Im Luna Llena zieht ein Bär ein

Ende Mai schloss das Kultlokal «Luna Llena» nach 29 Jahren. Am Freitag öffnen neue Pächter die Quartierbeiz im Breitsch unter dem Namen «The Tipsy Bear Pub and Garden».

Restaurant luna Llena
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© Danielle Liniger
Geschlossen, aber nur für eine Woche: Im «Lluna Lena» kehrt nächstes Wochenende neues Leben ein. (Bild: Danielle Liniger)

Das kleine Gärtchen ist ungewohnt leer, das grosse Fenster zur Strasse hin ist mit Zeitungsseiten der WOZ beklebt. Durch die offene Tür fällt der Blick auf verpacktes Beizeninventar, Kisten stehen am Boden.

In diesen Tagen erhält das «Luna Llena» im Berner Breitenrainquartier ein neues Gesicht. Und einen neuen Namen – als «The Tipsy Bear Pub and Garden», kurz «Tipsy’s», wird die Bar nächsten Freitag wieder eröffnen.

40 Interessent*innen

Als die alten Betreiber*innen des «Luna Llena» im Dezember 2024 bekanntgaben, dass sie eine Nachfolge fürs Lokal suchen, meldeten sich 40 Interessent*innen. Aus 15 Parteien, die das Lokal besichtigten, wählten Daniel Münger, Simon Geiser und Carolina Henzi schliesslich Michael Hunt und Peter Guinan als neue Pächter aus.

Hunt und Guinan stammen ursprünglich aus Irland und sind schon länger in der Schweiz im Gastgewerbe tätig, wie Michael Hunt am Telefon erzählt. Hunt war unter anderem drei Jahre lang Geschäftsführer des «Mc Carthy's Irish Pub» in der Aarbergergasse, hat im «Tramdepot» und zuletzt im «Simmentaler Brewhouse» am Bahnhof gearbeitet.

Die beiden wollen das Lokal als Quartiertreffpunkt weiterführen: «Wir respektieren, dass das Luna Llena eine fast 30-jährige Geschichte hat. Wir wollen damit fortfahren, einfach auf unsere eigene Art.»

Diese eigene Art ist eine Berner Quartierversion eines Irish Pubs; «a casual hangout for everyone, without all the irish products», wie Hunt in seinem irischen Englisch erklärt – ein zwangloser Treffpunkt für alle. Das Bier bezieht das Duo mehrheitlich aus der Region, die Zutaten fürs hausgemachte Snack-Angebot ebenso. Wie schon im «Luna Llena» spielt Fussball weiterhin eine wichtige Rolle, im Sommer zeigen Michael Hunt und Peter Guinan die Spiele der Frauen-Fussball-EM. Das Gärtchen soll neu auch Platz bieten für Pub-Spiele wie Darts und Cornhole.

Luna Llena als Schauplatz

Erst letzten Samstag verabschiedeten sich Daniel Münger, Carlos Cornejo, Simon Geiser und Carolina Henzi mit einer grossen Abschiedssause von ihren Gäst*innen. Münger und Cornejo hatten das Luna Llena vor 29 Jahren als Gelateria und Bar eröffnet, Henzi – Cornejos Tochter – und Geiser stiegen später ein.

Das «Luna Llena» war Schauplatz und Namensgeberin für einen Roman des Berner Autoren Christoph Simon; es war ein Treffpunkt im Quartier, lange bevor die «Barbière», das «Noy» und all die anderen hippen Bars im Perimeter zwischen Moser- und Standstrasse aufgingen.

Spielte YB, war die Beiz Anlaufstelle für alle, die den Match nicht im Stadion verfolgten; nach einem Sieg bevölkerten Menschen mit YB-Schals Bar, Garten und Trottoir. Selbst als Bars und Restaurants während der Pandemie geschlossen bleiben mussten, traf man sich am Feierabend vor dem Lokal auf der Strasse zu einem Bier und Schwatz an der frischen Luft.

Für manche Gäste war das «Luna Llena» mehr ein Zuhause als eine Bar. Bis zuletzt sass Abend für Abend eine Gruppe von Männern mittleren Alters am Stammtisch. Sie lösten das Kreuzworträtsel aus der «Berner Zeitung»: Reihum fügte jeder ein Wort hinzu und gab die Zeitung weiter, ein über Jahre eingespieltes Ritual. Anfangs hätten sie das Rätsel aus «20 Minuten» gelöst, doch mit zunehmender Kreuzworträtsel-Erfahrung sei dieses zu einfach geworden.

Noch vor ein paar Wochen drückte die Frage nach der Zukunft des Stammtisches die Stimmung in der Runde merklich. Was sie sich denn von neuen Pächter*innen wünschen würden? «Wir wünschen uns, dass sich nichts ändert», sagt einer, «wir wollen hier einfach weiter unser Feierabendbier trinken».

Das ist nun auch weiterhin möglich. Am Donnerstag, 5. Juni, laden Hunt und Guinan Freund*innen und Familie zum «Soft-Opening». Ab dem 6. Juni steht das «Tipsy’s» allen Gäst*innen offen, vorerst abends und am Wochenende.

Wie gewohnt können die Stammgäste am Feierabend bei Kreuzworträtsel und Bier zusammensitzen. Und sollte Ersteres irgendwann zu einfach werden, steht in Zukunft noch anderes zum Zeitvertreib zur Verfügung. Zum Beispiel Cornhole.

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