YB bekommt einen Fussballcampus

Ein neues Trainingszentrum soll das Rasenplatz-Problem der Stadt lindern. Bis es soweit ist, werden aber noch Jahre ins Land gehen.

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Das Wankdorf ist nicht genug – YB und Hobbyfussballer*innen fehlt es gleichermassen an Rasenplätzen. (Bild: Manuel Lopez)

In Bern wird schon so lange und unerbittlich um Sporttrainingsplätze gerungen, dass sich ein Name dafür etabliert hat: «Rasenstreit». Und der scheint nun geschlichtet – bis zum Ende des Jahrzehnts soll ein neuer Fussballcampus vor den Toren der Stadt entstehen.

Die Bundesstadt hat seit Jahren damit zu kämpfen, dass sie zu wenig Rasenflächen für Sporttreibende hat – darunter leiden allen voran die Profi-Fussballer*innen der Berner Young Boys. Er ist der einzige Proficlub in der Schweiz, der über keine eigene Trainingsinfrastruktur verfügt und deshalb im Stadion trainieren muss. YB-Boss Wanja Greuel formulierte es in einem Interview einmal so: «Wenn Kollegen von anderen Clubs da sind, fragen sie, wo unser Trainingszentrum ist.» 

YB muss im Stadion trainieren und dort auf Kunstrasen ausweichen, weil ein Naturrasen zu schnell verschlissen wäre – das sucht international seinesgleichen. Laut Vereinsangaben spielt von den aktuell hundert besten Klubs in Europa nur YB auf Kunstrasen. 

Auch im Breitensport hat der Rasenmangel Folgen: Clubs können nicht alle interessierten Buben und Mädchen aufnehmen, weil aktuell stadtweit rund zehn Plätze fehlen. 

Campus mit Stadion

Damit sich die Situation verbessert, soll der Fussballcampus Rörswil an der Grenze zwischen Ostermundigen und Bolligen entstehen. Eine entsprechende Vision haben die beiden Gemeinden am Dienstag zusammen mit YB und Stadt und Kanton Bern vorgestellt. 

Auf dem Campus, der in der Nähe der RBS-Linie liegt, soll ein kleines Stadion mit 2000 Plätzen für das erste Frauenteam sowie die Nachwuchsteams mit älteren Jugendlichen gebaut werden. Darüber hinaus sind acht Trainingsfelder geplant, die tagsüber von Nachwuchsmannschaften sowie dem Schulsport genutzt werden. Ab spätem Nachmittag steht die Anlage primär dem Amateursport aus der Region zur Verfügung. Auch Turnhallen sind auf dem Areal vorgesehen. 

Um das ambitionierte Projekt umsetzen zu können, gibt der Kanton Bern als Landeigentümer dem BSC Young Boys die benötigte Fläche im Baurecht ab. Die Gemeinden Ostermundigen und Bolligen haben entsprechende Planungserklärungen unterzeichnet. Der Campus soll einst auf einem Areal gebaut werden, auf dem heute noch Landwirtschaft betrieben wird. Mit dem aktuellen Pächter habe man eine angemessene Ersatzlösung vereinbart, sagte YB-Vizepräsident Marcel Brülhart an der Medienkonferenz. Die Pächter von Rörswil werden nach Witzwil am Südufer des Neuenburger Sees umziehen, wo sie Land pachten, das bislang zur Justizvollzugsanstalt gehörte und nun vom Kanton neu vergeben wird.

Parkplätze auf der Allmend sollen weichen

Brühlhart rechnet mit Gesamtkosten von 70 bis 80 Millionen Franken. YB werde die Sportinfrastruktur im Umfang von circa 40 Millionen Franken finanzieren. Mit einer Fertigstellung des Campus sei frühestens 2028 zu rechnen. Vorausgesetzt, dass es nicht zu Verzögerungen durch Einsprachen kommt. Mit solchen hat derzeit das Zürcher Stadionprojekt auf dem Hardturm-Areal zu kämpfen. 

Mit dem Fussballcampus allein kann der Bedarf an Trainingsmöglichkeiten für YB allerdings nicht gedeckt werden. Der Club fordert seit langem, auf der Allmend vis-à-vis vom Stadion Trainingsplätze einzurichten. Die Stadt wolle dem Wunsch entsprechen, in dem sie auf der Allmend Parkplätze in Trainingsplätze umwandle, wie Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) am Dienstag bekräftigte. Bis Ende des Jahrzehnts soll es soweit sein. Die weggefallenen oberirdischen Parkplätze sollen durch Einstellhallen ersetzt werden.

Durch die zusätzlichen Trainingsplätze könnte auch im Wankdorfstadion wieder Naturrasen verlegt werden, da dieser dann nur noch für den Matchbetrieb genutzt würde. Das mache YB insgesamt konkurrenzfähiger und erlaube auch wieder internationale Spiele der Frauen- und Männer-Nationalteams in der Hauptstadt, hiess es an der Medienkonferenz.

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Diskussion

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Thomas Schneeberger
01. Mai 2024 um 23:41

YB "bekommt" vorläufig noch gar nichts, ausser PR.

Dieser Campus steht planungsrechtlich auf sehr wackligen Füssen; solches dauert 10+ Jahre; wer weiss schon, was dazumal mit YB ist.

Ausserdem ist es schon grotesk, schon wieder Grünraum, diesmal Landwirtschaftsland zu verbauen und hier für Trainingsfelder herzugeben, wo Ostermundigen zig bestehende Trainingsplätze im Oberfeld mit Gebäuden überbaut.