Heisser Helvetiaplatz, kühle Taubentränke

Der Juni 2025 war in der Region Bern rekordwarm. Daten des Online-Messnetzes «Smart Urban Heat Map» zeigen detailliert, wo in der Region sich die Hitze besonders stark staute.

Hitzeplaetze fotografiert am Donnerstag, 10. Juli 2025 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
Heiss, heisser, Helvetiaplatz. (Bild: Simon Boschi)

Den absoluten Hitzerekord im Perimeter der Agglomeration Bern erzielte die Messstelle an der Bernstrasse  in der Vorortsgemeinde Stettlen: Auf 36,3 Grad Celsius stieg die Temperatur am 30. Juni an. Tags zuvor war es am Freudenbergerplatz im Stadtberner Ostring nur unwesentlich kühler: Um 17 Uhr war es 36 Grad heiss, kurz vor Mitternacht lag die Temperatur am selben Standort immer noch bei gegen 28 Grad.

Zu diesem räumlich fein aufgeschlüsselten Bild des Hitze-Juni führt eine Datenauswertung, die Felix Adank, Klimabeauftrager des Smart City Vereins Bern vorgenommen hat. Der Verein betreibt seit 2023 das Messstellennetz für seine regionale Smart Urban Heat Map – zu deutsch: intelligente regionale Hitze-Karte. Von 51 Sensoren in der Region werden laufend die aktuellen Temperaturen übermittelt. Über eine Website kann man so in Echtzeit den aktuellen Hitzezustand seines Standorts abrufen. Gleichzeitig ist die Smart Urban Heat Map aber auch ein Datenarchiv, das weitere statistische Analysen ermöglicht.

Für den Juni 2025 legt Felix Adank in seinem Klimabulletin diese Ergebnisse vor:

  • Hitzetage: Es gab in der Region Bern an den heissesten Messstandorten 18 Hitzetage (Temperatur über 30 Grad) und sechs Tropennächte (Temperatur sinkt nicht unter 20 Grad).
  • Aare: Die Aare erwärmte sich gegen Ende Monat auf den Juni-Rekordwert von 22,8 Grad. Infolge der hydrologischen Verhältnisse war der Schwimmkanal beim Marzilibad fast durchgehend offen: Der Mittelwert beim Abfluss lag mit 169 Kubikmeter pro Sekunde deutlich unter dem langjährigen Mittel der Jahre 1991 bis 2020.
  • Wärmeinseln: Interessant ist, wie stark sich in Temperaturen grossräumig unterscheiden. Als Referenzgrösse nimmt Felix Adank die Messstation Zollikofen von Meteo Schweiz. Die mittlere Tagestemperatur erreichte an diesem Ort für den Juni 2025 den Wert von 20,5 Grad. Das liegt um volle 3,5 Grad über der durchschnittlichen Juni-Temperatur zwischen 1991 und 2024. An den lokalen Temperatur-Hotspots der Urban Heat Map lag die Durchschnittstemperatur noch einmal deutlich höher: Helvetiaplatz, Zytglogge und Ittigen Papiermühle erreichten eine mittlere Tagestemperatur von 22,4 bis 22,7 Grad.
  • Tagesverlauf: Aufschlussreich ist ein Blick darauf, wie sich die Wärmeinseln im Tagesverlauf entwickeln. Laut Felix Adank sind die Temperaturunterschiede zwischen den heissesten Messstellen und der Referenzstation in Zollikofen zwischen 15 und 17 Uhr am grössten. Sie erreichen dann bis zu drei Grad. Um 7 Uhr morgens gibt es hingegen kaum Unterschiede.
Hitzeplaetze fotografiert am Donnerstag, 10. Juli 2025 in Bern. (hauptstadt.be / Simon Boschi)
Hotspot des Hitze-Juni: Helvetiaplatz. (Bild: Simon Boschi)
  • Kühle Nischen: Die Smart Urban Heat Map zeigt auch an, wo die Temperaturen im heissen Juni etwas moderater blieben. Dichte Bepflanzung wirkt mässigend auf die Hitze. Logischerweise zeigten deshalb die Messstellen Bremgartenwald und Taubentränke (Könizbergwald) mittlere Tagestemperaturen von 19,7 bis 19,8 Grad an – also drei Grad kühler als etwa beim Zytglogge.
  • Tropennächte: Dass Messnetz verzeichnete im Juni sechs Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sank. Laut der Analyse von Adank lagen in vielen Nächten die Einschlaftemperaturen zwischen 22 und 23 Uhr noch bei über 25 Grad. Tropennächte bilden ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für ältere und chronisch kranke Menschen: Die hohen Temperaturen belasten den Organismus, erschweren das Einschlafen und vergrössern das hitzebedingte Sterberisiko.
  • Ozon: Begünstigt durch die anhaltende Hitze und die starke Sonneneinstrahlung stiegen in der Stadt Bern auch die Ozonwerte. Dabei wurde der in der Luftreinhalteverordnung definierte Stundenmittel-Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an insgesamt 12 Tagen überschritten. Am 27. Juni registrierte die Messstation Morgartenstrasse im Breitenrain einen Rekordwert von 149 µg/m³. Eine hohe Ozonkonzentration reizt Augen und Atemwege, verringert die Lungenfunktion und ist besonders gefährlich für Kinder, Asthmabetroffene und ältere Menschen.

Die «Hauptstadt» verfolgt die lokale Klimaentwicklung aufmerksam. Deshalb wird sie auch die Auswertungen von Felix Adank für die Monate Juli und August veröffentlichen. Das Original-Klimabulletin von Adank findest du hier.

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Diskussion

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Toni Menninger
15. Juli 2025 um 20:19

Wichtige Daten. Gibt es einen Grund, dass Ostermundigen nicht I’m Messnetz ist? Asking for a friend…

Alexander Steiner
12. Juli 2025 um 07:51

Ein wichtiges Thema und gut erzählt. Zu meiner Überraschung habe im ganzen Text keinen Link zur «Smart Urban Heat Map» gefunden. Seid doch etwas grosszügiger im Setzen von Links, gerade als Onlinemedium. Die Wenigsten drucken eure Texte aus 😉

Hier der Link:

https://smart-urban-heat-map.ch/