Kopf der Woche: Anton Popko

Am Montag jährt sich zum dritten Mal der Beginn des Kriegs gegen die Ukraine. Der aus der Ukraine stammende IT-Lehrling Anton Popko (17) sieht seine Zukunft eher in Bern.

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(Bild: zvg)

An den 9. März 2022 erinnert sich Anton Popko, damals 14-jährig, gut. Er war mit seiner Mutter, einem Onkel und einem Cousin aus Kiew in die Schweiz gereist. Zwei Wochen zuvor, am 24. Februar, hatte Russland die Ukraine angegriffen. In der Schule in der Ukraine hatte er Deutsch gelernt, er wusste auch, dass in der Schweiz Dialekt geredet wird. Doch als er in Bern im Tram sass und den Menschen zuhörte, verstand er nichts.

«Ich habe sofort gemerkt, dass das nochmals eine andere Sprache ist», sagt Anton Popko jetzt in breitestem Dialekt. Sein Berndeutsch sei nicht lupenrein, findet er, weil er mit Menschen aus verschiedenen Regionen der Schweiz Kontakt habe, was sich auf seine Mundart auswirke. Aber ja, ein bisschen stolz sei schon, sich so schnell die Umgangssprache angeeignet zu haben.

Das Treffen findet im Berner Generationenhaus statt, Anton Popko kommt direkt von der Arbeit. Er steckt im zweiten von drei Lehrjahren zur ICT-Fachperson im Amt für Informatik und Organisation des Kantons Bern. Zu seinen Aufgaben gehöre es, am Telefon Kantonsmitarbeitende zu beraten, die Fragen zu einer IT-Anwendung haben – gelegentlich auch auf Französisch. «Ich lerne Französisch, aber der Weg ist noch weit», sagt Anton Popko. Nach Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch wird es bereits seine fünfte Sprache.

Seit Anton Popko in Bern lebt, war er nie mehr zurück in der Ukraine. «Ich will kein unnötiges Risiko eingehen», sagt er. Seinen Vater, der in der Ukraine arbeitet, habe er seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Aber er telefoniere jeden Tag mit ihm. «Ich verfolge natürlich die Ereignisse in der Ukraine, es ist meine Heimat, dort leben meine Verwandten», sagt er. «Aber ich versuche auch, mich auf die Dinge in meinem Leben zu konzentrieren, auf die ich Einfluss habe und die mir positive Energie geben.»

Dazu gehöre, sich auf das Leben in Bern einzulassen. Sein Freundeskreis bestehe heute hauptsächlich aus Menschen aus der Schweiz. Anton Popko hat beim FC Münchenbuchsee Fussball gespielt, beim Schachklub Bern geht er seiner alten Leidenschaft nach. In der Ukraine sei er ein vielversprechendes Talent gewesen, aber nach mehr als zwei Jahren Trainingsunterbruch werde es eine Weile dauern, bis er wieder auf seinem früheren Level sei. Wer ein hohes Niveau im Schach erreichen möchte, zum Beispiel das eines Grossmeisters, müsse mehrere Stunden am Tag trainieren. So weit wolle er noch nicht gehen, sagt Popko. Aber als intensives Hobby sei es cool.

Ginge Anton Popko, sofern der Krieg beendet würde, zurück in die Ukraine? «Zurzeit denke ich nicht an eine Rückkehr», hält er fest. Er fühle sich in Bern wohl, habe hier Freunde gefunden und schätze seine Arbeit: «Ausserdem würde ich gerne mein Studium und meine berufliche Laufbahn hier weiterverfolgen.»

Veranstaltungen: Samstag, 22. Februar, Solidaritätsdemo für die Ukraine, ab 14.15 Uhr, Münsterplatz. Montag, 24. Februar, 19 Uhr, Kaffeebar Effinger: Humanistischer Salon. Wie weiter nach drei Jahren Krieg? Fünf Personen aus der Ukraine erzählen. Unter ihnen: Anton Popko. Moderation: Andreas Kyriacou.

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Diskussion

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Andreas Kyriacou
22. Februar 2025 um 07:13

Danke für das schöne Portrait! Anton, die vier anderen Ukrainerinnen und Ukrainer und ich freuen uns auf zahlreiche Interessierte am 24. 2. am humanistischen Salon.