Zmittag in Bümpliz-Bethlehem
Wie sieht das kulinarische Angebot in Berns Westen aus? Die «Hauptstadt» hat ihre Redaktion für eine Woche ins Tscharnergut verlegt und berichtet aus der Mittagspause über die Gastronomie in Bümpliz-Bethlehem.
Osteria Da Santo: Pizza Rossa und Orata alla Griglia
Wer in einen echten Italiener will, liegt beim «Da Santo» in Bümpliz richtig. Die kleine Osteria wird vom Verein «Osteria Remise Bienzgut» betrieben, der 1996 von italienischen Migrant*innen der ersten Generation gegründet worden ist. 1998 eröffnete das Restaurant mit Wirt Santo Trovato in einem umgebauten Schuppen, der ursprünglich zum Bauernhof nebenan gehört hatte. Mit der aufgesetzten Holzwand ausserhalb einer Glasfront ist die Atmosphäre bis heute heimelig und ländlich. Dazu tragen auch die rotweiss karierten Tischdecken und die vielen historischen Bilder an den Wänden bei.
Das Lokal, das nur italienische Speisen anbietet, ist beliebt. Nicht nur am Abend, sondern auch am Mittag. Ohne Reservation (die telefonisch gemacht werden muss) gibt es hier auch während der Woche keinen Tisch. Das «Da Santo» führt seit 2016 Maurice Trovato, der Sohn von Santo.
An diesem Freitag sind vor allem Büezer-Gruppen und Büro-Menschen vor Ort. Es gibt drei Mittagsmenüs. Will man eine Speise à la carte bestellen, dauert es entsprechend länger. Alle drei Menüs enthalten Fleisch oder Fisch. Menü drei, Pizza Rossa, gibt es aber auf Nachfrage ohne scharfe Salami. Die Preise für die Menüs, zu denen es wahlweise einen grünen Salat oder eine Tagessuppe (heute: Gemüsesuppe) gibt, sind zwischen 16.50 und 19.50 Franken, was sehr moderat ist.
Der grüne Salat besteht aus ein paar unzerteilten Blättern Kraussalat und einer italienischen Salatsauce mit Rotweinessig, die man sofort wiedererkennt, weil man sie schon oft in solchen Restaurants vorgesetzt bekommen hat. Die Gemüsecrèmesuppe besteht, wie es sich gehört, aus nicht mehr einzeln herausschmeckbaren Gemüseresten und Kräutern. Beides wird serviert mit frischem Ruchbrot.
Die Pizza Rossa kommt mit dickem Teig und in italienischen Farben auf den Teller. Sofort läuft das Wasser im Mund zusammen. Der Teig ist knusprig und im Inneren an den dicken Stellen am Rand schön fluffig, die Tomatensauce ist grosszügig aufgetragen, sie ist nicht zu süss, nicht zu sauer und sehr tomatig, einfach grossartig. Mit den grossen Stücken der scharfen Salami zusammen ergibt sich eine angenehme Würze, die der vegetarischen Variante leider ein bisschen abgeht. Von den kleinen, ungebackenen Mozzarellakugeln sind nur vier Stück auf der Pizza. Doch das macht nichts, weil der Rest der Zutaten, zu denen auch noch Rucola gehört, so perfekt harmoniert. Fazit: Eine Pizza ohne gebackenen Mozzarella kann, wenn sie wie die Pizza Rossa im «Da Santo» gemacht wird, eine normale locker ausstechen.
Etwas weniger Glück hat der Kollege mit Menü zwei: Orata alla Griglia. Das gut grillierte Goldbrassenfilet wird mit viel zitroniger Kapernsauce serviert. Das Risotto dazu ist zwar schön al dente gekocht, alles in allem solid, aber etwas langweilig.
Zum Trost gibt es für ihn zum Dessert die Hausspezialität: Ein kleines Tiramisu (5 Franken). Es hat genau die richtige Grösse nach einem Mittagsmenü. Die Mascarponemasse ist schön luftig, die Löffelbiskuits sind gut im Kaffee eingeweicht, schwimmen aber nicht. Und man weiss jetzt, warum der Büezer am Nebentisch gleich schon am Anfang das Dessert vorbestellt hat. Er wollte um jeden Preis verhindern, dass er dieses kulinarische Highlight verpassen könnte. (Marina Bolzli)
Der Blick auf Bern West ist oft verstellt von dessen schlechtem Image. Doch, täuscht der Eindruck? Die «Hauptstadt» schaut hin – und verlegt von 20. bis 25. Februar 2023 ihre Redaktion ins Quartierzentrum Tscharnergut und publiziert eine Reihe von Artikeln aus dem und über den Berner Stadtteil Bümpliz-Oberbottigen.
Restaurant Venezia: Dönerteller
Das Restaurant Venezia hat Legendenstatus – seine Dönerteller sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Auch beim Besuch der «Hauptstadt»-Redaktion parkt ein mattgoldener BMW mit Solothurner Kennzeichen direkt vor dem Lokal. Dessen Fahrer passt zur restlichen Kundschaft, die – nebst Büezern – vornehmlich jung und männlich ist.
Die «Hauptstadt»-Redaktion schnappt sich einen der letzten freien Tische im Aussenbereich. Im Innern des Lokals sind um Viertel vor 12 Uhr bereits sämtliche Plätze besetzt.
Die Menüauswahl ist limitiert: «Wir haben grosse Teller, kleine Teller, Kinderteller, Dürüm, Kebab im Taschenbrot und Pizza», sagt die Tochter des Inhabers, die in ihren Schulferien im Familienbetrieb aushilft. Menükarte gibt es keine. «Habt ihr auch etwas Vegetarisches?», will ein «Hauptstadt»-Redaktor wissen. Die junge Kellnerin zuckt kurz mit den Schultern: «Dasselbe – halt einfach ohne Fleisch.»
Weil das Venezia für seine Dönerteller bekannt ist, entscheiden sich die Anwesenden dann doch alle für einen «chlyne Täuer» (18 Franken). Das Getränk (3 Franken) muss selbst aus dem Kühlschrank im Innern geholt werden. Zur Auswahl stehen die üblichen Süssgetränke sowie das türkische Getränk Ayran. Dieses besteht aus Naturejoghurt, Wasser und Salz.
Dass das Venezia heute für seine Dönerteller bekannt ist, ist einem Misserfolg geschuldet: Ursprünglich wollten die Brüder Umut und Ulas Demirci in Bümpliz nämlich einen Pizzakurierladen aufziehen. Daher stammt auch der italienische Name des Restaurants. Weil das Pizza-Geschäft schlecht anlief, besannen sich die beiden vor rund 25 Jahren auf ihre türkischen Wurzeln und begannen, Dönerteller anzubieten – als eines der ersten Restaurants in der Schweiz.
Am Inhalt der «Täuer» hat sich seither wenig geändert: Eine grosse Portion Salat, eine noch grössere Portion Pommes Frites und Dönerfleisch. Der Salat stammt wohl wie die Salatsauce aus dem Grosshandel, ist aber schön knackig. Die Pommes sind gut gewürzt und nicht zu salzig. Nicht ganz mithalten kann das Kalbfleisch, das zwar gut schmeckt, aber leider nur lauwarm ist. Über die drei Komponenten verteilt ist eine Joghurtsauce, die ungefragt «mit scharf» daherkommt. Aufgrund der grossen Menge an Joghurtsauce stört die Schärfe jedoch nicht. Farblich gibt das Menü ein stimmiges Bild ab.
Was auffällt – und wofür das Venezia ebenfalls bekannt ist – ist die Grösse der Portionen. Selbst der kleine Dönerteller war für die Mehrheit der «Hauptstadt»-Redaktion zu mächtig. Entsprechend viel Essen blieb letztlich auf dem Teller zurück. Jene, die ihre Portion fertig gegessen hatten, waren anschliessend mehr als satt und verspürten ein beträchtliches Bedürfnis nach einem Verdauungsschlaf. (Mathias Streit)
Gasthof Sternen: Spinat-Käsekuchen mit Salat und Grosis Fini Risotto
Der älteste Gasthof von Bümpliz ist richtig geschichtsträchtig. Bis 1919 hielten die Bümplizer*innen ihre Gemeindeversammlungen im Sternen ab. Im Sternensaal beschlossen die Bümplizer*innen zähneknirschend ihre Eingemeindung in die Stadt Bern. Eigentlich waren sie dagegen, aber die üble finanzielle Lage und das Diktat des Kantons zwangen sie dazu.
Der Stadtrat tagt auch in jüngeren Jahren ab und zu im Sternensaal, das letzte Mal im Juni 2018. Und sogar eine Räubergeschichte bietet der Sternen: 1989 haben Diebe Täfer in einem Raum des Gasthofs fachmännisch demontiert und gestohlen. Den Wert des entwendeten Holzes verglich die städtische Denkmalpflege mit jenem eines Van-Gogh-Gemäldes.
Logisch, dass die «Hauptstadt» dieses sagenumwobene Lokal zum Zmittag aufsucht.
Die dörflichen Wurzeln von Bümpliz sind im Gasthof Sternen gut konserviert. An den Wänden hängen Schwarz-Weiss-Bilder aus Bümpliz. Die Einrichtung ist offensichtlich modernisiert: Die getäferten Wände sind frisch gestrichen und zwischen den alten Bümpliz-Bildern hängen neue Reliefbilder aus Holz von den Seen der Schweiz. Im dunklen Eingang leuchtet eine Lichterkette, die einen sofort daran erinnert, dass man im Sternen einkehrt.
Auch die Menükarte unterstreicht das Gefühl, dass man sich in einem Dorfgasthof befindet. In einem Wort zusammegefasst: währschaft. Auf der Tageskarte stehen heute entweder Poulet-Piccata Milanese auf Tomatenspaghetti oder bunter Salat mit Spinat-Käse-Kuchen sowie – für Studierende oder Rentner*innen – Butterreis mit Schinkenrollen. Dazu serviert das Team eine Spargelcrémesuppe zur Vorspeise.
Die vegetarische Redaktion entscheidet sich für den Spinat-Käse-Kuchen, die Autorin für Grosi's Fini Risotto nach Saison, den sie auf der grossen Menükarte findet. Dort stehen auch Klassiker wie Bauernbratwurst an Zwiebelsauce mit Butterrösti, Suure Mocke oder – der Kindheitsliebling der Autorin – Schweinsrahmschnitzel mit Butternüdeli.
Wer im Sternen einkehrt, kennt sich, das wird schnell klar. Das Klientel ist hauptsächlich männlich, 40plus und «Büetzer». Für einen kurzen persönlichen Schwatz hat der Kellner immer Zeit.
Die Küche ist «tifig», die Vorspeise lässt nicht lange auf sich warten. Die Suppe ist gut gewürzt und cremig. Dazu legt der Kellner geschnittenes Ruchbrot in einem Säckli auf den Tisch.
Die Hauptgänge können die Restaurantbesucher*innen dank Ketchup und vielfältigem Gewürzständer inklusive Aromat- und Maggi-Alternative nachwürzen oder aufpeppen. Alle Teller sind mit Tomatenschnitz und Peterli-Stiel dekoriert – wie es sich, jahraus, jahrein in einer gutbürgerlichen Küche gehört.
Sowohl in der Suppe, wie auch im Spinat-Käse-Kuchen spürt die Redaktion das altbewährte Schweizer Gewürz Aromat heraus. Der Salat ist, was er verspricht: bunt. Rotkohl, Rüebli, Sellerie und Blattsalat liegen in französischer, knoblauchiger Salatsauce. Das Risotto, serviert mit Spargeln, ist sämig und käsig. Die Spargeln im und auf dem Risotto sind genau richtig: knackig gekocht.
Die Portionen sind für den grossen Hunger gemacht. Nach dem Essen sollte man sich ein Verdauungsschläfchen gönnen oder bei Gartenarbeit die aufgenommene Energie verbrennen können. Ist der Teller beim Abräumen aber nicht leer, bietet der Wirt an, die Resten zum Mitnehmen einzupacken. Die Idee, noch ein Dessert zu bestellen, kommt bei niemandem auf. (Andrea von Däniken)
Buffet Nord: Limetten-Mangold-Curry und grillierter Apfel mit Rotkraut
Der Kontrast zum letzten Mittagslokal ist gross. Das Buffet Nord, die Mensa der Hochschule der Künste Bern (HKB), ist zwar nur einen Katzensprung vom Tscharnergut entfernt. Der Ort wirkt aber ganz anders als das verschachtelt gebaute Quartierzentrum. Der Raum ist hoch, die Fenster gross, die Möbel zwar secondhand, aber trotzdem sorgfältig aufeinander abgestimmt. In der Schlange vor der Mensatheke stehen viele Dozent*innen und einige Student*innen.
Zur Auswahl stehen an diesem Mittag ein veganes, ein vegetarisches und ein Menü mit Fleisch.
- «Mangold-Curry mit Limettenblättern und Kurkuma, dazu Jasminreis» (14.50 Franken für externe Gäste)
«Grillierter Apel gefüllt mit Frischkäse, dazu Baumnuss-Pesto, Rotkraut und Ofenkartoffel» (16 Franken)
«Capuns-Wickel mit Mangoldblatt, Spätzli, Saucisson und Käse» (17.50 Franken)
Der Dienstag ist der einzige Wochentag, an dem im Buffet Nord mit Fleisch gekocht wird. Unter dem Titel «zuviel gekocht» steht ein weiteres veganes Gericht auf der Karte: «Pastinaken-Schnitze mit Harissa, dazu Tomanten-Coulis mit Salzzitronen und Couscous».
Der Autor entscheidet sich für den Bratapfel mit Rotkraut und nimmt einen Menüsalat für 2.70 Franken. Es ist an diesem Mittag nicht die beste Wahl, wie sich etwas später am Tisch mit den Redaktionskolleg*innen zeigt. Bis auf das Fleischmenü, das niemand bestellt hat, kann der Autor alle Gerichte degustieren. Obenaus schwingt dabei das Mangold-Curry. Es schmeckt sehr frisch: zitronig, mit viel Koriander und hervorragend mit Salz abgeschmeckt. Einziger Wermutstropfen: Die Portion ist bescheiden, was sogar die Wenigesserinnen in der Runde anmerken. Der Fairness halber sei angemerkt: Die Hauptstadt-Redaktor*innen haben nicht nach einem Nachschlag gefragt.
Ebenfalls hervorragend schmeckt das zweite vegane Menu. Die Pastinaken haben eine schöne Schärfe. Das Tomatencoulis ist zitronig frisch, das Couscous schmackhaft. Deutlich fader ist hingegen das Rotkraut unter dem Bratapfel. Dem vegetarischen Teller fehlt die klare Handschrift, welche die beiden veganen Teller so gut macht. Mit Rotkraut, Apfel, Frischkäse, Kartoffeln und Baumnuss-Schnittlauch-Pesto hat es etwas gar viele Zutaten, die zudem nicht perfekt harmonieren. Die Kritik würde aber wohl milder ausfallen, wären die beiden anderen Teller nicht so gut gewesen.
Betrieben wird das Buffet Nord seit August 2020 von Nadja Schweizer und Hans Rufer. Die beiden führten davor an der Seftigenstrasse im Beaumontquartier mit dem Abyssinia Social Club eine Bar, ein Restaurant und ein Club für Freund*innen elektronischer Musik.
Ein klein wenig Abyssinia Social Club haben Schweizer und Rufer auch ins Buffet Nord mitgenommen. Jeweils am Donnerstagabend veranstalten sie im Buffet Konzerte. Am kommenden Donnerstag (23. Februar) zum Beispiel feiert Alphatronic «Album Release». Dieses Konzert im Buffet Nord lässt sich übrigens gut verbinden mit einem Besuch am Abonnent*innen-Anlass der «Hauptstadt». Dieser startet um 18 Uhr im Quartierzentrum Tscharnergut. Um 19 Uhr treten dort die Styleacrobats auf. (Joël Widmer)
Café Tscharni: Pastetli und Falafel
Das Café Tscharni im Quartierzentrum Tscharnergut hat etwas von der behäbigen Gemütlichkeit einer alten Tante. Trotz des in die Jahre gekommenen Mobiliars schaffen farbige Kissen auf den Bänken und einzelne Tulpen auf den massiven Holztischen eine freundliche Atmosphäre. Die grossen runden Oberlichter sorgen bei jedem Wetter für angenehmes Licht.
Mittagsgäste wählen an der Theke zwischen einem vegetarischen und einem fleischhaltigen Tagesgericht. An diesem Montag stehen ein Falafel-Teller mit Gemüse oder Pastetli mit Brätkügeli-Füllung und Pilaw-Reis mit Gemüse-Brunoise auf der Karte. Die Autorin entscheidet sich für eine kleine Portion von Letzterem, dazu bestellt sie einen ebenfalls kleinen Salat.
Obwohl das Café Tscharni ein Selbstbedienungs-Restauarant ist, bringt die freundliche Bedienung das Essen an den Tisch. Auf die überraschte Frage, ob man sich bei den Vorspeisen nicht zwischen Suppe und Salat entscheiden müsse, landet umgehend eine weitere Portion Suppe auf dem Tisch.
Der Friséesalat mit gekochten Rüebli und Selleriesalat mit Apfelstückchen passt gut zur Saison. Rüebli und Sellerie sind mit einer süssen Vinaigrette mariniert, die französische Sauce am grünen Salat hat eine angenehme Säure. Der Couscous-Suppe hätte etwas mehr Würze gut getan. Zum Beispiel das Chilisalz aus dem divers ausgestatteten Gewürzständer, der mit den Hauptgängen an den Tisch gebracht wird. Neben Salz und Pfeffer stehen darin auch Sojasauce, Maggi und Aromat. Diese finden im Hauptgang aber keine Verwendung.
Das Pastetli ist auf einem warmen Teller angerichtet und goldbraun gebacken. Die Füllung aus Brätkügeli, geschnittenem Brät und einigen wenigen Champignonscheiben überzeugt im Geschmack, und die kräftige Sauce ist lecker. Auch das Verhältnis stimmt, bis zum letzten Bissen landet zur Füllung immer auch ein wenig Blätterteig auf der Gabel. Der Reis ist locker, die filigran geschnittenen Würfelchen aus gelben und orangen Rüebli bringen Farbe auf den Teller. Die Reismenge ist übrigens das Einzige, was die kleine von der grossen Portion unterscheidet.
Auch beim vegetarischen Gericht ist der Mengenunterschied nicht gross. Die kleine Portion kommt mit fünf Falafeln, die grosse mit sechs, dazu – etwas weniger saisonal – gedämpfter Brokkoli und Blumenkohl. Für Geschmack sorgt hier eine Joghurtsauce mit Kräutern, die in einem Glas auf dem Teller angerichtet ist.
Falafel und Pastetli, das beschreibt die kulinarische Orientierung des Café Tscharni in drei Worten. Auf der wöchentlich wechselnden Karte mit den Tagesgerichten stehen Schweizer Klassiker wie Hamme, Bohnen und Salzkartoffeln oder Rösti und Spiegelei neben Injeera (dünne Sauerteigfladen mit Gemüsefüllung) oder vegetarischen Burritos mit Seitangeschnetzeltem.
Seit 49 Jahren dient das Café Tscharni den Bewohner*innen des Tscharnerguts als Begegnungsort. Die vorwiegend älteren Gäste sitzen an grossen Tischen zusammen, wer nicht vor Ort essen kann, kann sich das Mittagessen innerhalb der Siedlung kostenlos liefern lassen. Werktags zwischen 17 und 18 Uhr kann man im Café für einen bis fünf Franken übriggebliebenes Essen abholen. Der Erlös aus dem Verkauf von gefiltertem «Tscharni-Wasser» geht an die Organisation «Wasser für Wasser».
Auch in den Preisen spiegelt sich der soziale Charakter wieder. Der Kaffee kostet 3.80 Franken, bis elf Uhr morgens mit einem Gutscheinheftchen nur 3.45 Franken. Das kleine Tagesmenu mit Fleisch, inklusive Suppe und Salat, kostet 14, das grosse 17 Franken – das vegetarische Gericht jeweils einen Franken weniger. Senior*innen und Student*innen bezahlen nur 12 Franken. Äusserst fair, findet die «Hauptstadt»-Redaktion. (Edith Krähenbühl)