Es läuft bei ihnen
Der Gurten bietet viele Trails für Laufbegeisterte. Die aktivste Gruppe sind die «trail-maniacs». Die «Hauptstadt» war bei einem Training mit dabei. Und stellt die besten Routen am Gurten vor.
Es ist einer dieser Abende am Gurten, an denen einem die Schönheit des Ortes die Sprache verschlägt. Im Westen glüht der Chasseral im Sonnenuntergang. Mit dem letzten Licht des Tages wird sich auch der Sommer verabschieden.
Im Süden dagegen ziehen schwarze Gewitterwolken am Stockhorn auf. Es blitzt.
Spektakel am Himmel, Routine am Boden. Die «trail-maniacs» starten wie jeden Dienstagabend zu ihrem wöchentlichen Lauf am Berner Hausberg. Die meisten der elf Frauen und Männer, die beim Lauf dabei sind, kennen fast jeden Pfad und jeden Trail an diesem Flecken Erde. Andere sind aber auch zum ersten Mal dabei.
Die Gruppe nennt sich «Maniacs», zu Deutsch «Vernarrte». Genau genommen sind sie die Berner Crew der Vereinigung, die sich auch in 15 anderen Schweizer Orten und Regionen trifft, um gemeinsam Berg-Trails unter die Füsse zu nehmen.
Janine Teissl leitet die Gruppe in Bern seit drei Jahren. Auch an diesem Tag bespricht sie mit den Teilnehmer*innen die Route und führt durch Wälder und Wiesen. An einem von Brennesseln überwucherten Pfad müssen sie kurz abbremsen, kämpfen sich hindurch, und werden am Ende auf dem Aussichtsturm des Gurten mit einem Blick auf die Stadt belohnt.
Von Patagonien zum Gurtenkulm
Die Bernerin mit österreichischen Wurzeln hat auf einer Reise in Südamerika mit dem Trailrunning begonnen. «Es hat mich fasziniert, wie schnell und elegant manche Läufer*innen sich durch die Berge bewegten», sagt Teissl. Wenig später lief auch sie in Patagonien über Berg-Trails und als sie nach Europa zurückkehrte, machte sie eine Ausbildung zum Trailrunning-Guide. Weniger später fand sie in Bern Anschluss an die Trail-Community.
Bei den «trail-maniacs» steht das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. Wenn sie zusammen laufen gehen, wird niemand zurückgelassen. Auch an diesem Tag schaut Teissl, dass keine*r den Anschluss verliert. «Der soziale Aspekt ist uns wichtig», sagt die Juristin. In der Regel legt die Gruppe bei ihren Treffen rund zehn Kilometer und vierhundert bis sechshundert Höhenmeter zurück. Anschliessend trifft sich die Gruppe gerne auch in einem Restaurant oder lässt den Abend bei einer Glacé ausklingen.
In der Corona-Pandemie erlebte der Laufsport einen regelrechten Boom in der Schweiz. Viele sind diesem Hobby treu geblieben. Teissl erlebte diesen Aufwärtstrend auch in ihrer Gruppe in Bern.
Um den Überblick zu behalten, koordiniert sich die Gruppe über Whatsapp und eine App für Vereine. Anfang der Saison sind besonders viele Haken als Zeichen einer Anmeldung für das nächste Training zu sehen. Im Laufe des Sommers variiert dann die Gruppengrösse: «Es gibt viele Trailrunning-Wettkämpfe und andere spannende Anlässe», erklärt Teissl.
Der Gurten kann recht gnadenlos sein. Einige der steilen Waldpassagen und Treppen verlangen selbst geübten Läufer*innen alles ab. In der Gruppe ist Roman Kessler einer der erfahrensten Läufer und übernimmt auch hin und wieder die Leitung. Der 40-Jährige ist auch an vielen Wettkämpfen anzutreffen – «von kurzen Bergläufen bis zur Marathondistanz», wie er sagt.
Für die «Hauptstadt» hat Kessler drei Strecken zusammengestellt. Sie reichen von der kurzen Runde über befestigte Wege bis hin zum langen Loop für ein intensives Training.
1. Kurz und knackig:
Ohne grosse Umwege geht es über die Ostseite auf meist gut befestigten Wegen hoch zum Gurten. Am Ende wird man mit einer schönen Aussicht auf die Stadt und die Berge belohnt. Besonders für Läufe unter der Woche geeignet, wenn auf dem Kulm wenig los ist.
Die Strecke kannst du hier auch als GPX-Datei herunterladen und zur Navigation nutzen.
2. Die Achterbahnfahrt:
Auf schönen Trails geht es in einem ständigen Auf und Ab rund um den Gurten. Die Strecke ist ideal, wenn man am Wochenende dem Trubel auf dem Gipfel aus dem Weg gehen möchte.
Die Strecke kannst du hier auch als GPX-Datei herunterladen und zur Navigation nutzen.
3. Für Hartgesottene:
Die lange Strecke führt über Gurtendorf und Jennershaus. Anschliessend gibt es einen kurzen Abstecher auf die Ulmizseite des Köniztals. Achtung: der Schlussanstieg hinauf zum Gurten, auch «Chatzepuggel» genannt, hat es in sich. Er ist wohl das Anspruchsvollste, was der Gurten zu bieten hat.
Die Strecke kannst du hier auch als GPX-Datei herunterladen und zur Navigation nutzen.
- Sich keinen Druck machen: Ein Trail muss nicht nur joggend bewältigt werden. Wenn die Kräfte nachlassen, oder der Trainingszustand noch nicht ausreicht, soll man ruhig auch eine Passage wandern. Es geht darum, Spass zu haben und die Natur zu geniessen.
- Passende Ausrüstung: Trailrunning-Schuhe mit gutem Profil geben auf Naturwegen Halt. Ein kleiner Laufrucksack macht einen flexibler und autonomer – ich packe darin mindestens Wechselsachen, ein bisschen Verpflegung und eine Stirnlampe.
- Laufen durch ein gutes Kraft- und Stabilitätstraining begleiten: Die Übungen sollten ein bis zwei Mal pro Woche durchgeführt werden und helfen dabei, verletzungsfrei und schneller zu laufen.
- Eine Laufgruppe suchen: Dort trifft man Gleichgesinnte und bekommt immer neue Inputs zu Strecken und passender Ausrüstung.