So sieht das neue Sous Soul aus
Das Kulturlokal Sous Soul feiert nach 14 Jahren seine Wiedereröffnung an einem neuen Ort. Im früheren Theater Käfigturm gibt es ab sofort elf Bühnen für Musik, Tanz, Theater und mehr.
Flo Eichenberger ist im Stress. Im dritten Untergeschoss an der Spitalgasse 4 wird gehämmert, gebohrt, Licht installiert. Es ist laut, es riecht nach Farbe und Holz. Kein Wunder. Bis am Donnerstag, 3. April, muss alles bereit sein: das neue Sous Soul soll eröffnen.
Der umtriebige Berner Kulturtäter und Gastwirt Eichenberger führt durch die Räume, die alle für die Gäst*innen zugänglich sein werden. Eichenberger war Mitgründer des ersten Sous Soul, hat die Bar der toten Tiere im Naturhistorischen Museum mitlanciert, das Pandemie-Festival Ghost und die Kunstausstellung Secondart initiiert.
Auch der Backstage-Bereich ist offen für alle. Und die Bühnen sind zugleich Publikumsort und Performanceraum. Wohl auch deshalb gibt es insgesamt elf Bühnen, sechs allein im grössten Raum. Farbige Neonröhren, alte Fernseher, rosarote, orange, grüne und blaue Stühle wirken hip und retro zugleich. Das Fumoir, als Erinnerung an Kettenraucher und Altkanzler Helmut Schmidt «Helmut» getauft, ist eine weitere Bühne, gehalten in den Farben eines Testbilds von alten Fernsehern.
Auch bei den Treppen zum Eingang werden zwei Bühnen installiert. Da gibt es am Eröffnungswochenende in der Kiosk-Bühne Essen des bekannten und heute geschlossenen Altstadt-Restaurants Chun-Hee und auf der Bühne «Frou Müller» Kleinkunst und Musik.
Der Name «Frou Müller» hat einen historischen Grund. Der alte Club Sous Soul befand sich bis 2011 ganz unten in der Altstadt an der Junkerngasse. 2011 beklagte eine Bewohnerin der Parterrewohnung sich über Lärm. Im selben Jahr musste der Club schliessen – nicht nur wegen der Lärmklage: Für das Fumoir wurde der Mietvertrag gekündigt.
Der alte Club hat für viele Legendenstatus. Wegen der Geschichte mit Frau Müller, aber auch, weil viele Konzerte und Kulturanlässe hier stattgefunden haben. Unter anderem auch Geheimkonzerte von Züri West.
Teletext hätte auch gereicht
Erst seit Dienstag dieser Woche gibt es nun eine Website mit dem Programm des neuen Sous Soul. Eichenberger und sein Team sehen das locker. «Für mich hätte man eine Teletext-Seite machen können», sagt der Mitgründer. Er hält nicht viel von Werbung und mehr von Mund-zu-Mund-Propaganda. Das Programm sei wichtiger als die Kommunikation. «Wenn die Leute es gut finden, wird es sich schon herumsprechen.»
Richtig los mit einem Programm geht es für das Sous Soul aber erst nächste Saison. «Viele Kulturmenschen konnten wir nicht so spontan buchen», sagt Eichenberger.
Jetzt im Frühling gibt es einen Vorgeschmack darauf. So etwa ein Talkformat, bei dem man Promis beim Tischgespräch zuhören und selbst mitreden kann. Der Women’s Africa Cup, die Fussball Frauenmeisterschaft in Afrika, wird in Zusammenarbeit mit der afrikanischen Community übertragen. Und es gibt die «Soirée 197». In der Schweiz sind 197 Nationen vertreten, alle davon sollen einmal einen Abend im Sous Soul gestalten.
Eichenberger kann sich auch vorstellen, exklusive und intimere Vorstellungen zu organisieren. Für Künstler*innen, die sonst unter anderem im Hallenstadion auftreten.
Aber: «Wir wollen kein elitärer Schuppen sein», sagt Flo Eichenberger. Deshalb sei dem Sous Soul Zugänglichkeit für alle wichtig. Der Hauptraum ist barrierefrei und die Bar an einer Ecke heruntergesetzt, damit Rollstuhlgängige direkt mit dem Barpersonal sprechen können. Ausserdem sei der erste Angestellte ein ehemaliger UMA (unbegleiteter Minderjähriger Asylsuchender) aus Afghanistan, sagt Eichenberger.
Dadurch, dass im Sous Soul verschiedene Gruppen angesprochen werden sollen, sei auch der Ort besser abgesichert, findet Eichenberger. «Es braucht Kultur wie schon lange nicht mehr», sagt er.
Anonymes Kollektiv
Eichenberger wird das Sous Soul gemeinsam mit Schauspieler Dominik Gysin und Trallala-Mitgründer Remo Gygax führen. Unterstützt werden sie von einem Kollektiv, bestehend aus etwa 20 Personen. Die Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Kulturdisziplinen wie Tanz, Musik, Film und Theater – teilweise arbeiten sie das erste Mal interdisziplinär zusammen. Der Jüngste ist 17, die Älteste 76 Jahre alt. Die meisten sind aber zwischen 40- und 50-jährig.
Wer genau hinter dem neuen Kulturort stehe, sei jedoch sekundär, findet Eichenberger. «Wir wollen nicht, dass der Ort mit einer Person verknüpft wird.» Der Raum solle allen gehören, die sich engagieren wollen.
Mitfinanziert wird das Sous Soul durch rund 400 Aktionär*innen und 40 bis 50 Donator*innen. Geöffnet ist der Club ab nächster Woche Dienstag bis Samstag. «Aber auch mal am Montag oder Sonntag», so Eichenberger.
Alles ist verhandelbar. Oder, wie es Eichenberger sagt: «Begegnet euch wieder, seid frei, seid wild.». Und dann hilft er wieder beim Bau der nächsten Bühne.
Eröffnungswochenende: 4. und 5. April ab 21 Uhr, unter anderem mit Opernsängerin Evgenia Asanova, Breakdance-Crew Bboys Bern, Musikproduzent Dr. Mo, Künstler Chrigu Barmettler, Satiriker Matto Kämpf und einigen Überraschungen.