Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Mit Präzision bewegen sich schwere Maschinen dort, wo im Sommer Schlauchboote verkehren. Die «Ufersanierung Aare Eichholz-Dählhölzli» soll die Infrastruktur entlang der Aare vor Erosion schützen. (Bild: Simon Boschi)

Die Eichholz-Baustelle im Sucher

Noch bis Ende März wird im Eichholz das unterspülte Aareufer saniert. Dafür ist sogar ein Helikopter im Einsatz. «Hauptstadt»-Fotograf Simon Boschi zeigt die filigrane Ästhetik der schweren Wasserbaumaschinen.

«Das Wetter dirigiert uns», sagt Silvia Hunkeler, Projektleiterin Wasserbau des kantonalen Tiefbauamts. Sie koordiniert die «Ufersanierung Aare Eichholz-Dählhölzli». Wir gehen über die Baupiste, unter der sich die beliebte Liegewiese des Eichholz im Winterschlaf befindet. Einzelne Spazierende sind unterwegs, das etwas entfernte Surren der Bagger ist zu hören.

Heute Dienstag und morgen Mittwoch kommt sogar noch das Rattern eines Helikopters dazu: Wie die Stadt Bern mitteilt, werden entlang des rechtsseitigen Uferwegs zwischen Dählhölzli und Elfenau Bäume gefällt. Im steilen Gelände sei der Einsatz von schwerem Gerät nicht möglich, deshalb setze man für den Holztransport einen Helikopter ein. Grund des Holzschlags sei die Verbreiterung des Uferwegs. Die gefällten Bäume werden laut der Mitteilung der Stadt durch Neupflanzungen im Löchligut ersetzt.

Als ich Ende November zwei Stunden auf der Baustelle verbrachte, bot das Wetter klassisch verhangenes, kühles Berngrau, abwechselnd mit aufgerissenen Wolken hinter einer Regenwand, durch welche die Sonne blickte. Eigentlich ein typischer Herbsttag in Bern. Was mich interessierte, waren die Arbeiten, mit denen das Aareufer so in Form gebracht werden soll, dass es den Wassermassen während den nächsten 80 Jahren standhält.

Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Eine temporär errichtete Brücke ermöglicht den Materialtransport auf die «Bernseite» der Baustelle. In der Planungsphase wurden acht Zufahrtsvarianten geprüft – auch der Wasserweg wurde in Betracht gezogen. Das 30 Meter lange Stahlelement aus dem Berner Oberland löste schlussendlich das Problem und sorgt für ein ungewohntes Bild. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Extra aufgeschüttete Baupisten entlang der zu sanierenden Uferpartie lassen zu, dass die Bagger arbeiten und die Lastwagen (LKWs) Material liefern können. 70 Prozent des dafür verwendeten Kieses stammen aus der Aare und werden zum Schluss wieder an der Flusssohle verteilt. Die übrigen 3000 Kubikmeter Kies wurden her- und müssen auch wieder wegtransportiert werden. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Von den total 4000 erwarteten LKW-Fahrten dient der Grossteil dem Transport von Steinblöcken. Rund 20'000 Tonnen sollen insgesamt verbaut werden. Ende Januar sind bereits 13'600 Tonnen geliefert. Rund 50 Prozent der Steinblöcke stammen aus Alpnach (OW), 30 Prozent aus Wimmis (BE) und 20 Prozent aus Plasselb (FR). Auf dem Rückweg entsorgen die LKWs beispielsweise den von der alten Uferbefestigung anfallenden Betonabbruch. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Absperrungen im Quartier sorgen dafür, dass LKWs nicht aufs Trottoir fahren, Ampeln verhindern das Kreuzen in engen Passagen. Für die Bauzeit wurden das Tempo von 30 auf 20 km/h angepasst und eine Sperrzeit bis 9 Uhr vormittags festgelegt. Für die Sicherheit im Quartier setzte die Bauleitung auf eine Zusammenarbeit mit Elternrat, Schulrat und Quartierleist. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Rund zehn Menschen sind täglich auf der Baustelle zugange. Sie bedienen vier grosse Bagger, legen mit Kleingeräten den schmalen Uferweg an, verdichten Auffüllungen. Bei Bedarf ergänzen ein Dumper und ein LKW für baustelleninterne Transporte den Maschinenpark. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Die grossen Bagger sind teilweise mit Spezialwerkzeugen und GPS ausgestattet. Die Steinblöcke werden zwei bis drei Meter unter der Wasseroberfläche präzise angeordnet. Sie halten dem Drang der Aare, das Flussbett weiter zu vertiefen, entgegen. Dies verlangt viel Fachwissen, Erfahrung und Feingefühl von den Fachkräften vor Ort. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Für die Ufersanierung haben sich die beiden Bauunternehmen Walo Bertschinger AG und Kästli Bau AG zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Beide Firmen haben Wasserbau-Abteilungen mit spezialisierten Mitarbeitenden. Für das Versetzen der temporären Brücke wurde die Frutiger AG beauftragt. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Das ganze Projekt kostet voraussichtlich rund 3,6 Millionen Franken. Dafür wird sehr viel Material bewegt. Bis dato (Stand Ende Januar) konnte das Budget eingehalten werden. Gegen das Wasserbau-Projekt gingen zwei Einsprachen von Besitzer*innen unterirdischer Leitungen ein. Beide wurden bereinigt und anschliessend zurückgezogen. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Zusätzlich zur Ufersanierung, welche der Kanton in Auftrag gegeben hat, werden die Uferwege auf der einen Seite von der Gemeinde Köniz und auf der anderen von der Stadt Bern verbreitert. Nach der Sanierung sollte sich das Ufer mindestens 80 Jahre in der Form bewähren. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Die wilde Gestaltung ober- und unterhalb der Wasserlinie fördert die Biodiversität. Unter Wasser bilden die Lücken zwischen den groben Felsblöcken Unterstände und der Kies Laichgebiete für Fische. Wurzelstöcke und meterlange, walzenförmige Astbündel, im Fachjargon «Faschinen» genannt, bieten vielen Lebewesen Unterschlupf. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
So kann das Aareufer im fertigen Zustand aussehen. Was hier noch eher trist wirkt, wird im Frühling bepflanzt. Für die Umweltbegleitung des Projekts ist Biologin Franziska Witschi vom Büro Witschi zuständig. Zusammen mit den Wasserbau-Expert*innen stellt sie sicher, dass dem Ökosystem Sorge getragen wird. Dazu gehört, die Auflagen der Fischereibehörden zu berücksichtigen und so die Lebensräume der Fische zu erhalten. (Bild: Simon Boschi)
Aare Ufersanierung fotografiert am 17. November 2022 im Berner Eichholz für die Hauptstadt. (simonboschi.ch / hauptstadt.be)
Ende März, zum Zeitpunkt der Schneeschmelze, muss die Baustelle fertig sein. Ab dann wäre die Abflussmenge der Aare zu hoch und unter anderem die temporäre Brücke zu niedrig für den Wasserstand. «Im Sommer werden die Eichholzbesucher*innen ihren Rasen wieder vorfinden», sagt Projektleiterin Silvia Hunkeler. (Bild: Simon Boschi)
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Diskussion

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Andreas Schürch
14. Februar 2023 um 07:39

Danke für die gute Reportage und Bilder mit Einblick in die gewaltigen Verbauungsarbeiten. Auch als Velofahrer hoffe ich, dass das bernseitige Fahrradverbot bestehen bleibt.