Tote Tiere – Hauptstadt-Brief #491
Donnerstag, 31. Juli 2025 – die Themen: Mensch-mit-Tier-Bestattungen; Asyl; Gastro; Kandersteg; Berufslehre; Feiertag; Pride; Tattoo; Update.
Wie möchtest du dereinst bestattet werden? Und allenfalls: mit wem?
Viele Menschen wünschen sich, gemeinsam mit den sterblichen Resten ihrer Liebsten in einem Grab zu ruhen. In Bern soll das bald nicht mehr nur mit Ehefrau, Kind oder Lebenspartner möglich sein, sondern auch mit dem Haustier.
Mit einer Totalrevision des Friedhofreglememts will der Berner Gemeinderat auf den städtischen Friedhöfen Mensch-mit-Tier-Bestattungen erlauben. Die Forderung geht zurück auf ein Postulat des ehemaligen GLP-Stadtrats Peter Ammann. Das Stadtparlament hat den Vorstoss 2021 erheblich erklärt. Aktuell läuft die Vernehmlassung für den Gesetzesentwurf.
Die Asche verstorbener Haustiere soll künftig einem menschlichen Grab hinzugefügt werden können. Tierkadaver sind auf dem Friedhof weiterhin nicht erlaubt. Und die Grösse der Urne ist auf fünf Liter beschränkt: Ein Pferd hätte also vermutlich keinen Platz, wohl aber Katzen, Hunde oder Kanarienvögel.
Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier habe sich in den letzten Jahren gewandelt, begründete Stadtrat Peter Ammann die Forderung. Es bestehe ein Bedürfnis nach Grabformen gemeinsam mit dem «geliebten und treuen tierischen Begleiter». In Zürich sind Mensch-mit-Tier-Bestattungen bereits heute möglich.
Letzte Woche hat sich «Tier im Fokus» im Rahmen der Vernehmlassung geäussert. Die Partei ist mit Tobias Sennhauser seit diesem Jahr im Berner Stadtparlament vertreten. Er begrüsst in einer Mitteilung die neue Regelung, sieht aber ein Risiko: Es könnte der Anreiz entstehen, gesunde Tiere vorzeitig einzuschläfern, um sie gemeinsam mit ihren Halter*innen beizusetzen. Einen solchen Fall habe es in der Schweiz schon gegeben, und zwar mit Katzen.
Deshalb fordert die Tierrechtsorganisation eine explizite Regelung im neuen Friedhofreglement, wonach Tiere, die eigens für eine gemeinsame Beisetzung eingeschläfert werden, von der Bestattung ausgeschlossen sind.
Übrigens: Auch zu Lebzeiten sind Hunde bald willkommen auf dem Friedhof. Das generelle Hundeverbot auf den städtischen Friedhöfen soll durch eine blosse Leinenpflicht ersetzt werden.
- Asyl: Nächsten Montag eröffnet der Kanton Bern ein neues Rückkehrzentrum für Familien mit Kindern und alleinstehende Frauen. Das Zentrum bietet Platz für bis zu 66 Personen und befindet sich in der ehemaligen Direktorenvilla auf dem Bührer-Areal in Biel. Es ersetzt das bisherige Zentrum in Bellelay. In Rückkehrzentren werden Personen untergebracht, die rechtskräftig aus der Schweiz weggewiesen wurden. Meistens sind das abgewiesene Asylsuchende. Weitere Zentren für Familien bestehen in Enggistein und Aarwangen.
- Gastro: Die ehemalige Fedpol-Chefin Nicoletta della Valle übernimmt das Restaurant Pusterum im Berner Mattenhofquartier. Das hat Nau.ch gestern berichtet. Sie will das seit Ende Juni geschlossene Lokal im Oktober unter dem Namen «Caffè Bar Sempre Berna» wiedereröffnen. Im Café soll es auch gratis Beratungsangebote für Menschen geben, die Unterstützung im Umgang mit Behörden brauchen. Den Plan, ein solches Lokal zu eröffnen, hatte della Valle bereits bei ihrem Rücktritt aus dem Fedpol Ende Januar verkündet.
- Naturgefahren: Die starken Regenfälle vom Wochenende haben bei dem von grossen Felsstürzen bedrohten Spitze Stei oberhalb von Kandersteg zu Abbrüchen und Rutschungen sowie zu Murgängen im Oeschibach geführt, wie die Gemeinde Kandersteg am Montag mitteilte. Gestern gab die Gemeinde Entwarnung: Die Bewegungen im Schutt seien zurückgegangen und nennenswerte Abbrüche blieben aus. Der Oeschiwald bleibt aber über das Wochenende noch gesperrt. Gestern Nachmittag ereignete sich zudem ein Felssturz oberhalb der Kantonsstrasse zwischen Wilderswil und Zweilütschinen, wie die Nachrichtenagentur SDA berichtet.
- Berufslehre: Im Kanton Bern sind für das kommende Lehrjahr noch etwa 1000 Lehrstellen unbesetzt. Das hat der Kanton am Montag kommuniziert. In den vergangenen Jahren gestaltete sich die Situation ähnlich. Besonders viele offene Stellen gibt es in den Berufen Detailhandelsfachmann/-frau und Fachmann/-frau Gesundheit. Um möglichst viele Jugendliche doch noch für eine Berufslehre zu begeistern, hat der Kanton eine Tiktok-Kampagne lanciert. Einen Lehrvertrag für das kommende Ausbildungsjahr können sie noch bis Ende August abschliessen.
- Feiertag: Am 1. August passieren anlässlich des Nationalfeiertags zahlreiche Programmpunkte in Bern. Auf dem Bundesplatz gibt es ein Geburtstagsfest mit Reden und Konzerten, im Berner Münster wird gejodelt und im Bundeshaus ist Tag der offenen Tür. In der Innenstadt gilt ein Feuerwerksverbot.
- Pride: Am Samstag findet die Bern Pride statt. Es gibt einen Demozug durch die Innenstadt und anschliessend ein Festival mit Musik und Dragshow auf dem Bundesplatz. Das Event läuft unter dem Motto «Zäme für Fröid, Widerstand und Liebi». Die Organisator*innen fordern unter anderem die Erweiterung der Antirassismus-Strafnorm auf trans und intergeschlechtliche Personen, die Option eines dritten Geschlechtseintrags sowie mehr sichere Orte für die queere Community. Wie die Pride letztes Jahr war, kannst du hier nachlesen.
- Tattoos: Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung eines Archäologen der Uni Bern hat Tätowierungen auf einer über 2000 Jahre alten sibirischen Eis-Mumie analysiert. Die Forschenden untersuchten die Tattoos in Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Tätowierer*innen. Die Ergebnisse legen nahe, dass das Tätowieren in der prähistorischen sibirischen Gesellschaft ein ähnliches Handwerk war wie heute. Das teilte die Uni Bern gestern in einer Nachricht an Medienschaffende mit.
- Update: Wir haben gestern ein Update unserer Website durchgeführt. Deshalb müssen sich alle «Hauptstadt»-Abonnent*innen neu einloggen. Ansonsten sollte alles beim Alten bleiben – und hoffentlich noch besser funktionieren.
PS: Heute Abend um 21 Uhr spielen Sens Unik auf dem Bundesplatz. Eintritt frei!
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