

Tolle Idee!