Wahlen 2024

9 Kandidat*innen für 5 Sitze

Der Wahlkampf um die Zusammensetzung der Berner Stadtregierung nimmt Fahrt auf: Die wichtigsten Kandidat*innen für die Wahl im November 2024 im Überblick.

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(Bild: Silja Elsener)

Am 24. November dieses Jahres fällen die Stimmberechtigten der Stadt Bern drei Entscheide: Wer Stadtpräsident*in wird. Wie sich die fünfköpfige Exekutive (Gemeinderat) zusammensetzt. Und wer in der 80-köpfigen Legislative (Stadtrat) Einsitz nimmt.

Das öffentliche Interesse konzentriert sich auf die Gemeinderatswahl. Die Wahltaktik wird stark vom Wahlsystem beeinflusst.

Weil die Gemeinderät*innen – anders als in anderen Gemeinden – im Proporzsystem gewählt werden, zahlt es sich für Parteien aus, sich zu möglichst breiten Bündnissen zusammenzuschliessen. In der aktuellen Stadtregierung belegt Rot-Grün-Mitte (RGM, bestehend aus SP, GB, GFL) vier Sitze, den Bürgerlichen bleibt nur ein Sitz (besetzt von Reto Nause, Mitte). Für die Wahlen vom November bilden die Mitte-Rechts-Parteien (EVP, Mitte, GLP, FDP, SVP) das  Bündnis «Meh Farb für Bärn». Ziel von Mitte-Rechts ist es, RGM einen Sitz abzujagen und künftig wieder mit zwei Gemeinderät*innen vertreten zu sein. Das Stadtpräsidium wird zwar in einem eigenen Wahlgang bestückt. Allerdings muss, wer Stadtpräsident*in werden (oder bleiben) will, zuerst in den Gemeinderat gewählt werden.

Aus der amtierenden Regierung treten drei langjährige Mitglieder (Franziska Teuscher, GB, Reto Nause, Mitte, Michael Aebersold, SP) zurück. Das wird zu einem Personal- und Generationenwechsel im Gemeinderat führen. Sollte Marieke Kruit Alec von Graffenried als Stadtpräsidentin ablösen, erhalten gar alle Direktionen neue Vorsteher*innen. 

Es zeigt sich jetzt schon, dass der Wahlkampf früher beginnt und wohl engagierter wird als vor vier Jahren. Gelingt es «Meh Farb für Bärn», einen zweiten Sitz zu gewinnen, verliert RGM erstmals seit Erringen der Mehrheit 1992 einen Sitz. Selbst Stadtpräsident Alec von Graffenried ist nicht gefeit davor, abgewählt zu werden.

Die «Hauptstadt» gibt dir hier einen Kurzüberblick über die Ausgangslage für die bis jetzt nominierten neun Kandidat*innen auf den zwei Listen RGM und «Meh Farb für Bärn». Wir haben zudem allen Kandidierenden die gleichen Kurzfragen gestellt, die sie schriftlich beantwortet haben. Unter anderem fragten wir nach ihren Wahlkampfbudgets

Impressionen einer Kundgebung vor der Direktion des Bundesamts fuer Zoll und Grenzsicherheit BAZG anlaesslich der Klima-Aktionstage zum Thema «Break down Climate Walls» fotografiert am Montag 07. November 2022 in Bern. (liveit.ch / Manuel Lopez)
Lebendige Stadt für alle: Alec von Graffenried (GFL). (Bild: Manuel Lopez)

Alec von Graffenried (bisher)

Liste: Rot-Grün-Mitte. Partei: Grüne Freie Liste (GFL). Beruf/Funktion: Stadtpräsident seit 2016. Alter: Wird im August 62. Wohnquartier: Murifeld. Kandidiert für: Stadtpräsidium und Gemeinderat.

Ausgangslage: Alec von Graffenried muss um die Wiederwahl bangen. Auf der RGM-Liste wirkt der Frauenbonus meist stärker als der Bisherigenbonus. Von Graffenrieds Hausmacht ist beschränkt, die GFL ist die kleinste Partei im RGM-Bündnis. Bei den Stadtratswahlen 2020 hat sie trotz damaligem grünem Megatrend einen Sitz verloren. Im internen Duell mit Ursina Anderegg (GB) profitiert von Graffenried von seiner Bekanntheit , muss aber dennoch kämpfen, um nicht auf Rang vier der RGM-Liste zu landen. Sonst könnte er bereits die Wiederwahl in den Gemeinderat verpassen, die Voraussetzung ist, damit er das Stadtpräsidium verteidigen kann. 

Alec von Graffenried, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Weitermachen, das heisst für mich vor allem weiterarbeiten an der Entwicklung der Stadt Bern. Eine Stadt der kurzen Wege, in der alle Angebote in allen Quartieren erreichbar sind, in der die Menschen miteinander und nicht nebeneinander leben, und aufeinander Rücksicht nehmen, kurz: eine lebendige Stadt für alle. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Stadtregierung ist zur Zeit sehr gross, das zeigen die hohen Zustimmungen in allen Abstimmungen, dieses Vertrauen will ich weiter stärken und damit bei den vielen Wechseln im Gemeinderat die Kontinuität gewährleisten.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Auf die Debatten, da kommen viele neue Ideen für die Stadt zusammen. Und vor allem auf die vielen Begegnungen auf der Strasse.

Bereitet Ihnen der Wahlkampf auch Bauchweh?

Es gibt viel Papierkram, zusätzliche Sitzungen. Allgemein kommt der Wahlkampf on top auf die bereits sonst grosse Belastung.

Welche Mandate oder Interessenbindungen haben Sie?

Alle meine Mandate sind ans Stadtpräsidium gebunden: Mitglied im Vorstand des Städteverbandes, der Hauptstadtregion, Mitarbeit in der Regionalkonferenz Verkehr, Kultur, Wirtschaft, Verwaltungsrat in Parkhausgesellschaften usw. Daneben engagiere ich mich für eine bessere Zusammenarbeit in der Schweiz (Neue Helvetische Gesellschaft) und für eine bessere Zusammenarbeit der Schweiz mit Europa (Europäische Bewegung Bern), wo ich je die Ortsgruppe präsidiere. In weiteren Vereinen bin ich Mitglied, aber ohne Funktion.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an Ihren Gemeinderatswahlkampf)? 

Das Budget beträgt ca. 100'000 Franken, meine Partei beteiligt sich am RGM-Wahlkampfbudget.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie kandidieren?

Das Budget der RGM-Liste beträgt 88’000 Franken.

Gemeinderaetin Marieke Kruit fotografiert am Dienstag, 26. Maerz 2024 in Bern. (Hauptstadt / Manuel Lopez)
Mehr Dialog mit allen: Marieke Kruit (SP). (Bild: Manuel Lopez)

Marieke Kruit (bisher)

Liste: Rot-Grün-Mitte. Partei: Sozialdemokratische Partei (SP). Beruf: Gemeinderätin seit 2021, Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün. Alter: 55. Wohnquartier: Schosshalde. Kandidiert für: Stadtpräsidium und Gemeinderat.

Ausgangslage: 2020 zog Marieke Kruit mit einem brillanten Resultat in die Stadtregierung ein. Sie liess die Bisherigen Alec von Graffenried und Michael Aebersold locker hinter sich. Kurz nach der Wahl erklärte das neue Co-Präsidium der SP, Lena Allenspach und Meret Schindler, von der Wähler*innenstärke her habe die SP Anspruch aufs Stadtpräsidium. Kruit will diesen Anspruch nun umsetzen. Als Gemeinderätin pflegt Kruit einen versöhnlichen, nach aussen oft sehr vorsichtig wirkenden Stil. Ihre Wiederwahl ist nicht in Gefahr. Ob sie Berns erste Stadtpräsidentin wird, hängt davon ab, wie stark sie als Wahlkämpferin ist. 

Marieke Kruit, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Bern ist grossartig, aber Bern kann mehr, zum Beispiel mehr Bäume und weniger Asphalt, damit die Menschen die Hitze im Sommer besser ertragen. Es braucht mehr Platz für alle, die sich zu Fuss, mit Velo, Tram und Bus durch die Stadt bewegen und für den Gewerbeverkehr, der rasch und unkompliziert vorwärtskommen muss. Es braucht mehr bezahlbare Wohnungen, damit sich Bern alle leisten können und damit wir das schaffen, braucht es mehr Dialog mit allen und weiterhin gesunde Finanzen.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Auf zahlreiche Begegnungen und Diskussionen, wie wir Bern gemeinsam weiterbringen können.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Bis jetzt zum Glück nicht. Ich zähle darauf, dass wir weiterhin einen fairen Wahlkampf führen.

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

ara region bern ag, Mitglied des Verwaltungsrats; Autoeinstellhalle Waisenhausplatz AG (AWAG), Mitglied Verwaltungsrat; Autohalle Kasinoplatz AG (AKAG), Mitglied Verwaltungsrat; BERNMOBIL, Städtische Verkehrsbetriebe Bern, Mitglied des Verwaltungsrats; Behördendelegation Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Wankdorf, Mitglied; Behördendelegation; Tram Region Bern, Mitglied; Behördendelegation ZMB Köniz-Bern, Mitglied; Jury Kunstmuseum, Mitglied; Regionalkonferenz Bern-Mittelland, Kommission Verkehr, Vizepräsidentin; Regionalkonferenz Bern-Mittelland, Ausschuss Raumplanung und Verkehr, Mitglied; Städtekonferenz Mobilität, Vizepräsidentin; Stiftung Gurten Park im Grünen, Mitglied des Stiftungsrats; Tierparkkommission, Mitglied; Zukunft Bahnhof Bern (ZBB), Mitglied des Leitorgans; SP Stadt Bern, Mitglied der Geschäftsleitung und Fraktionsmitglied; Wohnheim Acherli, Vorstand; Mitglied vpod Stadt Bern; Mitglied MV Kanton Bern; Mitglied Läbigi Stadt, Pro Natura, Amnesty International und VCS. Mitglied FSP; Mitglied AIM.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an Ihren Gemeinderatswahlkampf)? 

Stand jetzt, planen wir für die Gemeinderats- und Stadtpräsidiumskandidatur mit rund 100'000 Franken. Das ist aber eine Momentaufnahme, da das Fundraising noch läuft. Ich werde sämtliche Kampagnenaufwendungen gemäss den städtischen Transparenzvorschriften ausweisen.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie für die Gemeinderatswahlen kandidieren?

Das Budget der RGM-Kampagne beträgt voraussichtlich 88‘000 Franken (Zusammensetzung: 12'700 Franken kommen von der SP, 6'400 Franken vom GB, 6'400 Franken von der GFL, 2'500 Franken vom Gewerkschaftsbund und 60'000 Franken werden von den gewählten Gemeinderatsmitgliedern nach der Wahl beigesteuert.)

Portrait von xy am ersten Tag der 51. Legislatur der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 16. Dezember 2019 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Politik mit Weitblick: Matthias Aebischer (SP). (Bild: Keystone)

Matthias Aebischer (neu)

Liste: Rot-Grün-Mitte. Partei: Sozialdemokratische Partei (SP). Beruf/Funktion: Nationalrat, seit 2011. Alter: 56. Wohnquartier: Marzili. Kandidiert für: Gemeinderat.

Ausgangslage: Bei Wahlen ist Matthias Aebischer ein sicherer Wert. Als einziger Mann hält er sich souverän in der Berner Delegation der SP-Fraktion im Nationalrat. Mit Stadtpolitik hatte er bis jetzt wenig Berührungspunkte, mit Ämtern wie dem Präsidium des Laufevents Grand Prix von Bern hat er aber eine lokale Street-Credibility. Sein Einzug in die Stadtregierung gilt als ungefährdet.

Matthias Aebischer, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Ich will eine soziale, ökologische und fröhliche Stadt. Das heutige Bern entspricht genau dieser Stadt. Damit das so bleibt, braucht es eine besonnene Politik mit Weitblick.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Ich bin gerne mit Leuten zusammen. Im Wahlkampf lernt man immer wieder neue kennen.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Eigentlich nie.

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

Bezahlte Mandate: Präsident Organisationskomitee Grand Prix von Bern, Präsident Cinésuisse, Präsident Geschäftsführender Ausschuss der Interessengemeinschaft Musikinstrumentenbauer IGMIB, Präsident Pro Velo Schweiz, Präsident Schweizerischer Verband für Weiterbildung (SVEB), Cinéconomie. Dazu kommen ehrenamtliche Engagements in Stiftungsräten und Beiräten. (vollständige Liste auf der offiziellen Seite des Parlaments)

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an Ihren Gemeinderatswahlkampf)? 

Meine persönlichen Ausgaben werden wohl zwischen 5000 und 10'000 Franken liegen. Zudem wird meine Partei für den SP-Gemeinderatswahlkampf zusammen mit Marieke Kruit rund 25'000 Franken ausgeben.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie kandidieren?

Das Budget der RGM-Kampagne beträgt voraussichtlich 88‘000 Franken. (Zusammensetzung: 12'700 Franken kommen von der SP, 6'400 Franken vom GB, 6'400 Franken von der GFL, 2'500 Franken vom Gewerkschaftsbund und 60'000 Franken werden von den gewählten Gemeinderatsmitgliedern nach der Wahl beigesteuert.)

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Solidarische Stadt: Ursina Anderegg (GB). (Bild: Pascale Amez)

Ursina Anderegg (neu)

Liste: Rot-Grün-Mitte. Partei: Grünes Bündnis (GB). Beruf/Funktion: Stellvertretende Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit der Uni Bern. Alter: 43. Wohnquartier: Weissenbühl. Kandidiert für: Gemeinderat.

Ausgangslage: Das Grüne Bündnis ist eine bewährte Wahlkampfmaschine. Trotz einem Parteiwähler*innen-Anteil von 13 Prozent blicken alle drei bisherigen GB-Gemeinderätinnen – Therese Frösch, Regula Rytz, Franziska Teuscher – auf Spitzen-Wahlergebnisse zurück. 2020 erreichte Franziska Teuscher das beste Wahlergebnis aller Gemeinderät*innen. Auf die Mobilisierung des GB muss Ursina Anderegg setzen, weil sie als Figur ausserhalb ihrer Bubble wenig bekannt ist. Nicht zufällig ist sie die Kandidatin, die bereits am meisten Wahlkampfanlässe absolviert. 

Ursina Anderegg, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Autobahn-Ausbau stoppen: Statt zuzulassen, dass die Autobahn im Grauholz oder im Wankdorf ausgebaut wird, will ich die Situation für Velo- und Fussverkehr verbessern. Bezahlbaren Wohnraum schaffen: Bern soll eine Stadt für alle bleiben. Ich engagiere mich deshalb für mehr günstige Wohnungen und für eine Kontrolle der Mietzinse. Jetzt ins Klima investieren: Die Klimakrise spitzt sich zu, wir müssen dringend schneller handeln – mit der Umsetzung der Klimagerechtigkeitsinitiative können wir die notwendigen Investitionen als Stadt stemmen. Gute Kinderbetreuung sichern: In einer solidarischen Stadt braucht es qualitativ hochstehende und erschwingliche Kitas – für alle!

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Auf viele spannende Begegnungen! Ich will wissen, was Bern bewegt und möchte dafür mit möglichst vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommen.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Bei der Koordination der vielen Termine. Ich wäre gerne oft an mehreren Orten gleichzeitig.

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

Stadträtin, Mitglied der Finanzkommission; Co-Präsidentin Grünes Bündnis; Präsidentin Dachverband für offene Arbeit mit Kindern in der Stadt Bern DOK; Präsidentin Förderverein Grosse Berner Renntage; Delegierte vpod beim Gewerkschaftsbund Stadt Bern und Umgebung

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an Ihren Gemeinderatswahlkampf)? 

Das Wahlkampfbudget der Partei für die Gemeinderatskandidatur beträgt rund 75'000 Franken. Die Partei finanziert rund 50’000 Franken, rund 15'000 Franken werden durch zusätzliche Spenden finanziert und ich werde den Wahlkampf persönlich mit 10'000 Franken mitfinanzieren. Dazu kommt noch der Partei-Beitrag an RGM von 6400 Franken.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie kandidieren?

Das Budget der RGM-Kampagne beträgt voraussichtlich 88‘000 Franken. (Zusammensetzung: 12'700 Franken kommen von der SP, 6'400 Franken vom GB, 6'400 Franken von der GFL, 2'500 Franken vom Gewerkschaftsbund und 60'000 Franken werden von den gewählten Gemeinderatsmitgliedern nach der Wahl beigesteuert.)

Nationalraetin Melanie Mettler, GLP-BE, am Donnerstag, 21. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (PARLAMENTSDIENSTE / KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Offenes Ohr für alle Generationen: Melanie Mettler (GLP). (Bild: Keystone)

Melanie Mettler (neu)

Liste: Meh Farb für Bärn!. Partei: Grünliberale Partei (GLP). Beruf/Funktion: Nachhaltigkeitsberaterin/Nationalrätin. Alter: 46. Wohnquartier: Schosshalde. Kandidiert für: Stadtpräsidium und Gemeinderat.

Ausgangslage: Auf ihr lastet die Erwartung, den Grünliberalen den lange ersehnten Einzug in die Berner Stadtregierung zu ermöglichen. Bereits 2016 hatte Mettler auf einer Mitte-Liste für den Gemeinderat kandidiert, kam aber nicht an Reto Nause (damals CVP) vorbei. Seither ist Mettler als Nationalrätin zu einer bekannten Figur mit entsprechender Medienpräsenz geworden. Unerprobtes Gelände mit gewissem Risikofaktor ist für sie als eher linke Grünliberale die gemeinsame Wahlkampfliste mit der SVP. 

Melanie Mettler, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Ich stehe für eine ambitionierte Klima- und Verkehrspolitik genauso wie für gesunde Finanzen sowie für die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gewerbe in unserer Stadt ein. Ich bin überzeugt, dass wir mit überparteilichen Allianzen und einem offenen Ohr für alle Generationen die Stärken von Bärn noch mehr spielen können. Kurz gesagt: Ich möchte den Politikansatz, der auch meine Arbeit der vergangenen Jahre im Stadt- und Nationalrat geprägt hat, nun in die Regierung einbringen.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Den Ideenwettbewerb, die vielen Begegnungen und zuhören, was die Leute bewegt, nach einem ganzen Leben in Bern immer noch Neues entdecken.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Wenn es nicht mehr um die Sache geht und vergessen geht, dass wir alle Verbündete sind, die in einem demokratischen System das Beste für unsere Lebenswelt zu erreichen versuchen.

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

Vizepräsidentin Grünliberale Partei Schweiz, Stiftungratspräsidentin Museum für Kommunikation, Gründerin und Co-Präsidentin Soziale Innovation Bern Accelerator SIBA, Gründerin und Vorstand Sunraising, Verwaltungsrätin Emch+Berger Immoconsult AG, Stiftungsrätin Stiftung Dialog, Vorstand Neue Helvetische Gesellschaft, Vorstand Fussverkehr Bern, Vorstand Carrière Féminine, Vorstand Association Suisse en Europe (vollständige Liste auf der offiziellen Seite des Parlaments).

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an den/Ihren Gemeinderatswahlkampf)? 

Der aktuelle Zwischenstand ist, dass ich mit 60'000 Franken rechne für die Kampagnen für Gemeinderatswahl und Stadtpräsidiumswahl. Für alles weitere kommt es darauf an, auf wie viel Unterstützung meine Kandidatur in der Stadt zählen darf. Das Budget und die definitive Abrechnung mit der Aufteilung der Kosten zwischen Partei und Kandidatin wird dann bereit stehen gemäss den Fristen der Transparenzgesetzgebung.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie kandidieren?

Das liegt momentan bei 152’500 Franken.

Portrait der Stadtratätin Florence Schmid für das Online-Medium Hauptsadt, während Stadtratsitzung vom 6.7.2023 in Bern
Nachhaltige Finanzpolitik: Florence Pärli (FDP). (Bild: Daniel Bürgin)

Florence Pärli (neu)

Liste: Meh Farb für Bärn!. Partei: Freisinnig-demokratische Partei (FDP). Beruf/Funktion: Juristin MLaw mit Weiterbildungen im Steuerrecht und Betriebswirtschaft, derzeit im Rechtsdienst des kantonalen Steueramts Solothurn. Alter: 33. Wohnquartier: Länggasse. Kandidiert für: Gemeinderat.

Ausgangslage: Mit ihr würde ein echter Generationenwechsel stattfinden, so junge Exekutivmitglieder sind selten. Die Jungfreisinnige Pärli ist Stadträtin (seit 2021) und Steuerexpertin. Deshalb ist sie in der Finanzpolitik, die in der Stadt Bern sehr umstritten ist, im Parlament rasch zu einer profilierten Stimme geworden. Die Chancen, als FDPlerin in die Stadtregierung gewählt zu werden, schwinden aber seit langem. Bis 2016 waren die Freisinnigen fix im Gemeinderat vertreten, der anhaltende Verlust von Wähler*innenanteilen ging aber auch 2020 weiter.

Florence Pärli, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Ich engagiere mich dafür, dass die Rechnung für alle Bernerinnen und Berner wieder aufgeht. Meinen Schwerpunkt setze ich in eine nachhaltige Finanzpolitik; Bern soll nicht mehr länger auf Kosten der nächsten Generationen Schuldenberge anhäufen und Steuererhöhungen provozieren. Weiter soll es mehr Wohnraum vor allem für den Mittelstand geben und Bern soll ein starker Wirtschafts- und Innovationsstandort sowie eine sicherere Stadt ohne No-Go-Orte sein.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Auf das Kennenlernen von vielen Bernerinnen und Bernern. Für sie möchte ich das Gemeinderatsamt ja innehaben. Und auch für mich: Ich bin ein Bärner Meitschi, das Bern liebt. Zusammen mit meiner Familie möchte ich mein ganzes Leben in der Stadt Bern verbringen. Nur wenn wir aber die finanzielle Situation dringend verbessern und eine Wohnbaupolitik haben, die den Mittelstand nicht mehr länger aussen vorlässt, wird die Stadt Bern ihre Lebensqualität und damit auch ihre Bewohnerinnen langfristig halten können.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Ich arbeite gerne präzise und umfassend. So bringe ich Dossiers erfolgreich ins Ziel. Wegen des Wahlkampfs – also dem Jonglieren von Beruf, Stadtratsmandat mit Fraktionspräsidium und Einsitz in der Finanzkommission sowie eben der Kampagne - fehlt mir für Tiefe manchmal die Zeit. Und ich habe im wahrsten Sinne des Wortes oft Bauchweh, da mein Hauptnahrungsmittel derzeit Schokolade ist; ohne sie wäre ich an meinen langen Tagen ohne eine Pause ständig «hangry».

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

Keine (ausser, Co-Präsidentin Länggass-Leist und Vorstandsmitglied Trägerverein zur Einführung der Individualbesteuerung zählten als Interessenbindungen)

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an hren Gemeinderatswahlkampf)? 

Es wäre nicht aussagekräftig, Ihnen hierzu bereits jetzt und also zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Wasserstandsmeldung zu geben. Ich werde mein Budget beim offiziellen Einreichen meiner Kandidatur preisgeben, so wie es die Transparenzregeln der Stadt Bern vorgeben. 

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie kandidieren?

152’500 Franken.

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Kultur ja, Krawalle nein: Béatrice Wertli (die Mitte). (Bild: Frederike Asael/zvg)

Béatrice Wertli (neu)

Liste: Meh Farb für Bärn!. Partei: Die Mitte. Beruf/Funktion: Beraterin für Kommunikation und Politik bei ComCoeur AG, Bern; Verwaltungs- und Stiftungsrätin, Politikerin. Alter: 48. Wohnquartier: Brunnadern im Stadtteil III (Kirchenfeld-Schosshalde). Kandidiert für: Gemeinderat.

Ausgangslage: Viermal hintereinander hatte Reto Nause das kleine politische Wahlwunder vollbracht, es als Vertreter der 3-Prozent-Partei CVP in die Stadtregierung zu schaffen. Nach der Fusion mit der BDP tritt nun erstmals die Mitte zu städtischen Wahlen an, sie ist ungefähr eine 6-Prozent Partei. Obschon SVP und FDP deutlich mehr Wähler*innenanteile haben, wird der ehemaligen CVP-Schweiz-Generalsekretärin Béatrice Wertli zugetraut, für die Mitte-Rechts-Liste den gewünschten zweiten Sitz zu holen. Klar ist aber: Die Wahlkampf-Fähigkeiten, die der passionierten Sportlerin Wertli nachgesagt werden, sind dafür sehr gefordert.   

Béatrice Wertli, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Balance: Mehr Mitte in Regierung und Parlament für eine repräsentativere Vertretung. Mittelstand stärken: Bezahlbarer Wohnraum, erschwingliche Krankenkassenprämien und niederschwellige Tagesbetreuung. Sicherheit gewährleisten: Bewährte Sicherheitsmaßnahmen beibehalten. Kultur ja, Krawalle nein. Wirtschaft fördern: Bürokratische Hürden abbauen und Gewerbe sowie KMU stärken. Bildung und Sport für alle: Schulraum schaffen, Lehrpersonenmangel bekämpfen und bezahlbare Sportinfrastruktur ausbauen. Finanzen ins Gleichgewicht bringen: Verantwortungsbewusste Budgetplanung ohne Schuldenlast für kommende Generationen.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Auf viele Begegnungen mit Menschen, auf ihre Fragen, ihre Ideen. Ich will Politik den Menschen näher bringen.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Wenn es nicht um Themen oder die Menschen geht.

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

Verwaltungsrätin Dr. Pascal Sieber & Partners AG, Stiftungsrätin Stiftung IPT, Beirätin Steinhölzli Bildungswege, Stiftungsrätin Stiftung Nachwuchsförderung Sport, Mitglied Advisory Board bei Unik Playground, 

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an Ihren Gemeinderatswahlkampf)?

Ich rechne mit einem Budget von 35’000 bis 40’000 Franken. Es gibt keinen Beitrag der Partei an meinen Gemeinderatswahlkampf. Die Partei benötigt ihr Budget für die Stadtratswahlen. Der Gemeinderatswahlkampf wird ausschliesslich von der Kandidatin finanziert. Dazu kommt viel ehrenamtliche Arbeit in der Partei und im Wahlkampfteam.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie für die Gemeinderatswahlen kandidieren?

Das liegt momentan bei 152’500 Franken.

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Stärkung der Wirtschaft: Janosch Weyermann (SVP). (Bild: Romy Streit )

Janosch Weyermann (neu)

Liste: Meh Farb für Bärn!. Partei: Schweizerische Volkspartei (SVP). Beruf/Funktion: Immobilienbewirtschafter, Touristischer Berater, Laienrichter am Regionalgericht Bern-Mittelland, Berner Stadtrat. Alter: 29. Wohnquartier: Brünnenquartier. Kandidiert für: Gemeinderat und Stadtpräsidium.

Ausgangslage: Die letzte Gemeinderätin der SVP war die moderate Ursula Begert, sie wurde 2004 abgewählt, weil sie aus Ärger über ihren internen Widersacher Thomas Fuchs wild kandidierte. Seither hatte die SVP trotz stabilem Wähler*innenanteil von knapp 10 Prozent nie mehr eine Chance auf einen Regierungssitz. Mit Janosch Weyermann tritt nun erstmals ein Vertreter der jüngeren SVP-Generation an. Er wirkt weniger polarisierend als die langjährige Referenzfigur Fuchs, vertritt im wesentlichen aber dieselben Inhalte. Seine Wahlchancen sind gering. Trotzdem ist es für die Mitte-Rechts wichtig, wie smart Weyermann auftritt, damit möglichst wenig GLP- und Mitte-Wähler*innen abgeschreckt werden. 

Janosch Weyermann, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Weg mit roten Zahlen und Schuldenbergen. Für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum. Für eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Bern.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Auf viele neue Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Wenn Unwahrheiten verbreitet werden und es unter die Gürtellinie geht.

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

Keine.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an Ihren Gemeinderatswahlkampf)? 

Ich gehe aktuell von 20'000 bis 25'000 Franken aus, die ich am Ende in den Wahlkampf investieren werde. Meine Partei trägt rund 5'000 Franken zum Gemeinderatswahlkampf bei.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie kandidieren?

Der Liste stehen insgesamt 152’500 Franken für den Wahlkampf zur Verfügung.

Bettina Jans-Troxler
Miteinander der Menschen: Bettina Jans (EVP). (Bild: Romy Streit)

Bettina Jans (neu)

Liste: Meh Farb für Bärn!. Partei: Evangelische Volkspartei (EVP). Beruf/Funktion: selbständige Beraterin, Familienmanagerin, Politikerin. Alter: 43. Wohnquartier: Mattenhof, Fischermätteli. Kandidiert für: Gemeinderat.

Ausgangslage: Die grösste Herausforderung für Bettina Jans Troxler dürfte es sein, ihrer Wähler*innenschaft die Präsenz auf der Mitte-Rechts-Liste nahe zu bringen. Vor 32 Jahren gehörte die EVP zu den Gründer*innen des Rot-Grün-Mitte-Bündnisses, ihr damaliger Kandidat Otto Mosimann verpasste die Wahl in den Gemeinderat überraschend gegen Therese Frösch (GB). 2024 ist die EVP zur Ansicht gelangt, dass die  politische Mitte am effektivsten gestärkt werde, wenn die Liste «Meh Farb für Bärn!» zwei Gemeindratssitze erreichen würde.

Bettina Jans, was ist Ihr Plan für Bern, Ihr politisches Programm in drei Sätzen?

Bern soll eine familienfreundliche, nachhaltige und integrative Stadt sein. Damit dies auch weiterhin gelingt, müssen wir sorgfältig mit unseren Finanzen umgehen und gut planen, was wichtig und dringend ist. Besonders am Herzen liegt mir das Miteinander der verschiedensten Menschen, Alters- und Interessengruppen in unserer Stadt – nur miteinander können wir uns die hohe Lebensqualität erhalten.

Worauf freuen Sie sich im Wahlkampf?

Auf ganz viele Begegnungen und neue Erfahrungen, die ich sonst nicht machen könnte.

Wann bereitet Ihnen der Wahlkampf Bauchweh?

Wahlkampf braucht viel zeitliche Ressourcen, weshalb Anderes in dieser Zeit zu kurz kommt.

Welche Mandate/Interessenbindungen haben Sie?

Ich bin v.a. kirchlich engagiert, Synode RefBEJUSO und Ev. Kirche Schweiz, und beruflich im Bereich Zyklus, natürliche Empfängnisregelung.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget Ihrer Kandidatur (persönliches Budget und der Beitrag Ihrer Partei an Ihren Gemeinderatswahlkampf)?

Genau weiss ich es noch nicht, jedoch sicher sehr gering. Wohl etwa zwischen 2'000 und 3'000 Franken der Partei.

Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Liste, auf der Sie für die Gemeinderatswahlen kandidieren?

Die genauen Zahlen werden auf der Webseite meh-farb.ch veröffentlicht, insgesamt voraussichtlich 152’500 Franken.

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