Köniz Spezial

Schlemmen im Liebefeld

Die «Hauptstadt» ist vom 3. bis 7. März im Workspace & More im Könizer Liebefeld zu Gast und testet das Gastroangebot in der Umgebung.

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Patate al dente: Dem Gratin hätte mehr Backofenzeit gut getan. (Bild: Joël Widmer)

Dreigänger: Kartoffel-Gemüsegratin, Gemüse-Curry und ein Sandwich mit Salat

Ein beliebter Treffpunkt über Mittag im Liebefeld ist das Restaurant Dreigänger. Hier finden sich Labormitarbeitende, Bürogummis und Büezer*innen zum Zmittag ein. Grund genug für die «Hauptstadt», das Lokal zu testen.

Der erste Eindruck: Das Ambiente ist angenehm unkompliziert. Das Essen gibt es in Selbstbedienung, zur Auswahl stehen in der Regel zwei täglich wechselnde Menüs. Ein reguläres und ein «Foodsave-Menü», das aus Produkten der Schweizer Tafel zubereitet wird.

Bei unserem Besuch stehen ein Kartoffel-Gemüsegratin mit gerösteten Ingwer-Rüebli und ein Gemüse-Curry mit Jasminreis zur Auswahl. Eine Kollegin hat weniger Appetit und wählt deshalb ein Sandwich und eine Portion Salat, die ihr kurzerhand zubereitet wird, obwohl sie nicht offiziell angeboten wird.

Die Mehrheit wählt den Gratin – nicht die beste Wahl an diesem Tag, wie sich rasch herausstellt. Die Kartoffeln hätten gut ein paar Minuten länger im Ofen bleiben dürfen. Auch fehlt die Würze. Ein kleines Manko, dem man mit den bereitstehenden Salz- und Pfefferstreuern aber rasch abhelfen kann. Positiv hervorzuheben sind die Rüebli, die – solo gegessen – angenehm nach Ingwer schmecken. In Kombination mit dem Gratin wird ihr Geschmack jedoch vom Käse überdeckt. Auch das auf Wunsch hinzugefügte Pesto und der Portulak kommen zu wenig zur Geltung. Immerhin: Die Portion ist stattlich, nicht alle schaffen die grosse Menge.

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Der kulinarische Höhepunkt: Ein Gemüsecurry aus Produkten der Schweizer Tafel. (Bild: Joël Widmer)

Durchwegs positiv fällt das Fazit des Kollegen zum Foodsave-Menü aus. Das Gemüsecurry überzeugt auf der ganzen Linie. Und beruhigt das ökologische Gewissen. Denn obwohl das Restaurant Dreigänger auf seiner Website schreibt, dass nur mit «Bio-Fleisch und -Gemüse sowie saisonal und regional» gekocht wird, findet sich an diesem frühen Märztag Spargel im Gemüsecurry. Nicht gerade saisonal. «Aber lecker und immer noch besser, als wenn sie im Müll gelandet wären», sagt der Kollege.

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Würden Bilder riechen, wäre hier eine intensive Knoblauchnote wahrnehmbar. (Bild: Joël Widmer)

Die Sandwich-und-Salat-Kollegin ist ebenfalls zufrieden. Das Sandwich mit Pastrami, (intensiver) Knoblauchsauce und dunklem Brot ist trotz geringer Grösse äusserst nahrhaft. Und für den kurzfristig kreierten Salat stehen gleich vier Saucen zur Auswahl.

Von allen gelobt werden die Preise. 18 Franken kostet das reguläre, 16 Franken das Foodsave-Menü. Und für das Sandwich mit Salat bezahlte die Kollegin nur 12 Franken. Zu erwähnen ist dabei, dass es zu jedem Menü noch einen kleinen Salat und ein Dessert gibt. Ebenfalls erfreulich: Das Wasser ist kostenlos.

Wer das Restaurant selbst besuchen möchte, muss das tagsüber und unter der Woche tun. Das Restaurant Dreigänger ist von Montag bis Freitag, jeweils von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Auch sonst ist es kein klassisches Restaurant: Im Industrie-Stil gehalten, befindet sich im hinteren Teil des Raumes ein Secondhand-Laden, durch den die Kolleginnen und Kollegen nach dem Dessert «schnöiggen». Restaurant und Laden sind Teil des Integrationsangebots von Drahtesel, das Menschen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnen soll.

Unter dem Strich bleibt so der Eindruck eines überaus sympathischen Restaurants mit solidem und doch kreativem kulinarischem Anspruch und einem Mittagsangebot zu sehr fairen Preisen. Deshalb trotz Gratin-Durchhänger: Gerne wieder! (Text: Mathias Streit)

Take-away: Pide, Kebab, Falafel, Indisch, Sandwiches, Fischknusperli, Kaffee

Das Liebefeld ist über Mittag recht busy. Büromenschen sind auf Essenssuche, und Gymnasiast*innen, die wegen Platzknappheit in den Berner Gymern im Businesspark Liebefeld zur Schule gehen, streunen durchs Quartier. Die «Hauptstadt» ging deshalb der Frage nach: Wie brauchbar ist das Take-away-Angebot?

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Indische Trikolore. (Bild: Nicolai Morawitz)

Fazit: Gute Ansätze, aber da geht definitiv mehr. Wobei die Preise spürbar unter dem Niveau der Stadt Bern liegen.

Wir haben das Bistro Schichtwechsel, das Kebab-House der Bro’s und das indische Restaurant Bollyfood getestet.

Unbestritten Platz eins im internen Ranking belegt Bollyfood. Die Begeisterung über das weltmeisterliche Preis-Leistungs-Verhältnis war den Gesichtern meiner Kolleginnen auf weite Distanz abzulesen. Schon die Location der Bollyfood-Küche erfüllt hohe Originalitätsansprüche. Das Etablissement befindet sich im Obergeschoss eines Industriegebäudes, und man erklettert es über eine feuertreppenähnliche Konstruktion.

Für unschlagbare 12 Franken – schon fast kompatibel mit einem Gymeler*innen-Budget – liessen sich meine Kolleginnen von der freundlichen Bedienung einerseits drei Currys (Linsen, Blumenkohl/Erbsli, Sojaschnetz/Peperoni), andererseits Reiskuchen, Chutney und Sambar (flüssiger Erbseneintopf mit Tamarinde) schöpfen. Papadam und Naan inklusive. Alles sehr gut und stimmig gewürzt, fanden beide Testesserinnen. Abstriche gibt es einzig, weil Poulets aus Brasilien im Bollyfood-Angebot figurieren. Aber abgesehen davon ein Lunch, perfekt abgestimmt auf den urbanen Büroalltag.

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Involviert viele Geschmacksnerven: Curry-Auswahl aus dem Bollyfood. (Bild: Nicolai Morawitz)

Ebenfalls weitgehend befriedigt kehrten meine beiden Kollegen aus dem Bistro Schichtwechsel zurück. Die Firma Carbagas stellte im heutigen Schichtwechsel einst Industriegase her. Seit 20 Jahren wird hier nicht mehr Wasserstoff abgefüllt, sondern gekocht (und gezapft). Kollege 1 gönnte sich Fischknusperli im Sesambrot (Fr. 10.50) und freute sich, diese in Frühlingslaune mit aufgesetzter Sonnenbrille verzehren zu können. Die Portion sei gerade so bemessen, dass man satt werde, aber kein Verlangen nach einem ausgedehnten Verdauungsschlaf habe, gab er zu Protokoll. Einziger Wermutstropfen: Die gerüttelte Portion Mayo war des Guten deutlich zu viel.

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Macht satt, selbst ohne Mayo: Fischknusperli im Sesambrot. (Bild: Nicolai Morawitz)

Kollege 2 tat sich den Gefallen, ein Saisonsandwich (Fr. 9.40) aus dem Schichtwechsel mitzubringen. Die Füllung des Bagel besteht zwar unter anderem aus Tomaten und Rucola. Doch die liebevolle Zubereitung, etwa mit caramelisierten Zwiebeln, liess den Kollegen grosszügig darüber hinwegsehen, dass der Begriff Saison im Schichtwechsel offenbar sehr weit interpretiert wird. Und sozusagen als Zugabe: Der vermeintlich kleine Bagel sorgte für ein überraschend nachhaltiges Sättigungsgefühl. Ausbaufähig im Schichtwechsel sind zweifellos die Vegi-Varianten, sowohl in der Sandwichtheke wie beim Tagesmenü.

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Klein, aber oho: Saison-Bagel aus dem Schichtwechsel. (Bild: Nicolai Morawitz)

Kommen wir zum Pizza&Kebab-Haus der Bro’s, an der verkehrsreichen Könizstrasse. Wirklich keine Augenweide, dieser auf gnadenlose Nüchternheit getrimmte Schnellimbiss. Freude macht es aber, den drei Männern zuzuschauen, die flink in der Küche hantieren und die Warteschlange nach einem nicht durchschaubaren, aber effizienten System abarbeiten. Dreimal schwarzer Bart, dreimal schwarzer Pulli – ja die Bro’s sind drei Brüder, und der jüngste sieht wie der älteste aus, wie sie selber heiter feststellen.

Die Produkte, die sie rapid über die Theke spedieren, sind solid, verlangen einem aber eine gewisse Toleranz ab. Mein Kollege kämpft sich durch einen währschaften Kebab im Taschenbrot (Fr. 15.-). Leider sind die Zutaten ungenügend gemischt, so dass er die erste Hälfte seiner Mahlzeit als Karnivore, die zweite als Vegetarier verbringt. Meine Kollegin ist im Frieden mit ihrem Falafel-Dürüm (Fr. 12.-), vermisst aber eine gewisse Würze. Das sonst in der Kebab-Welt übliche «Mit scharf?» hatten die Bro’s mindestens gestern nicht im Repertoire.

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Schnörkel- und gewürzlos: Pide von den Bro's. (Bild: Nicolai Morawitz)

Ich selber gönnte mir eine Pide (Fr. 15.-) – das türkische Fladenbrot-Schiffchen, gefüllt mit Schafskäse. Der frische, in der korrekten Knusprigkeit gebackene Teig war exakt so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Auch bei der Pide liessen die Bro’s jegliches Gewürz links liegen. Für mich stimmte es so, aber mit etwas mehr Engagiertheit im Finish könnten selbst die Bro’s vermutlich in eine höhere Kebab-Liga aufsteigen.

A propos Gastgeber-Engagement: Ein Vorbild diesbezüglich ist Sandro Galfo, der das Co-Working Workspace&more führt, in dem die «Hauptstadt» diese Woche gastiert. Er gleicht ein Manko im Gastro-Perimeter Liebefeld aus: Seine Kaffee-Variationen sind hervorragend, draussen an der Sonne sowieso. Und sie helfen mit, alle Take-away-Abenteuer bekömmlich zu verdauen. (Text: Jürg Steiner)

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«Das macht glücklich»: Das Dessert ist der Höhepunkt des Mittagsmenus im Le Beizli. (Bild: Nicolai Morawitz)

Le Beizli: Dopaminration, panierter Camembert und ein glückliches Rahmküchlein

Aus dem Schloss Köniz hat sich die KG Gastrokultur zurückgezogen. Das  Gastrounternehmen bleibt aber in Köniz präsent – denn es führt das Restaurant im Eingangsbereich der Vidmarhallen. An diesem Dienstagmittag ist das «Le Beizli» nur spärlich besetzt. Sonst laufe der Dienstagmittag gut, meint die Bedienung, heute sei das Wetter wohl einfach zu schön.

Gastrokritik Le Beizli
Die Dopaminration erfreut den kräftigen Esser: Ein grosser Sesamburger mit Cevapcici. (Bild: Nicolai Morawitz)

Von der Mittagskarte bestelle ich die Rüebli-Ingwer-Suppe (5 Franken) und eine sogenannte Dopaminration (Cevapcici im Sesamburger mit Tzazikisauce für 23 Franken). Der Service ist schnell. So schnell, dass ich die Suppe noch nicht gegessen habe, als der Hauptgang kommt. Doch ich bin froh darüber. Denn die Suppe enthält zu viel Ingwer und ist im Abgang sehr bitter. Der schnelle Service erlaubt es mir, die Hälfte der Suppe stehen zu lassen.

Die Dopaminration erfreut den kräftigen Esser, denn die Ration ist gross. Der Sesamburger füllt fast den ganzen Teller. Und der Hauptgang hat keinen bitteren Abgang. Die Cevapcici könnten zwar kräftiger gewürzt sein und die Tzatzikisauce etwas mehr nach Knoblauch riechen. Doch insgesamt ist der Teller eine schöne Mittagsmahlzeit, die satt und zufrieden  macht. 

Gastrokritik Le Beizli
Luftig hohe Räume. Das «Le Beizli» im Eingangsbereich der Vidmarhallen. (Bild: Nicolai Morawitz)

Die Kolleg*innen loben den panierten Camembert (16 Franken, mit Salat) und sind erstaunt, wie stark man das Maggikraut in der kräftigen Salatsauce rausschmeckt. 

Was die Qualität betrifft, ist diese Mittagsmahlzeit ein Steigerungslauf. Der krönende Abschluss ist das kleine Dessert, ein portugiesisches Rahmküchlein mit dem Namen Pastel de nata (4 Franken). «Das macht glücklich», sagt die Kollegin zum Abschluss unserer Mittagspause. (Text: Joël Widmer)

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