Kopf der Woche: Hansjörg Wyss
Die Stadt Bern hat den 89-jährigen Unternehmer zum Ehrenbürger gekürt.
Erstmals seit zehn Jahren verlieh die Stadt Bern am Donnerstagabend an einer Feier mit geladenen Gästen aus Politik, Kultur und Wissenschaft im Berner Rathaus wieder ein Ehrenbürgerrecht. Es ging an Hansjörg Wyss, den ehemaligen Besitzer der Medizinaltechnikfirma Synthes. Wyss ist im Berner Fischermätteli-Quartier aufgewachsen und lebt in den USA.
Ganz im Sinne einer linksgrünen Regierung dankte die Stadtschreiberin Claudia Mannhardt in ihrem Grusswort zuerst allen ehrenamtlich engagierten Menschen in Bern, sei es in der Nachbarschaft oder in Vereinen. Gemeinnütziges Engagement sei wichtig und Wyss mache das in ganz grossem Stil.
Darauf kam Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) in seiner Laudatio für «einen richtigen Berner Gring» zu sprechen. Mit seiner Stiftung verfolge Wyss schon seit 1998 die Vision, weltweit die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, sagte von Graffenried. Seine philanthropische Tätigkeit startete Wyss also lange vor dem Verkauf der Firma Synthes für rund 20 Milliarden Franken an den US-Konzern Johnson & Johnson im Jahr 2012. Mit dem Einsatz von rund 1,5 Milliarden Dollar habe die Wyss Foundation gemäss von Graffenried weltweit Landflächen so gross wie Schweden und Meeresflächen so gross wie Indien gesichert und unter Schutz gestellt.
Der kantonale Regierungspräsident Philippe Müller (FDP) betonte in seiner Rede, dass Wyss mit seinem Engagement überall messbare Wirkung erzielen wolle. Das würden auch die Steuerzahler vom Staat erwarten. Darum sei die Zusammenarbeit bei der «Wyss Academy for Nature», die der Mäzen zusammen mit der Uni Bern und dem Kanton finanziert, für Bern einzigartig.
Nicht im Zentrum der Reden standen die finanziellen Engagements in der Stadt Bern, für die Wyss das Ehrenbürgerrecht wohl eigentlich erhielt, jene beim Kunstmuseum, beim Progr oder beim Mütterzentrum Bern West.
Wyss zeigte sich nach der Laudatio im Gespräch mit Moderatorin Sonja Hasler sehr erfreut über die Ehrung. Da diese aus seiner Heimatstadt komme, sei sie viel mehr Wert als alle anderen Titel, die er schon erhalten habe. Der 89-Jährige zeigte sich dankbar und stolz über die Berner Familie, in der er im Eisenbahnerquartier aufgewachsen ist. Er komme nicht aus bescheidenen Verhältnissen, entgegnete er auf die entsprechende Frage von Hasler. «Ich hatte reiche Verhältnisse», so Wyss. Man habe jeden Tag am Familientisch über Politik diskutiert, habe nach dem Mittag mit der Mutter darüber gesprochen, was diese in der Zeitung gelesen hatte. Auch an die Primarschule im Pestalozzischulhaus erinnerte er sich mit Freude. Seine Lehrerin habe ihm nur 6er-Noten gegeben. Dafür sei er im Gymnasium im Progr mal zurückversetzt worden.
Im heutigen Bern interessiert sich Wyss noch immer für die Temperatur der Aare. Weniger informiert zeigte sich der Mitbesitzer des englischen Fussballclubs Chelsea über YB. Die aktuelle Mannschaft kenne er nicht, sagte er im Gespräch mit Hasler und fragte: «Wie viele der Spieler sind noch Berner?» Die Antwort erhielt Wyss von YB-Präsident Hanspeter Kienberger, der aufstand und in den Ratssaal rief, es seien noch acht von 26.