Neuer TV-Sender will «Telebärn» herausfordern

In den Berner Regionalsendermarkt kommt Bewegung. Der Verleger des «Bärnerbär» greift mit Basler Hilfe den Platzhirsch «Telebärn» an und bewirbt sich für 2025 um die Konzession in der Region.

IMS-Verlagsleiter Lorenz Feller. (Bild: Nicolai Morawitz)

Überraschung auf dem Berner Medienmarkt. Der TV-Sender «Telebärn», der seit 1995 mit Gebührengeldern ein Fernsehprogramm für die Region Bern produziert,  gerät durch ein neues TV-Projekt mit dem Namen «bärnTV» in Bedrängnis.

Hinter dem neuen Projekt steht die Herausgeberin des «Bärnerbär», die IMS-Mediengruppe, welche ausserdem das Marketing des SC Bern verantwortet. Doch die Berner kamen nicht alleine auf die Idee, sondern haben das TV-Projekt mit den Betreibern von «Telebasel» in den letzten Monaten auf die Beine gestellt. 

Die Stiftung BaselMedia sitzt beim neu gegründeten Joint-Venture mit im Boot – und bringt jahrelange Erfahrung im Regionalfernsehengeschäft mit, trägt und betreibt sie doch den Sender «Telebasel» am Rheinknie. Eine entsprechende «bärnTV» AG befinde sich derzeit in Gründung, sagt der Verlagsleiter IMS Medien, Lorenz Feller, auf Anfrage der «Hauptstadt».

Die Bern-Basel-Allianz bewirbt sich beim Bakom um die regionalen Gebührengelder und hat dazu ein Konzessionsgesuch eingereicht. Nur wenn sie die Konzession erhält, wird es den Sender geben. Das TV-Projekt schreibt sich auf die Fahnen, mehr regionale Aktualität bieten zu können als der bisherige Konzessionsinhaber «Telebärn».

Medienexperte Nick Lüthi sieht Vorteile in dieser Strategie. «Telebärn wird daran gemessen, was der Sender tut, der Neubewerber dagegen an dem, was er verspricht», sagt Lüthi, der am Medienplatz Bern bestens vernetzt ist.

Tatsächlich kam es 2021 gegen Telebärn zu einem Aufsichtsverfahren durch das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM), weil nicht genügend regional relevante Informationen gesendet worden seien.

Konkrete Ideen

Die Verantwortlichen bei der IMS-Gruppe werden bereits recht konkret, wie die stärkere Verankerung im Regionalen gelingen soll: «bärnTV» soll ab 18 Uhr mit den Sendungen «Bärn aktuell» und «Fokus Bärn» täglich fast eine halbe Stunde tagesaktuelle Informationen aus dem gesamten Kanton Bern sowie den angrenzenden Bezirken des Kantons Freiburg produzieren.

40 Mitarbeitende sollen sich dereinst 29 Vollzeitstellen teilen, wie es in der Medienmitteilung heisst. «bärnTV» will den Sendebetrieb über Beiträge aus den Radio- und Fernsehgebühren sowie über den Verkauf von Werbung finanzieren. Für den Bau eines modernen Studios sind 2,2 Millionen Franken veranschlagt worden. Das Jahresbudget soll sich zwischen fünf und sechs Millionen Franken einpendeln. 

Nur eine Konzession 

In der Region Bern vergibt das BAKOM nur eine Konzession, dementsprechend müsste «Telebärn» bei deren Verlust ein anderes Geschäftsmodell entwickeln. «Telebärn»-Chefredaktor Markus von Känel lässt über die Medienstelle ausrichten, der Sender habe einen langjährigen Leistungsausweis im regionalen Journalismus und sei deshalb zuversichtlich, dass sein Gesuch überzeuge. «Telebärn» wolle den regionalen Service Public künftig nochmals ausbauen. 

Für Experte Lüthi kommt die Ankündigung, einen neuen Berner TV-Sender schaffen zu wollen, «überraschend». Er sieht im Projekt eine «spannende Kombination». Der «Bärnerbär» sei lokal gut verankert und die Stiftung BaselMedia garantiere Stabilität und Know-How bei der Infrastruktur. Offen sei jedoch, ob und wie die Verzahnung von Online-Präsenz und TV-Angebot vorgesehen ist. Die Konzession fördere zwar das klassische lineare Sendungsangebot, aber für einen zeitgemässen Auftritt sei heute auch ein Portal nötig. «Telebärn» spannt dafür zum Beispiel mit dem hauseigenen News-Portal «BärnToday» zusammen. Die Stiftung BaselMedia wiederum betreibt neben dem TV-Sender das Portal «»BaselJetzt». 

Der Entscheid, wer die Konzession erhält, wird gegen Ende des Jahres getroffen. Neben dem Bundesamt für Kommunikation darf sich auch die Kantonsregierung zu den eingereichten Gesuchen äussern. Die Konzession wird für den Zeitraum von 2025 bis 2034 vergeben.

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Diskussion

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Hanspeter Zaugg
06. Mai 2023 um 13:38

Ist Regionalfernsehen überhaupt legitim oder gar Privattv in der ganzen Schweiz.?Nein, im Zeichen der ständigen Verwässerung des SRG Programms, der bevorstenden sinnlosen Halbierungsinitative sind Ueberlegungen für einen weiteren Privat Regionalsender unnütz und in keinner weise zu unterstützen.Dass gesparte Geld sämtlicher in der Schweiz privaten TV Sender würde man lieber für einen 3 SRF Kanal

einsetzten mit jweilligen Regionnenfenstern auf diesem 3 Programm Privatfernserhen war in den 90ziger noch eine Alternative heute ist es ein Auslaufmodell.

Schweizweit sowieso aber auch in Deutschland und Österreich fehlt die legitimation immer mehr.

Pascal Burri
03. Mai 2023 um 07:44

Das finde ich persönlich jetzt sehr unnütz. Unter dem Strich wäre es ein weiterer Regionalsender, der ein bisschen News produziert und ansonsten nur Werbung und andere belanglose Inhalte.