«Die Nähmaschine ist noch das Normalste»
Fotoporträt #27: Gracie Schürholz (24) ist Cosplayerin, stellt also Figuren aus Büchern oder Games dar. Sie näht, bastelt, schminkt – und erschafft so ihre Verkleidung selbst.
«In meiner Freizeit mache ich Cosplay. Das Wort setzt sich zusammen aus Costume und Play und stammt aus Japan. Cosplayer*innen stellen Charaktere dar, die in Büchern, Animes und Games vorkommen. Mit meinen Kreationen möchte ich diese Figuren zum Leben erwecken.
Zunächst befasse ich mich mit dem Charakter und schaue mir unterschiedliche Bilder an. So erstelle ich mir einen Plan, wie ich das Ganze dreidimensional anfertigen kann. Von den Schnittmustern bis zum fertigen Kostüm stecke ich viel Kreativität und Arbeit rein. Mir gefällt es, dass ich mich hier ausleben und jedem Kostüm auch eine eigene Note verleihen kann.
Im Cosplay gibt es eine enorme Materialvielfalt. Mal nähe ich Textilien zusammen, mal arbeite ich mit Thermoplast und Moosgummi. Diese Materialien lassen sich mit den passenden Werkzeugen gut formen und sind beispielsweise für Ritterrüstungen geeignet.
Die Arbeit an der Nähmaschine ist noch das Normalste. Mir gefällt die Abwechslung. Ich lerne immer wieder neue Werkzeuge und Techniken kennen. Vieles geschieht durch Learning by doing. Neugierde und Ausprobieren gehören da natürlich dazu. Tipps hole ich mir durch Tutorials oder im Kontakt mit anderen Cosplayer*innen.
Ich schätze den Austausch in der Community sehr. Zum Beispiel persönlich in meinem Umfeld oder an Veranstaltungen. Vieles passiert aber auf Social Media. Man hilft sich gegenseitig, einige Cosplayer*innen laden ihre Videos hoch und geben ihre Erfahrungen und Ratschläge weiter.
Mein Cosplay auf den Fotos heisst «Alastor», hier in der Nonnen-Version. Der Charakter stammt aus der Serie «Hazbin Hotel». Das Aufwendigste daran war definitiv die Perücke. In deren Styling habe ich einige Stunden Arbeit hineingesteckt – und sehr viel Haarspray, fast 2 Flaschen. Dazu kommt noch das Schneidern des Kostüms und das Make-up. Mir geht es stark um den Aspekt des Machens, den Prozess bis zum fertigen Produkt.
Das Cosplay trage ich an Fotoshootings, oder bei Messen wie der Fantasy Basel oder dem Hero-Fest in Bern. Die Inszenierung ist sicher auch wichtig im Cosplay. Andere Cosplayer*innen stellen zudem noch Szenen dar, in denen ihre Figuren vorkommen.»
Gracie Schürholz (24) wohnt im Bethlehem-Quartier. Sie ist letztes Jahr aus Berlin nach Bern gezogen und studiert Public Management and Policy an der Universität.