Zmittag im Breitsch
Die «Hauptstadt» ist vom 22. bis 25. April in der Markuskirche im Breitenrainquartier zu Gast und testet das Gastroangebot in der Umgebung.
Nur einen Steinwurf vom Breitschplatz entfernt befindet sich das Restaurant Mont Liban. Hier gibt es libanesische Küche zu einem fairen Preis: Das Mittagsmenü kostet 16.50 Franken – inklusive Vorspeise.
Dabei waren wir uns bei unserem Besuch zunächst gar nicht sicher, ob es überhaupt ein Mittagsangebot gibt. Auf der Website finden sich keine Infos und auch vor Ort gibt es nur wenig Hinweise. Rasch aber steht der Kellner am Tisch und präsentiert die Auswahl: Es gibt entweder «Reis mit Rindfleisch» oder «Reis mit Zucchetti». Es ist eine nüchterne Präsentation zweier potenziell trockener Menüs.
Was dann auf den Tisch kommt, hat aber deutlich mehr zu bieten als die schlichte Ankündigung vermuten lässt. Als Vorspeise gibt es entweder eine würzige Tomatensuppe mit knusprigen Brotstückchen oder einen Salat mit Granatapfelkernen und einem süsslichen Granatapfelsirup-Dressing. Auf Wunsch erhalten wir Fladenbrot, mit dem wir den letzten Tropfen Suppe aus dem Teller wischen können.
Es folgt der Hauptgang. Das «Reis mit Zucchetti» entpuppt sich als vegetarischer Gemüseeintopf mit Zucchetti, Kichererbsen und Tomaten. Für die Karnivor*innen gibt es einen Spiess aus grob gehacktem Schweizer Rindfleisch, angerichtet auf einem Petersilien-Zwiebel-Bett. Auf beiden Tellern finden sich zusätzlich Bratkartoffeln, Hummus und Safranreis.
Die Teller sind liebevoll angerichtet und farbenfroh. Das grösste Lob der Testesser*innen gibt es für die Bratkartoffeln. Diese haben eine leichte Zitronennote – «ganz raffiniert», wie eine Kollegin anerkennend bemerkt. Der Safranreis wiederum harmoniert bestens mit dem Fleischspiess. Der Hummus ist sehr frisch und rundet das Ganze ab. Weniger frisch ist hingegen das Fladenbrot, das auch hierzu gereicht wird. Dieses kommt vorproduziert und vorportioniert im Plastiksäckli – da ist noch Luft nach oben.
Ansonsten verlief der Mittagsbesuch zur vollsten Zufriedenheit. Die Portionen sind nicht üppig, aber ausreichend – vor allem in Anbetracht des Preises. Für 16.50 Franken bietet das Mont Liban ein durchaus stimmiges Mittagessen in ansprechendem Ambiente und mit libanesischer Würze. (Text: Mathias Streit)
Calabrisella: Der Quartieritaliener
Restaurants wie das Calabrisella gibt es wahrscheinlich hundertfach in der deutschsprachigen Welt. Italien als konstruierter Sehnsuchtsort, als Möglichkeitsraum, das Fernweh bei einem Stück Pizza und einem Schluck Limoncello zu vergessen. Irgendwie austauschbar, am Rande zur Belanglosigkeit, aber auch verlässlich sättigend und unbedingt herzerwärmend. Das Calabrisella an der Weingartstrasse macht da keine Ausnahme.
Es ist weit genug vom hippen Breitschplatz entfernt, dass es sich seinen uniformen Italo-Charme erhalten konnte: Gusseiserne Kandelaber, ein obligatorisches Wandgemälde (das Städtchen Tropea), Eros Ramazzotti in Endlosschleife und dazu eine Kunstleder-Sitzgarnitur. Mamma mia!
Wir entscheiden uns beim Mittagsmenü – standesgemäss – für Pizza und Salat für 18.50 Franken. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, darin ist sich die Tafelrunde einig.
Zunächst wird uns der Rucola-Salat mit Parmesan-Splittern und einem wuchtigen italienischen Dressing gereicht, das mehr an eine Betriebskantine aus der Agglo als an die letzten Napoli-Ferien erinnert. Auf dem Ganzen thront immerhin ein Rüebli-Schnitz – «etwas fürs Auge», kommentiert die Kollegin.
Richtig Schwung in die Sache bringt der Hauptgang mit der Pizza, die nicht aus einem Holzofen, sondern einem elektrischen Modell kommt:
Wegen der radialen Anordnung der Spargeln auf der Pizza fühlt sich der Kollege an das Laufrad eines Velos und damit an die letzte Fahrradtour durch Kalabrien erinnert. Zwar machte ihn der knusprige Rand glücklich. Aber die Pizza war so gross, dass er nach dem Verzehr besser gleich wie damals in Kalabrien aufs Velo gestiegen wäre als im Bürostuhl über Texten zu brüten.
Ähnliches kann über die Pizza Napoli gesagt werden. Sie war zwar schmackhaft, aber aufgrund der Sardellen auch mächtig salzig. Hier wäre auf der Velotour dringend ein zusätzlicher Bidon empfohlen, um den Durst zu stillen.
Während die Kollegin noch die Spargeln auf der Pizza zählt, erläutert Wirt Dino den Ursprung des Namens Calabrisella. Dieser geht auf die kalabrischen Erstbesitzer*innen der Pizzeria zurück. Genauer gesagt auf ein kalabrisches Brauchtum, in dem eine Tänzerin auftaucht, die Tochter eines Wirtes ist: Calabrisella. Wer Wikipedia befragt, findet ausserdem ein kalabrisches Kartenspiel gleichen Namens.
Ähnlich vielseitig wie der Name ist auch die Menükarte des Restaurants: Neben Pizza und Pasta gibt es auch Rindssteak oder Eglifilet. Genug Auswahl also für den nächsten Besuch. Um die Italien-Sehnsucht zu stillen oder dem «Gesehen-und-Gesehenwerden» am wuseligen Breitschplatz zu entfliehen. A presto. (Text: Nicolai Morawitz)
Barbière: Wochenauftakt mit Spargeln
Unsere heutige Mittagspause verbringen wir im Barbière am Breitenrainplatz. Das Lokal ist auf Biertrinker*innen ausgerichtet. Es verfügt über eine hauseigene Brauerei. Unsere Getränkeauswahl beschränkt sich dennoch vernünftigerweise auf Mineralwasser und Eistee. Mittags interessiert uns sowieso mehr: Wie steht es um das Essensangebot in dieser Beiz?
Neben einer zehnseitigen Getränkeauswahl hat das Essensangebot auf einer Seite Platz. Zur Auswahl stehen heute drei Optionen: Grüner Seeländer Spargel auf Blätterteig mit Erbsenrahmsauce, roten Linsen und Gemüse (Vegi-Tagesgericht, 22.50 CHF), Krustenbraten an Paprikamarinade und Senfsauce mit Butterrösti und Frühlingsgemüse (Bio-Fleisch-Tagesgericht, 26.50 CHF), und Penne an Rahmsauce mit grünem Seeländer Spargel und Reibkäse (Wochenmenü, 22.50 CHF). Inklusive ist jeweils ein Salat oder eine saisonale Suppe mit frischem Brot.
Den Salat bezeichnete ein Kollege treffend als «tipptopper Menüsalat» – schön hergerichtet, optimale Grösse. Einziges Manko: Die Sauce wird bereits vor dem Servieren verteilt, vermutlich nicht immer gleichmässig. So hörte man aus einer Ecke «es hat zu wenig Sauce» und aus der anderen «nein, zu viel». Dieses Problem gibt es bei der Pilzsuppe nicht. Auch hier ist die Portionengrösse gut gewählt. Geschmacklich ist sie kein Weltwunder, aber gerade mit dem frischen Brot dazu eine gute Wahl.
Ästhetisch angerichtet ist auch die Hauptspeise. Besonders das Vegi-Tagesgericht ist ein echter Hingucker: Grüner Spargel mit Blätterteig, Linsen und Gemüse. Geschmacklich kann das Essen leider nicht ganz mit dem Aussehen mithalten. Es wird von den Kolleg*innen als «solide» beschrieben, besonders die Linsen seien gut. Die Spargeln hätten aber noch etwas mehr zur Geltung kommen können.
Sehr zufrieden mit der Spargel-to-Pasta-Ratio bin ich hingegen bei meiner Wahl, dem Wochenmenü: Pasta an cremiger Spargel-Sauce. Mit dem Geschmack bin ich rundum glücklich und die Penne sind ein Paradebeispiel für die Zubereitung «al dente».
Leichte Uneinigkeit gibt es beim Fleischmenü: Krustenbraten an Marinade, Butterrösti und Gemüse. Ein Kollege findet es sehr schwer, überhaupt einen Kritikpunkt ausfindig zu machen. Dem anderen Kollegen fällt das etwas leichter: «Die Sauce hat viel Bindemittel drin und die Rösti ist etwas zwischen Auflauf und Rösti». Beim Gemüse und dem Fleisch sind sie aber geeint «sehr zufrieden».
Das Barbière ist rustikal eingerichtet mit vielen Holzelementen und einer Backsteinwand. Wegen der grossen Fenster wirkt es aber nicht etwa kalt und dunkel, sondern lichtdurchflutet. An unserem Platz an der Fensterfront können wir uns etwas aufwärmen, nachdem es in der Markuskirche noch eher kühl gewesen ist. Wenn man nach draussen blickt, sieht man einen grosszügigen Aussenbereich mit farbenfrohen Stühlen und kann dem Treiben auf dem Breitschplatz entspannt zusehen.
Während wir uns beim Zmittag über den richtigen Anbau von Spargeln unterhalten, fällt mir auf: Es ist auch akustisch angenehm – weder zu ruhig noch zu laut. Und die Hintergrundmusik ist auf einem guten Schallpegel.
Der Besuch im Barbière ist ein gelungener Start in unsere Aussenwoche. Optisch sehr ansprechend und geschmacklich zwar nicht perfekt, aber sehr solide. (Text: Victoria Habermacher)