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«Hauptstadt» im Dialog

«Flugscham ist offenbar ein Fremdwort.»

Was bei Besucher*innen aus der Ausstellung «Mensch, Erde!» im Naturhistorischen Museum hängen bleibt.

Beatrice Matthys in der Ausstellung Mensch, Erde fotografiert am Mittwoch, 29. Oktober 2025 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
«Mich erstaunt, wie wenig sich unsere Kinder um die Klimawirkung des Fliegens kümmern», sagt Beatrice Matthys. (Bild: Simon Boschi)

In der Ausstellung «Mensch, Erde!» im Naturhistorischen Museum ist es am Dienstag und Mittwoch meist ruhig. Doch ab und zu, wenn ein Vater oder eine Grossmutter mit Kindern die interaktiven Teile der Ausstellung testen, wird sie zum temporären Spielplatz. Dann ziehen Kinder direkt neben dem temporären Hauptstadt-Büro ein Gewicht in die Höhe und lassen es nach unten sausen, was wieder eine Rakete in die Höhe katapultiert. Erklärt wird so das Prinzip einer Schwerkraftbatterie, die ein möglicher alternativer Energierspeicher zur fossilien Energie ist.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem menschengemachten Klimawandel. Ein Thema, das oft schwer greifbar ist. Welche Eindrücke oder Gedanken bleiben hängen? Das fragten wir die letzten zwei Tage die Besucher*innen der Ausstellung «Mensch, Erde».

Beatrice Matthys (67) aus Bern

«Ich nehme mit, dass unsere Erde sehr wertvoll ist und wir diesen Wert unseren Kindern und Grosskindern zeigen sollten. Mich erstaunt, wie wenig unsere Kinder sich um die Klimawirkung des Fliegens kümmern. Flugscham ist offenbar ein Fremdwort. So eine Ausstellung ist da sehr wertvoll.»

Hans Adrian (51) aus Bern

«Wir wissen sehr viel über den Klimawandel. Wir kennen sogar viele Lösungsansätze. Zum Beispiel: Vom Beton wegkommen. Doch es gibt erstaunlich viele Widerstände gegen die Umsetzung der Lösungsansätze.»

Constantin (3) aus Bern

«Mir gefielen die Dinosaurier.»

Rolf Thalmann und Jamie in der Ausstellung Mensch, Erde fotografiert am Mittwoch, 29. Oktober 2025 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
Sehr interessant sei die Installation, bei der man 45 Liter Wasser raufpumpen müsse, um ein Handy drei Minuten laufen zu lassen, findet Rolf Thalheim, der die Ausstellung mit Jamie besucht hat. (Bild: Simon Boschi)

Rolf Thalheim (63) mit Jamie aus Bern

«Die Ausstellung ist mega gut und anschaulich gemacht, auch für Kinder. So etwa dort, wo man 45 Liter Wasser raufpumpen muss, um ein Handy drei Minuten laufen zu lassen.»

Anja Bachmann (34) aus Bern

«Es gibt Dinge in der Forschung, die Hoffnung geben. Das ist ermutigend»

Erich Schüpbach (71) aus Rüfenacht

«Es ist gut, dass die fossilen Energien thematisiert werden. Sie sind über Millionen von Jahren entstanden und wir schaffen es, sie innert hundert Jahren zu verbrauchen – ohne Respekt.»

Lenn (8) aus Rüfenacht

«Das mit der Rakete hat mir gefallen. Wenn etwas stark runterfällt, spickt die Rakete rauf.»

Hans Jordi in der Ausstellung Mensch, Erde fotografiert am Mittwoch, 29. Oktober 2025 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
«Beim Thema CO2 stelle ich eine Einseitigkeit fest», sagt Hans Jordi, der aus dem Thurgau angereist ist. (Bild: Simon Boschi)

Hans Jordi (84) aus Braunau

«Ich bin aus dem Thurgau angereist und bin von der Ausstellung beeindruckt. Sie ist aufschlussreich und zeigt gut die erdgeschichtliche Entwicklung. Beim Thema CO2 stelle ich aber eine Einseitigkeit fest. CO2 ist nicht nur Schadstoff, sondern auch eine Quelle für unsere Existenz.»

Peter Sigerist (76) aus Bern 

«Diese Ausstellung hat mich sehr beeindruckt, sie ist sehr gut gemacht. Am Schluss hatte ich den Gedanken: Wir leben in Zeiten, in denen der mächtigste Mann der Welt den Klimawandel als «fake news» bezeichnet. Wenn er zum nächsten Mal in die Schweiz kommt, müsste man als Einreisebedingung festlegen, dass er zwingend diese Ausstellung besuchen muss.»

Paula (26) aus Bern

«Mich haben die Interviews mit Menschen verschiedenen Alters beeindruckt: Ganz verschiedene Weltsichten auf den Klimawandel.»

Michel Stehelin (26) aus Bern

«Ich habe einen positiven Eindruck der interaktiven Elemente. Das ist hilfreich für mich als Primarlehrer, um mit Schüler*innen die Ausstellung zu besuchen.»

Raphaela Zuercher in der Ausstellung Mensch, Erde fotografiert am Mittwoch, 29. Oktober 2025 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
Raphaela hat der folgende Satz in der Ausstellung beeindruckt: «2025: Etwa 80 % der Menschen sind noch nie geflogen.» (Bild: Simon Boschi)

Raphaela aus Bern

«Es ist krass, dass ich zu den 20 Prozent gehöre, die 2025 schon mit dem Flugzeug gereist sind.»

Jonathan Summerfield (32) aus Bern: 

«Das Thema Klimaerwärmung beschäftigt mich stark. Das geht wohl vielen so, aber nicht allen. Ich glaube, jene, die es beschäftigt, fühlen sich oft machtlos. So geht es auch mir. In meinem Umfeld gibt es sehr verschiedene Haltungen zu dem Thema. Während in meinem Freundeskreis sich viele zum Beispiel vegan oder vegetarisch ernähren und manchmal schon fast ein «Flug-Shaming» herrscht, merke ich bei der Arbeit, dass sich die Mehrheit dann doch nicht darum kümmert, wie viel Zerstörung der Mensch in der Natur anrichtet. Ein Kollege erzählte mir kürzlich, er sei übers Wochenende nach Portugal geflogen, weil es in Bern regnete. Ich war perplex. Solche Erlebnisse geben mir immer einen kleinen Stich: Wir Menschen sind so intelligente Wesen, aber wir zerstören die Natur. Und oft sehe ich den Vorteil der Zerstörung nicht. Wir verbessern unseren Wohlstand, aber meistens nicht mit Dingen, die wir unbedingt brauchen. Ich würde gern mehr politisieren zu dem Thema. Ich habe jetzt in einem Quartiertreff im Breitsch damit angefangen. Mich frustriert, dass das Thema politisch an Dynamik verloren hat. Es kommt mir vor, als hätten wir akzeptiert, dass die Zukunft scheisse ist. Ich habe angefangen, mir Dinge dazu aufzuschreiben. Vielleicht wird daraus ja ein Buch?»

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