Kopf der Woche: Karineh Zangocyan

Die Dirigentin Karineh Zangocyan ist fasziniert, dass im Berner Chor Naïri Schweizer*innen armenische Lieder singen. Und das nun seit genau 10 Jahren.

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(Bild: zvg)

Karineh Zangocyan hat in ihrem Leben einen weiten Weg zurückgelegt, ehe sie in Bern ankam. Sie wurde in Teheran (Iran) geboren, und als sie elfjährig war, zog ihre armenische Familie nach Wien. Dort studierte sie Musikpädagogik. Bereits als Jugendliche engagierte sich Zangocyan in Wiens armenischer Gemeinde. Sie sang, leitete später einen Chor und verantwortete sechs Jahre lang die armenische Samstagsschule in Wien. «Es ist mir sehr wichtig, armenische Kultur weiterzugeben», sagt Karineh Zangocyan.

Mehr als doppelt so viele Armenier*innen wie im Kaukasus-Kleinstaat Armenien leben weltweit verstreut in der Diaspora. Deshalb haben geistige Güter wie Musik oder Sprache einen hohen Stellenwert. Sie werden als leichtes Gepäck gesehen, das man überallhin mitnehmen kann.

Karineh Zangocyan, Mutter zweier Kinder, kam 2014 nach Bern wegen der Arbeit ihres Mannes. Sie selber stieg beruflich als Singklassenlehrerin im Projekt Jeki des Konservatoriums Bern ein. Jeki – «Jedem Kind ein Instrument» – findet hauptsächlich in Bern West statt. Kindern aus sozial benachteiligten Familien soll der Zugang zu Musik erleichtert werden. Singlehrer*innen wie Zangocyan geben einmal pro Woche in den 1. und 2. Klassen in Bern eine zusätzliche Singstunde, die gekrönt wird von einem Jahreskonzert in der Französischen Kirche. Motivierte Kinder können nachher zu stark reduzierten Tarifen ein Instrument lernen.

Zusätzlich unterrichtet Karineh Zangocyan seit 2022 an der Musikschule Köniz Ukulele und dirigiert zwei Erwachsenenchöre. «Nie hätte ich gedacht», sagt sie, «dass ich ausgerechnet in Bern den einzigen armenischen Chor der Schweiz leiten würde, der erst noch so lange aktiv ist.»

In Bern leben wenige Armenier*innen. Doch 2015 liess sich Zangocyan von zwei Berner Berufsmusikerinnen armenischer Abstammung zur Gründung des Chors Naïri mitreissen. Dieses Wochenende begeht Naïri mit zwei Konzerten das 10-Jahr-Jubiläum. 12 Sänger*innen waren in den Anfangszeiten dabei, heute sind es 30, rund ein Viertel von ihnen hat armenische Wurzeln. Ständig sucht Zangocyan nach neuen Liedern, erst kürzlich habe ihr eine Chorleiterin aus Yerevan Noten nach Bern gebracht. «Ob sie für uns brauchbar sind, werde ich dann nach unseren Konzerten feststellen», sagt Zangocyan mit trockenem Humor.

Der Chor ist auch ein Statement für kulturelle Offenheit. Es berühre sie wirklich, sagt Karineh Zangocyan, «dass in diesem Chor Schweizer*innen armenische Lieder in armenischer Sprache singen».

Jubiläumskonzerte: Samstag, 29.3., 18 Uhr, Kirche Muri bei Bern; Sonntag, 30.3., 17 Uhr, Französische Kirche. Eintritt frei, Kollekte. 

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