Container kommen, Uni spart, ade Aare

News vom Samstag – Hauptstadt-Brief #512

Hauptstadt-Brief Wecker weiss
(Bild: Marc Brunner)

Es ist ein Befreiungsschlag. Die Stadt Bern will nun doch die Containerpflicht für Kehricht einführen. Das hat der neue Tiefbaudirektor Matthias Aebischer (SP) gestern vor den Medien verkündet – mein Kollege Joël Widmer war dabei

Das Ziel ist klar: Mittelfristig sollen in der Stadt keine Kehrichtsäcke mehr herumstehen. Sie sind nicht schön fürs Stadtbild, und sie sind vor allem schädigend für die Rücken der Menschen, die den Abfall im Auftrag der Stadt entsorgen.

Es ist eine erneute Kehrtwende in einer langen Saga, die die «Hauptstadt» vor Jahresfrist aufgerollt hat. Kurz zuvor hatte die Stadt verkündet, dass man die Containerpflicht und das Farbsack-Trennsystem, zusammen von der Bevölkerung an der Urne gutgeheissen, nicht umsetzen könne. 

Nun geht es doch. Einerseits, weil die Stadt das Farbsack-Trennsystem und die Containerpflicht entkoppelt. Die Farbsäcke werden fallengelassen, die Container schrittweise eingeführt.

Andererseits, weil Tiefbaudirektor Aebischer Führungswille zeigt. Er hat ein klares Ziel definiert und ist unter anderem bereit, Parkplätze abzubauen, damit mehr öffentliche Container platziert werden können. Ausserdem soll, wer nicht mitmacht, Ersatzabgaben zahlen.

Möglich wurde der Befreiungsschlag auch, weil mit der Neubesetzung aller Stadtberner Direktionen Anfang Jahr eine neue Energie entstanden ist. Manchmal braucht es neue Sichtweisen und Menschen, um aus einer verfahrenen Situation herauszufinden.

Rosengarten, Sommer/Herbst-Abende bei bestem Wetter und 1000 Toruisten*innen, 2014
Bilderserie von Silvan Mahler (9/12): Rosengarten, Sommer/Herbst-Abende bei bestem Wetter und 1000 Toruisten*innen, 2014. (Bild: Silvan Mahler)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Uni Bern spart: Die Universität Bern wird ihr Budget ab 2026 um zwei Prozent kürzen. Das hat sie gestern mitgeteilt. Aufgrund eines immer grösser werdenden Defizits sehe sie sich dazu gezwungen. Die Einsparungen würden für alle Bereiche gleichermassen gelten, führt die Rektorin Virginia Richter in einem Interview mit der hauseigenen Publikation Uniaktuell aus. Mit den zwei Prozent erreiche man eine Einsparung von rund 15 Millionen Franken bei einem Gesamtbudget von knapp einer Milliarde. Auswirkungen auf das Fächerangebot werde die Massnahme nicht haben, aber allenfalls würden «nicht-essenzielle Angebote wie Exkursionen oder Vorträge» reduziert. Auch Entlassungen will Richter nicht ganz ausschliessen. Im August hat der Kanton beschlossen, die Beiträge an die Universität Bern zu erhöhen. Jedoch sei die Finanzierung laut Richter noch nicht für die gesamte Leistungsperiode gewährleistet. 
  • Budget Stadt Bern: Das Stadtberner Parlament hat am Donnerstag die Budgetdebatte nach neun Stunden erfolgreich beendet. Das Resultat: eine schwarze Null – weil der Stadtrat Anträge für Budgeterhöhungen für insgesamt etwa zwei Millionen Franken gutgeheissen hat. Ursprünglich vom Gemeinderat budgetiert war ein Gewinn von 2,6 Millionen. Die Details dazu kannst du im Stadtrat-Brief meines Kollegen Jürg Steiner lesen.  
  • Doch kein Werbeverbot: Im Rahmen der Budgetdebatte beerdigte der Stadtrat auch die vor eineinhalb Jahren angenommene Motion, auf städtischem Boden ein Werbeverbot einzuführen. Die SP, die damals dank einiger Ja-Stimmen dem Vorstoss zum Durchbruch verholfen hatte, stellte sich nun dagegen: Auf die rund fünf Millionen Franken Einnahmen pro Jahr könne man angesichts der finanziellen Lage nicht verzichten.  
  • Aare I: Eine bauliche Sicherung des Trampelpfads für Aareschwimmer*innen in Muri ist weder zulässig noch sinnvoll. Das macht der Berner Regierungsrat in seiner Antwort auf eine Petition deutlich. Der Schutz und die Entwicklung der natürlichen Auenlandschaft habe Vorrang. Der beliebte Pfad bleibe aus Sicherheitsgründen geschlossen.  
  • Aare II: Ab Montag tritt das Schwimm- und Bootsfahrverbot vom Eichholz bis zur Dalmazibrücke in Kraft. Bis voraussichtlich Ende Mai werden auf diesem Abschnitt Bauarbeiten zum Hochwasserschutz durchgeführt. Wenn du dir also ein letztes Aarebad genehmigen willst: Jetzt ist die Zeit dazu. Und übrigens: Ab Montag regnet es sowieso.

PS: Heute Abend (19.30 Uhr, Stadttheater) feiert Berns neue Operndirigentin Alevtina Ioffe ihr Berner Debüt: «Manon Lescaut» von Giacomo Puccini steht auf dem Programm. «Dirigieren ist für mich gar keine Arbeit, es ist mein Leben», hat sie kürzlich zu mir gesagt, als ich sie für die «Hauptstadt» porträtiert habe.

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