Allee – Hauptstadt-Brief #486

Dienstag, 8. Juli 2025 – die Themen: Thunstrasse; Rinder; Fussball; Psychische Gesundheit; Wohnen; Tränengas.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Mehr als 100 Bäume säumen in Bern die Thunstrasse zwischen Helvetiaplatz und Thunplatz. Wäre es nach dem ÖV-Betreiber Bernmobil gegangen, wären zu den Bäumen bald 59 Masten hinzugekommen. Doch daraus wird nun nichts.

Die Tram-Infrastruktur auf diesem Abschnitt von rund 700 Metern muss saniert werden, weil sie alt ist. Bernmobil wollte das zum Anlass nehmen, ein weiteres Problem zu lösen: An heissen Sommertagen hängen die Fahrleitungen auf diesem Streckenabschnitt durch. Die Trams können dann nur langsam fahren. 

Bernmobil plante neue, straffe Fahrleitungen. Diese sollten nicht wie bisher an den angrenzenden Hausfassaden befestigt werden, sondern an Masten am Strassenrand. Damit wollte sich Bernmobil auch von den Hauseigentümern unabhängiger machen, auf deren Fassaden das Unternehmen bisher angewiesen ist. 

Doch das Vorhaben stiess auf grossen Widerstand. Quartier-Vereinigungen kritisierten, die geplanten Masten würden den Boulevard ästhetisch verunstalten. Gegen die im Herbst 2024 öffentlich aufgelegten Pläne gingen 22 Einsprachen ein.

Nun können sich die Einsprechenden freuen: Bernmobil verwirft seine Pläne und zieht sein vor einem Jahr beim Bundesamt für Verkehr eingereichtes Gesuch zurück. Das hat das Unternehmen gestern bekanntgegeben. Es bestehe «keine Aussicht auf eine einvernehmliche Lösung mit den Einsprechenden innert nützlicher Frist». 

Um langwierige Gerichtsverfahren abzuwarten, hätte die Zeit gefehlt, gibt das Unternehmen gegenüber der «Hauptstadt» bekannt. Denn Gleise und Teile der Fahrleitung müssen dringend erneuert werden. Deshalb wird Bernmobil nun in Absprache mit der Stadt bloss die Sanierungsarbeiten durchführen, die zwingend nötig sind. Diese sind für 2026 vorgesehen. Auch die Stadt schreibt auf Anfrage, der Entscheid sei unumgänglich.

Damit bleibt an der Thunstrasse alles beim Alten: An heissen Tagen ruckeln die Trams etwas langsamer dahin. Das gibt Passagier*innen mehr Zeit, aus dem Tramfenster die hübsche, mastenfreie Allee zu betrachten.

General impression at UEFA Women's EURO - Spain vs. Portugal at Stadion Wankdorf in Switzerland captured on the 03.07.2025. (liveit.ch / Daniel Bürgin)
Bilderserie zur Fussball-EM der Frauen (7/16): Spanien gegen Portugal in Bern. Bei den Fotografen ist der Frauenanteil noch nicht so hoch wie auf dem Spielfeld und im Publikum. (Bild: Daniel Bürgin)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Rinder: Zwergzebus sind eine Rinderrasse aus Sri Lanka. Mit ihren Eigenschaften passen sie auch gut in die Schweizer Berglandwirtschaft – vor allem mit den veränderten Bedingungen durch die Klimaerwärmung. Meine Kollegin Andrea von Däniken hat einen Hof im Eriz bei Thun besucht, wo Familie Reusser die widerstandsfähigen Tiere hält. Hier geht’s zum neuesten Beitrag aus der Serie «Durch das Berner Bauernjahr».
  • Fussball: Am Sonntagabend bestritten die Schweizer Fussballerinnen ihr zweites EM-Spiel im Berner Wankdorf Stadion. Sie siegten 2:0 gegen Island. Vor dem Spiel marschierten rund 14’000 Fans vom Bundesplatz durch die Stadt ins Wankdorf. Weiter geht’s für das Heim-Team am Donnerstag in Genf gegen Finnland. Alles weitere zur EM erwartet dich im Fussball-Spezialbrief, der pünktlich vor dem nächsten Berner Spiel am Freitag wieder in deinem Postfach landen wird.
  • Psychische Gesundheit: Das Recovery College Bern bietet Kurse und Workshops zu psychischer Gesundheit und Krisenbewältigung an. Das gut besuchte Angebot war früher durch die UPD finanziert. Letztes Jahr stellten diese die Unterstützung aber aufgrund von Sparmassnahmenein. Die Zukunft war ungewiss. Nun wurde eine Anschlusslösung gefunden, wie das Recovery College gestern mitteilte: Neu ist das Angebot Teil der Interessengemeinschaft Sozialpsychiatrie Bern (IGS). Diese hat im Rahmen eines befristeten Leistungsvertrags mit dem Kanton Bern die Trägerschaft übernommen. 
  • Wohnen: Weil ein Hochhaus saniert wird, müssen 144 Mietparteien in Bern-Bümpliz ihre Wohnung per Ende 2026  verlassen, wie Nau.chschreibt. Das 52-jährige Haus an der Abendstrasse 30 bot günstigen Wohnraum. Für die gekündigten Parteien wird es schwierig werden, zu ähnlichen Preisen eine neue Bleibe zu finden.
  • Tränengas: Die Kantonspolizei Bern hat Tränengas im Einsatz, das seit 19 Jahren abgelaufen ist. Das berichtet die Republik. Der ganze Bestand an Tränengas-Handgranaten der Kapo Bern habe das Verfalls­datum überschritten. Das habe die Kapo erst bemerkt, als der Journalist sie damit konfrontierte. Ob das gesundheitliche Risiken birgt, ist laut Republik unklar. Die Polizei hat nach der Anfrage entsprechende Abklärungen eingeleitet.

PS: Warum nicht ins Kino, bevor es wieder heiss wird? Das Cinématte-Sommerkino zeigt heute Abend den italienischen Spielfilm «C'è ancora domani». Im Anschluss gibt’s eine Podiumsdiskussion

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