Wabern Spezial

Wobbele Wabbele Wabere

Am Leser*innen-Anlass in der Villa Bernau hat Poetry-Slam-Meisterin Moët Liechti einen für die «Hauptstadt» geschriebenen Wabern-Slam-Text zum Besten gegeben.

Impressionen vom Apéro und Poetry Slam Auftritt von Moët Liechti in der Villa Bernau fotografiert in Bern am 23.08.2023. (Hauptstadt / Jana Leu)
Moët Liechti hat selbst eineinhalb Jahre in Wabern gewohnt. Im fünften Stock, ohne Lift. Aber die Aussicht war «dr Wahnsinn». (Bild: Jana Leu)

Und ig wobbele, wabbele z Wabere immer wi wyter dr Bärg zur Aare abe.

Und ig toumlä, zitterä und schwankä nach z viu Wabräu-trunknige-Gedanke.

Wabere bedütet lut mire Recherche bir Tante Google im Duden: «Sich unruhig hin und her bewegen». De Usdruck chunnt vom Englische «to wobble» / «wabble».

Also heissts ou schwankä, toumlä zitterä. Beschribt eigentlech mi Zuestand jewils ziemlech guet vom Usgang zrügg hei… nach Wabere.

Aber denn bini no jung gsi. Jetzt bini alt. 23i. Ig wache mängisch mit Rüggeweh uf, nid wüui Sport gmacht ha, .. sondern eifach eso.

Ig ha dert 1.5 Jahr gwohnt, mini erschti eigeti Wohnigt; zwüschem Berner Huusberg «Güschä» und dr Aare, mit Sicht uf d Berner Altstadt.. usem 5. Stock. Dachgschoss. Ohni Lift. Nachem Izug ha ig mir gschwore, nie meh usezgah, wüu mini Kondition nid längt, für mehrmals die gfüehlte 20’000 Stägetritte ufezloufe.

Aber d Ussicht isch dr Wahnsinn gsi… und hesch gnue vom Huusbergbier (Wabräu) trunke, hesch d Altstadt grad wortwörtlech dopplet chönne gniesse.

Z Läbe in Wabere geit sinngmäss dr Bärg z düruuf. Wosch im Park der Grünen,… eh ig meine natürlech im Park im Grünen es Picknick ga hingerefetzä, darfsch schowider ufeloufe (aus wäre die 5 Stöck no nid gnue). Oder du fahrsch mitem Bähndli ufe.

Und ig wobbele, wabbele z Wabere immer wi wyter dr Bärg zur Aare abe.

Und ig toumlä, zitterä und schwankä nach z viu Wabräu-trunknige-Gedankä.

Wabere isch dr Grund gsi werum ig das mitem Velofahre so definitiv ufgäh ha und ja, ou wenn dir Velojunkies mi jetzt de grad wärdet verurteile, sogar chly e Hate entwicklet ha uf das Isegstell mit zwöi Rädli dranne. Aber säget mir, wie zur Höu söu ig nachem Bade im Eichholz mit mire Post-Aare-Müedigkeit no Energie ha de Bärg ufezfahre. Da gits schönneri Arte z Stärbe.

Üses Wobble-wabble-wabere ghört zu de schönschte Wohnlage um Bern (aber simer ehrlech, das würd jedi Wohnlag vo sich bhoupte).

Impressionen vom Apéro und Poetry Slam Auftritt von Moët Liechti in der Villa Bernau fotografiert in Bern am 23.08.2023. (Hauptstadt / Jana Leu)
Mag das «Huusbärgbier» von Wabern: Moët Liechti am «Hauptstadt»-Anlass. (Bild: Jana Leu)

D Ruine vore Römervilla (die Römer si scho überau gsi, oder?!), prähistorischi Fund und dr keltisch Ursprung vom Ortsname zeige, dass es de Mönsche hie scho immer gfaue het. Irgendwenn später hei die riche Wobble-Wabble-Waberer ihri «Capagnen»-Sommer-Landsitze bout.

Doch die hütige noble Wobble-Wabble-Waberer hei sich nach Rueh gsehnt und ihri Residenze verleit.

Z Wappe vo dem Ort isch dür z Gschlächt vo de Herre vo Wabere berüehmt worde (natürlech die Männer wider, wie chönnts anders si?!). So wi Diesbach, Wattenwyl und Grafferied handelt sichs i dem Fall aber nid um Adligi sondern freii Landslüüt. Die berüehmtischte Bürger si die vier Peter vo Wabere gsi, wome ou «Petermann» gnennt het. Dr letscht vo denä isch 1492 gstorbe, ohni Nachkomme. Was ig persönlech sehr schad finde, wüu öper «Petermann» z nenne mit ziemlech viu Freud würd mache. Aber z Wappe isch no hüt erhalte, vo denä Herrä vo Wabere. Im rote Feld es goldnigs Andreas-Chrütz mit vier guldige Stärndli… wie schön. So es Änduchrützli. Wimes ou bi Bahnübergäng gseht. Zwöi diagonali Balke wo sich chrütze… mit ämene random Männername vordranne. Ganz wichtig.

Hüt bewohne zirka 8000 Lüt, vo Bruchbude bis Hochhus, vo Toitois bis Villene das hübsche Örtli.

Mi Wohnort isch in Wabere nid unbedingt eifach gsi – Postleizahl zwar «3084» und dr Ortsname «Wabern». Doch d Wohnig 20 Meter vorem Ortsschild, was bedütet, d Stüürgelder und d Schrifte si bir Stadt Bern blibe. Das ha ig ersch denn tschegget, wo ig im Coop z Wabere z erscht mau und z letscht mau e Ghüdersack kouft ha und de aber nid abgholt isch worde, wüus ja Stadtbernerbode isch und somit nid ordnigsgmäss entsorgt isch worde. Ig vorbildlechi bünzli-Schwizerin ha de de Ghüdersack gnoh und 20 Meter wyter obe vorne Iigang gsteut. Bimer vorchoh wine Usländerin und nid wärtgschezt als Wabererin. Ganz luschtig isch ou jedesmau z Buechstabiere vo mire Strass gsi: «Aarbühlsstrasse». Wie oft isch e Brief NID acho, wüu niemer e Bühlstrass gfunde het in Wabere. «Aber Frou Liechti dir heit ja gseit, dir wohnet ar Bühlstrass?!» Nei. Ig ha gseit, ig wohne ar Aarbühlstrasse.

Und ig wobbele, wabbele z Wabere immer wi wyter dr Bärg zur Aare abe.

Und ig toumlä, zitterä und schwankä nach z viu Wabräu-trunknige-Gedankä.

Fahne hängen - Villa Bernau - Wabern
© Danielle Liniger
Die «Hauptstadt» in Wabern

Die Slam-Poetin Moët Liechti hat am Leser*innen-Anlass in der Villa Bernau mehrere Texte performt. Der Anlass fand ihm Rahmen der Redaktionsverlegung der «Hauptstadt» nach Wabern statt. Lies hier mehr Artikel zum boomenden Quartier am Fuss des Gurtens.

tracking pixel