Der SC Bern beruhigt seine Fans
Im dritten Spiel des Playoff-Viertelfinals gegen Fribourg Gottéron gelingt dem SC Bern der erste Sieg. Das entscheidende Tor zum 3:2 fällt in der Verlängerung nach einem Buebetrickli.
Was ist ein Buebetrickli? Der SCB-Spieler Lukas Klok demonstrierte es lehrbuchmässig in der 9. Minute der Verlängerung. Ein angetäuschter Schuss, der den Goalie zwingt, die nahe Ecke zu schliessen. Dann fuhr Klok mit dem Puck am Stock hinter dem Tor durch, um diesen auf der anderen Seite neben dem Pfosten ins Tor zu versenken, bevor Torhüter Reto Berra auf die andere Seite verschieben konnte.
Das war der Sieg und damit die Reaktion, die der SC Bern nach zwei Niederlagen nun im dritten Spiel der Playoff-Viertelfinal-Serie zeigen musste. Wie stark der SCB unter Druck stand, zeigt ein Blick in die Medien. Der Grossmeister der blumigen Hockey-Polemik, «Eismeister» Klaus Zaugg, wählte schon im Titel seines Artikels auf der Online-Plattform Watsondie ihm eigenen, deutlichen Worte: «Guten Tag liebe Berner, die Playoffs haben für euch am letzten Freitag begonnen. Eine Polemik, bevor es zu spät ist.» Und Zaugg erinnerte an eine bekannte Weisheit: «Jedes – jedes! – Detail zählt. Erst recht in einer so ausgeglichenen Liga.»
Auch Tamedia (Bund/BZ) kam mit ihrem Journalisten Kristian Kapp (Bund/BZ) zu einer ähnlichen Einschätzung: «Weil Trainer Tapola in Spiel 2 in Freiburg derart vieles veränderte und damit auch vieles riskierte und am Ende damit Schiffbruch erlittt, liegt es eben nun auch am Trainer, Wege aus dem Schlamassel zu finden.»
Die «Hauptstadt» wagt sich aufs Eis. In einer Zusammenarbeit mit dem Onlinemagazin eishockey-online.ch präsentiert sie Berichte zu den Playoff-Spielen des SC Bern.
Diese Version des Spielberichtes zum Auswärtsspiel des SCB in Freiburg wurde durch die «Hauptstadt» leicht redigiert. Die Originalversion des Textes findest du hier.
Die Bilder zu diesem Text aus dem dritten Playoff-Spiel stammen von Manuel Lopez von «live.it». «Live.it» deckt alle Playoff-Heimspiele des SCB fotografisch ab.
Vor dem dritten Spiel sah sich der Berner Coach zusätzlich mit dem Problem konfrontiert, dass mit Austin Czarnik der Topskorer verletzt fehlte. Damit war Jussi Tapola zu Umstellungen gezwungen. Die vor dem Spiel verteilte Aufstellung zeigte, dass Bern mit der schnellen und auch körperbetont spielenden Sturmformation um Tristan Scherwey, Benjamin Baumgartner und Marco Lehmann die Kreise von Gottérons Paradelinie mit Wallmark, Sörensen und Schmid einengen wollte. Was insgesamt gut klappte.
Nach rund 8 Minuten bot sich dem SCB die Gelegenheit, während 40 Sekunden mit 5 gegen 3 Feldspieler zu spielen. Eine Möglichkeit, welche die Berner ungenutzt verstreichen liessen. Und auch die nachfolgenden 40 Überzahlsekunden endeten für die Berner erfolglos. «Mir wei gseh, üse SCB», monierten die Fans auf der Tribüne zu diesem Zeitpunkt lautstark. Bern spielte zwar disziplinierter als auch schon in dieser Serie, aber die Fans sahen das schon richtig. Man hatte noch mächtig Luft nach oben. «Wir gaben den Freiburgern zu viele hochkarätige Chancen», bilanzierte der Berner Stürmer Simon Moser nach dem Spiel.
Nach rund 15 Minuten nutzte Gottéron eine solche Chance. Zuvor wurde der Berner Marc Marchon auf die Strafbank geschickt. Julien Sprunger nutzte die überzahl und brachte Gottéron in Führung. Und so musste Bern abermals mit einem Rückstand in die Pause, was die Fans selbstredend frustrierte. Oder wie es ein Spassvogel in der Pause ausdrückte: «Es gibt nicht nur Spieler, die im Lineup als abwesend vermerkt sind, manchmal wirken auch einige Spieler auf dem Feld abwesend.»
Die entscheidende Szene
In der 23. Minute kam es dann zur Szene, die letztlich das Spiel und wer weiss vielleicht auch die Serie verändern sollte. Andreas Borgman setzte zu einem völlig unnötigen Check in den Rücken von Marc Marchon an, der dann in die Bande prallte. Die Schiedsrichter überprüften ihre schon auf dem Feld ausgesprochene 5-Minuten-Strafe am Video und bestätigten sie. Borgman erhielt eine Spielsperre und musste unter die Dusche. Und wer weiss, vielleicht drohen ihm noch weitere Spielsperren.
«Die Strafe ermöglichte uns den Ausgleich und damit waren wir wieder zurück im Spiel», fasste Simon Moser diese Szene zusammen. Marco Lehmann hatte zum 1:1 ausgleichen können. Auch der Freiburger Coach Lars Leuenberger sah diese Szene gleich: «Ja, wir haben die Berner mit dieser Strafe ins Spiel zurück gebracht. Eine solche Strafe muss man nicht nehmen.»
In der 44. Minute ging Bern zum allerersten Mal in der Serie in Führung. Fabian Ritzmann erbte die Scheibe nach einem Berner Pfostenschuss Berns und erzielte das viel umjubelte 2:1 für die Mutzen. Und das schien den Freiburgern noch mehr ans Nervenkostüm zu gehen. Nur Sekunden später kassierte Gottéron die nächste Strafe. Weil allerdings auch Benjamin Baumgartner für einen hohen Stock auf die Strafbank musste, glichen sich die Stärkenverhältnisse auf dem Eis wieder aus. Auch die Berner leistete sich die eine oder andere unnötige Strafe. Aber eben, die Geschichte dieses Spiels war irgendwie schon geschrieben. Der Freiburger Faden schien gerissen.
Mosers Engagement
Einmal mehr äusserst überzeugend spielte der Berner Stürmer Simon Moser. Ob defensiv engagiert und diszipliniert oder als offensiver Antreiber. Der 36-Jährige war überall. «Ich fühlte mich gut und konnte helfen, ein paar Unterzahlsituationen zu überstehen. Wir konnten in unserer Linie mit Schölli (Joel Vermin, die Red.) und Thierry Bader auch etwas kreieren.» Und forderte Moser nicht zuletzt auch von sich selbst: «Jetzt muss die Scheibe einfach noch häufiger im Tor landen.» Dank seiner Erfahrung ist Moser auch mit 36 Jahren konditionell noch auf der Höhe: «Wenn in unseren Powerplays die Top-Spieler auf dem Eis sind, habe ich Zeit zum Verschnaufen. Du musst einfach konzentriert bleiben und dann gehts schon.»
Als Gottéron knapp zwei Minuten vor Spielende seinen Torhüter Reto Berra durch einen sechsten Feldspieler ersetzte, ging es plötzlich schnell. Die Berner versuchten, die Scheibe aus dem eigenen Verteidigungsdrittel zu spielen, was misslang. Ryan Gunderson pflückte sich den Puck mit der Hand aus der Luft, schoss in Richtung Tor, wo Yannick Rathgeb zum 2:2 ablenken konnte. Und damit kam es wieder zur Verlängerung. In der 64. Minute geriet Gottéron in Unterzahl. Und damit erhielt Bern einmal mehr die Möglichkeit, in Überzahl zu spielen. Auch in diesem Powerplay gelang es dem SCB, die Scheibe im Freiburger Verteidigungsdrittel flüssig zirkulieren zu lassen. Zu zwingenden Chancen kam der SCB allerdings weiterhin nicht.
Tapolas Heiterkeit
In der Mitte der ersten Verlängerung brachen dann in der Berner Postfinanve Arena alle Dämme. Lukas Klok schnappte sich an der blauen Linie die Scheibe, führ hinter dem gegnerischen Tor vorbei und erzielte das 3:2.
Bern hatte also die Serie auf 1:2 verkürzt. Um die Serie zu drehen, braucht es allerdings mehr. «Wir müssen noch weitere Schritte machen. Wir müssen unser Potenzial mehr ausnützen«, analysierte Coach Jussi Tapola nach dem Spiel. Auf die Frage, wie denn die nächste Aufstellung aussehen werde, erläuterte Tapola, dass man zuerst darüber schlafen, dann analysieren und dann entscheiden müsse. «Schlafen, analysieren, entscheiden», fasste ein anwesender Journalist zusammen. «Ja, in dieser Reihenfolge», bestätigte Tapola. Und hatte die Lacher auf seiner Seite.
Spiel 3
SC Bern – HC Fribourg Gottéron 3:2 nV (0:1; 1:0; 1:1; 1:0)
Tore:
15. Julien Sprunger (Schmid, Sörensen) 0:1
25. Marco Lehmann (Vermin, Baumgartner) 1:1
44.| Fabian Ritzmann (S. Moser, Schild) 2:1
59. Yannick Rathgeb (Gunderson) 2:2
69. Lukas Klok (Loeffel, Ejdsell) 3:2
17’031 Zuschauer (ausverkauft)
Postfinance Arena, Bern
Stand in der Serie: 1:2 Gottéron