Helikopterflüge – «Hauptstadt»-Brief #118
Donnerstag, 5. Januar – die Themen: Schneemangel; Milliardengewinn; Geld; Polizeikommandant; Hangrutsch; Lichtspektakel.
Weisse Streifen auf braun-grünen Hängen. Dies ist das neue Wintersportbild im Berner Oberland. Und der massive Wärmeeinbruch der letzten Tage hat den Skidestinationen nochmal zugesetzt. Am Rinderberg in Zweisimmen zum Beispiel ist gerade mal noch eine Piste offen.
Doch schon vor dem warmen Neujahrswochenende kämpften die Bergbahnen Gstaad – zu denen auch das Gebiet Zweisimmen gehört – gegen den Schneemangel, und zwar mit hohem Einsatz und unkonventionellen Mitteln nach dem Prinzip: Koste es, was es wolle.
Wie die «Hauptstadt» erfahren hat, flog in der Altjahrswoche ein Helikopter mehrmals Schnee in die Nähe der Talstation Oeschseite, um eine Verbindungspiste zwischen den Gebieten Zweisimmen und Saanenmöser offenzuhalten. Der CEO der Bergbahnen Gstaad, Matthias In-Albon, bestätigt dies auf Anfrage: «Vergangene Woche haben wir versucht, mit dem Helikopter Schnee punktuell in die Region Oeschseite zu transportieren.» Um Schwachstellen in den Pisten zu füllen, werde der Schnee normalerweise durch Stossen mit der Schaufel des Pistenfahrzeugs verschoben. Dies sei derzeit in unteren Lagen wegen der geringen Schneedecke aber nicht möglich.
Der Helikopter war aber letztlich doch nicht die Lösung. «Dieser Versuch hat sich nicht bewährt», sagt In-Albon. Die Schneemenge pro Flug sei zu klein und das Auf- und Abladen zu schwierig gewesen.
Die Bergbahnen haben dann für den Schneetransport eine bodenständigere Variante gefunden. «Unsere innovativen Mitarbeiter haben ein Passstück geschweisst, um eine Frontkippschaufel eines Traktors am Pistenfahrzeug befestigen zu können», berichtet In-Albon. Damit bringe man nun den Schnee aus den Schneedepots auf die Piste. Mit solchen Massnahmen habe man es bis jetzt geschafft, alle Hauptpisten der Region offen zu halten.
Doch für die Verbindungspiste bei Oeschseite hat auch die neue Kippschaufel in den letzten Tagen nichts mehr genützt. Sie war gestern für Skifahrer*innen gesperrt.
Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:
- 1 Milliarde Gewinn: Der Energiekonzern BKW profitiert von den stark angestiegenen Strompreisen und den Verwerfungen an den Energiemärkten. Der kantonale Energieversorger rechnet gemäss eigenen Angaben für das Jahr 2022 mit einem Betriebsgewinn (EBIT) von 1 Milliarde Franken. Im Vorjahr waren es noch 395 Millionen Franken gewesen. Rund die Hälfte des Gewinns kam mit einem ausserordentlichen Handelsergebnis der BKW im vierten Quartal zustande. Der Konzern habe bei der Bewirtschaftung der Energieposition der eigenen Kraftwerke die starken Preisschwankungen «optimal nutzen können», schreibt er. Zum Gewinn beigetragen haben zudem die höheren Preise für gelieferte Systemdienstleistungen für die Netzstabilität. Der Kanton Bern besitzt die Aktienmehrheit an der BKW und kann mit einer Dividendenausschüttung rechnen.
- Finanzielle Sicherheit: Um viel (und wenig) Geld geht es auch in unserem thematischen Schwerpunkt, den wir heute starten. Mein Kollege Jürg Steiner hat zum Auftakt fünf Hauptstädter*innen zu ihren Finanzen befragt. Geld ist für die meisten insofern sehr wichtig, dass es ihnen Sicherheit gibt. Und mehr Zeit zu haben wäre für viele wichtiger, als Geld zu besitzen. Einig sind sich die Befragten auch, dass arme Menschen mehr Geld haben sollten. Wie man mit Reichen umgehen sollte, darüber gehen die Meinungen aber auseinander.
- Festnahme: In einem Interview mit BZ/Bund äussert sich der Berner Polizeikommandant Christian Brenzikofer zur heiklen Festnahme auf der Schützenmatte, welche die «Hauptstadt» vor Weihnachten publik gemacht hatte. Ob der Faustschlag des Polizisten ein Fehler war, will er nicht qualifizieren. Er werde das Ereignis aber mit den Mitarbeitenden besprechen und die erforderlichen Schlüsse daraus ziehen. «Auch wenn wir zum Schluss kommen sollten, dass keine Fehler begangen wurden, können wir als Organisation aus solchen Situationen lernen und falls notwendig Anpassungen vornehmen», sagt er. Zur möglichen Einführung einer Ombudsstelle für solche Fälle will sich Brenzikofer nicht äussern.
- Hangrutsch in der Felsenau: Der am linken Aareufer auf waldigem Stadtberner Boden gelegene Wanderweg zwischen dem Kraftwerk Felsenau beim Seftausteg und der ARA Region Bern bei der Neubrügg ist wegen eines Hangrutsches bis auf Weiteres gesperrt. Dies meldet die Stadt Bern. Eine Umgehung der Schadensstelle ist via rechte Uferseite auf Bremgartener Boden möglich.
- Lichtinstallation: Die Berner Heiliggeistkirche beherbergt ab Freitag die Lichtinstallation «Genesis». Das Zürcher Künstlerkollektiv Projektil bespielt Decke und Innenwände der Kirche mit Lichtprojektionen und lässt diese musikalisch begleiten. Das Lichtspektakel widmet sich den ersten drei Tagen der Schöpfungsgeschichte, die Projektion dauert 30 Minuten und ist vom 6. bis 28. Januar jeden Abend ab 17.30 Uhr in der Kirche am Berner Bahnhofplatz besuchbar (Eintrittspreis: Fr. 12.90). Projektil hat in der Vergangenheit auch das Bundeshaus im Rahmen von «Rendez-vous Bundesplatz» illuminiert.
PS: Wer noch keinen Neujahrsvorsatz hat und einen solchen gerne mit einer guten Tat verbinden möchte, kann eine Postkarte an die Frauen schicken, die in der Justizvollzugsanstalt Hindelbank einsitzen. Unter dem Titel «Bern schreibt Postkarten» lancierten zwei Bernerinnen diese Aktion. Sie wollen damit den Frauen eine kleine Freude bereiten und ihnen ein Zeichen geben, dass auch sie Teil unserer Gesellschaft sind.