Kofola – «Hauptstadt»-Brief #101

Dienstag, 22. November – Die Themen: Gemeindepräsidium Muri-Gümligen, Schweizer Buchpreis, Rosengarten-Sanierung, Asyl-Engpass.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Kennst du Kofola? Entwickelt wurde das koffeinhaltige Getränk in den 1960er-Jahren von einem Pharmaunternehmen in der Tschechoslowakei. Der Grund: Im Kalten Krieg waren West-Getränke wie Coca Cola oder Pepsi östlich des Eisernen Vorhangs oft nicht erhältlich.

Rasch etablierte sich Kofola als geschätzte Cola-Alternative bei vielen Tschechoslowak*innen. Das dunkle Getränk mit dem orange-weissen Etikett hat eine dezente Kräuternote und schmeckt weniger süss als Pepsi & Co.

Heute gibt es in Tschechien und der Slowakei längst überall westliche Colas zu kaufen – Kofola hingegen hat den Sprung in die umgekehrte Richtung nicht geschafft. In der Schweiz führt kein grösserer Detailhändler Kofola im Sortiment. Im Geschäft für Osteuropäische Spezialitäten in Muri-Gümligen jedoch gibt es die Ost-Cola zu kaufen. Ebenso wie Barszcz-Fertigsuppe aus Polen, getrockneten Fisch aus Kasachstan oder Rotwein aus Moldawien.

Auch Schwarzbrotcroutons mit Lachsgeschmack sind aktuell im Angebot. Dieses wechselt regelmässig, je nachdem, aus welchem Land zuletzt eine Lieferung eingetroffen ist – ein Konzept, das wir uns in Zeiten des globalisierten Warenverkehrs mit permanenter Verfügbarkeit von Produkten kaum mehr gewohnt sind. Ein Besuch im Muriger Osteuropa-Laden ist deshalb jedes Mal eine kleine Überraschung.

Wieso ich das schreibe? Die «Hauptstadt» hat für diese Woche ihr Büro nach Muri verlegt. Und mein Kühlschrank zuhause ist nun voll mit Kofola. Na zdraví!

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(Bild: Stephen Nthusi)

Die heutigen Themen des Tages:

  • Muri-Gümligen: In der Berner Vorortsgemeinde könnte es am 4. Dezember zu einer historischen Wahl ums Gemeindepräsidium kommen. Gabriele Siegenthaler Muinde (Forum) und Stephan Lack (FDP) duellieren sich um das höchste Amt in der Gemeinde. Siegenthaler erhält Unterstützung aus dem Mitte-Links-Lager. Dabei sei das Forum als Ortspartei gemäss Siegenthaler eigentlich weder links noch rechts einzuordnen. Mein Kollege Joël Widmer hat die Partei und ihre Kandidatin genauer unter die Lupe genommen.
  • Buchpreis: Mit dem Debütroman gleichzeitig den Deutschen und den Schweizer Buchpreis zu gewinnen, gelingt den wenigsten. Kim de l’Horizon hingegen schon. Einen Monat nach dem Deutschen erhielt de l’Horizon gestern auch den Schweizer Buchpreis für den Roman «Blutbuch». Der Preis ist mit 30’000 Franken dotiert. Kim de l’Horizon stammt aus Ostermundigen, war in der Spielzeit 2021/22 Hausautor*in bei Bühnen Bern und identifiziert sich weder als Frau noch als Mann. Die «Hauptstadt» hat «Blutbuch» gelesen.
  • Rosengarten: Die Aussicht vom Rosengarten auf die Aare, den Bärengraben und die Stadt Bern kennen wohl alle Berner*innen. Der Park ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Einheimischen und Gästen. Nun muss die Parkanlage saniert werden, wie die Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün gestern mitgeteilt hat. Die letzte grössere Umgestaltung ist über 60 Jahre her. Bei der anstehenden kann die Bevölkerung mitreden. Die Stadt hat dazu eine Umfrage lanciert. Deren Ergebnisse sollen in die geplante «Weiterentwicklung der Parkanlage» einfliessen. Eine gute Idee, die aber gewisse Risiken birgt: Was, wenn die Teilnehmenden Dinge fordern, die sich die klamme Stadt eigentlich gar nicht leisten kann?
  • Asylzentren: In der Asylbetreuung im Kanton Bern zeichnet sich ein Engpass ab. Aktuell erreichen doppelt so viele Geflüchtete die Schweiz wie sonst zu dieser Jahreszeit. Hauptgrund ist der anhaltende russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Dieser erschwert die Planung: «Niemand weiss, ob im Dezember 2000 oder 8000 Ukrainerinnen und Ukrainer kommen», sagt Regierungsrat Pierre Alain Schnegg im Tamedia-Interview (Abo). Gleichzeitig verteidigt er die Unterbringung von Nicht-Ukrainer*innen in abgelegenen Unterkünften wie dem Gurnigelbad – was laut Kritiker*innen die Integration erschwert: «Für einen Sprachkurs spielt es keine Rolle, ob der Kursraum in der Stadt Bern ist oder im Gurnigelbad», so Schnegg.

Es grüsst

Mathias Streit

PS: Die «Hauptstadt» fördert die Debatte. Das nächste Mal heute Abend um 18.15 Uhr in der Schmiedstube Bern. Mein Kollege Jürg Steiner moderiert eine Diskussionsrunde zum Thema «Desinformation & Fake News – eine Gefahr für unsere Demokratie?». Organisiert wird der Event von der Neuen Helvetischen Gesellschaft Bern. Diese hat sich dem Schutz der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit verschrieben.

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Diskussion

Unsere Etikette
Hanspeter Zaugg
22. November 2022 um 10:52

Die Cola Geschichte ist ein absoluter mehrwert... allen die nicht bis nach Muri-Gümlingen kommen sei die Schweizer Alternative empfohlen "Vivi Cola" die Schweizer Alternative gegründet 1936 und wieder zu haben beim Getränkehändler Deineses Vertauens.(Falls die Werbung nicht erlaubt war Pardon)

Grüsse vom Land