Bern West Spezial

Wieso hält der Bus in «Chäs und Brot»?

Frag die «Hauptstadt», Folge 8 – In Bern West heisst ein Ort «Chäs und Brot». Woher stammt dieser kuriose Name?

Frag die Hauptstadt
Beim Audioformat «Frag die 'Hauptstadt'» können Leser*innen per Sprachnachricht Fragen an die Redaktion stellen. (Bild: Jana Leu)

Frage von Ramona:

«Eine Bushaltestelle in Berns Westen heisst ‘Chäs und Brot'. Woher kommt dieser Name?»

Antwort von der «Hauptstadt»:

Wer’s nicht kennt: «Chäs und Brot» ist ein Ortsteil von Oberbottigen und besteht aus rund einem Dutzend Häusern entlang der Bottigenstrasse. Bis 1919 gehörte das Gebiet zur damaligen Gemeinde Bümpliz. Mit der Eingemeindung von Bümpliz in die Stadt Bern wurde auch «Chäs und Brot» zu einem Teil von Bern. Heute befindet sich dort eine Bushaltestelle der Linie 32 von Bernmobil. Sie verbindet den Bahnhof Riedbach mit dem Bümplizer Bachmätteli.

Nun aber zur Herkunft des Namens «Chäs und Brot»: Der Legende nach ist dieser auf das Jahr 1339 und die Schlacht von Laupen zurückzuführen. Auf dem Weg in die Schlacht haben die bernischen Truppen an diesem Ort angeblich einen Zwischenhalt eingelegt. Von den einheimischen Bauernfamilien sollen die Krieger dabei mit Käse und Brot verpflegt worden sein. Entsprechend gestärkt, schlugen die bernischen Truppen anschliessend in der Schlacht das Heer des burgundischen Adels nieder, das die Ausdehnung Berns verhindern sollte. Fortan wurde diese Gegend westlich von Bern ganz einfach «Chäs und Brot» genannt.

Gemäss einer weiteren Legende ist bei diesem Zwischenhalt in «Chäs und Brot» auch das Schweizerkreuz entstanden. Die Berner zogen damals nämlich gemeinsam mit befreundeten Truppen aus der heutigen Zentralschweiz und aus dem Haslital in den Kampf. Um Freund und Feind in diesem bunt durchmischten Haufen besser unterscheiden zu können, hatte angeblich eine Frau in «Chäs und Brot» eine zündende Idee: Sie zerriss Leinentücher und brachte diese den Kämpfern kreuzweise auf ihren Hemden an – das Schweizerkreuz war geboren.

Diese Laupenkrieg-Legende ist eine schöne Geschichte. Mehr als eine Legende ist sie aber kaum: Gemäss dem Ortsnamenbuch des Kantons Bern handelt es sich «zweifellos um eine Sage, die durch keine historischen Dokumente belegt ist». Eher ist es eine sogenannte ätiologische Sage. Also eine Erzählung, die erst nachträglich erfunden wurde, um ein bestimmtes Phänomen – wie den Namen «Chäs und Brot» – erklären zu können.

Der eigentliche Grund für den kuriosen Namen dürfte deutlich simpler sein. Gemäss dem bernischen Ortsnamenbuch ist es wahrscheinlich, dass es sich um einen Spitznamen für eine kleine und wenig ertragreiche Bauernsiedlung handelt – einen Ort also, an dem das Geld eher knapp war und es deshalb öfters mal nur «Chäs und Brot» gab.

Im Tram, auf dem Weg ins Marzili oder am Wochenmärit – plötzlich taucht eine Frage auf und lässt einen nicht mehr los. Die «Hauptstadt» beantwortet dir sie. Schick uns deine Frage per Sprachnachricht über Whatsapp oder Signal an die Redaktions-Nummer: 078 205 46 89

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Diskussion

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Hans + Margrit Stucki-Mäder
01. März 2023 um 08:59

Wurschthoger

Nördlich von Chäs und Brot erhebt sich der "Wurschthoger". Dieser Name hat sich bis heute noch nicht als ordentliche Ortsbezeichnung etabliert. Vielleicht steht diesem seine Nähe zu den schönen Einfamilienvillen am Oberbottigenweg im Weg? Einige Einwohner wehrten sich seiner Zeit vehement gegen den "Wurschthogerweg" als Strassenname für den namenlosen Wegstumpf vom Oberbottigenweg zu Wurschthoger.