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Absage Talk, Gaswerkareal, Tanzstudios

News vom Samstag – Hauptstadt-Brief #533

Hauptstadt-Brief Wecker weiss
(Bild: Marc Brunner)

Am 30. November entscheidet das Stadtberner Stimmvolk über die Zukunft des Gaswerkareals. Bereits 2020 beschlossen die Stimmbürger*innen, dass die Stadt das Areal kauft, um darauf 300 bis 500 Wohnungen zu bauen. Der Gaskessel soll als Kulturzentrum erhalten bleiben.

Nun kommen drei Vorlagen vors Volk. Es geht um die Umzonung des Areals, die Abgabe von Land im Baurecht und einen Kredit von 25,2 Millionen Franken, damit die Stadt die Überbauung planen kann. Der Gemeinderat will auf dem Areal eine Zone mit Planungspflicht einführen. Mit diesem Instrument kann die Stadt koordinieren und gestalten, wie auf dem Areal gebaut wird. 

Der Stadtrat stimmte den Vorlagen mit deutlicher Mehrheit zu, auch wenn umstritten war, wie viel preisgünstiger Wohnraum entstehen soll. Von den städtischen Parteien ist nur die SVP gänzlich gegen die Pläne.

Ausserhalb des Parlaments gesellt sich auf der Gegner*innen-Seite kurioserweise das linksautonome Kollektiv Anstadt zur SVP. Die Anstadt hat einen Teil des Gaswerkareals vor rund sieben Jahren besetzt. Dank einem Gebrauchsleihvertrag mit der Stadt dürfen die rund 40 Bewohner*innen bis zum Baustart auf dem Gelände bleiben. Nun wehrt sich das Kollektiv mit einer Abstimmungskampagne und mit einer Einsprache gegen die Pläne der Stadt.

Dabei lehnt die links-grün regierte Stadt eine langfristige Integration der Anstadt auf dem Areal bisher nicht per se ab – ein vage formulierter Antrag aus dem Parlament verpflichtet den Gemeinderat zu prüfen, ob im Rahmen der Areal-Überbauung alternative Wohnformen und Freiräume auch Platz haben könnten. Ein Postulat zu dem Thema ist ausserdem im Stadtrat noch hängig und hat dank der Unterstützung der SP gute Chancen. 

Wäre es also nicht schlauer für ihr langfristiges Weiterbestehen, wenn die Anstadt die Umzonung begrüssen statt bekämpfen würde? 

Max Gnant vom Kollektiv sieht das anders. Er glaubt nicht an das Wohlwollen der Stadtregierung, wenn die Vorlagen angenommen würden. Im Gespräch mit der «Hauptstadt» sagt er: «Wir glauben, dass die Diskussion zur Anstadt vom Tisch wäre, wenn das Bauprojekt einmal lanciert wurde.» Gnant bezieht sich auch auf generelle Kritik an der geplanten Überbauung aus raumplanerischen Fachkreisen, die den Ort als Naherholungsgebiet und grüne Lunge im Stadtzentrum erhalten und nicht im Schwemmgebiet der Aare bauen wollen. 

Sicher und für die Anstadt von Vorteil ist aber: Bis zum Baustart dauert es noch Jahre. 

03. Oktober 2025, Hauptstadt, Museums Quartier
Bilderserie von Anja Zurbrügg (6/12): Im Museumsquartier. (Bild: Anja Zurbrügg)

Und jetzt noch zu anderen Themen des Tages:

  • Absage Talk: Wir beginnen mit einer traurigen Nachricht. Wir müssen den Hauptsachen-Talk vom kommenden Montagabend, 10. November, mit Stadtpräsidentin Marieke Kruit leider kurzfristig absagen. Marieke Kruit kann aufgrund eines Todesfalls in der Familie nicht teilnehmen. Wir suchen einen Ersatztermin und werden diesen so bald wie möglich kommunizieren.
  • Stadtpräsidentin: Trotzdem geht es hier nochmal um die Stadtpräsidentin. Den Artikel von heute planten wir im Zusammenhang mit dem Talk vom Montag. Auch wenn die Umstände nun anders sind, haben wir uns für eine Publikation entschieden. Denn es geht dabei nicht um eine Momentaufnahme, sondern um zehn Monate – so lange waltet Marieke Kruit nun als Stadtpräsidentin. Meine Kolleg*innen Marina Bolzli, Jürg Steiner und Joël Widmer haben sich im politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Umfeld umgehört. Die konstruktive Bilanz ganz verschiedener Stimmen zu Kruits bisheriger Arbeit kannst du hier lesen.
  • Stadtrat: Eine Diskussion um die Herkunft von Obdachlosen in den städtischen Notschlafstellen führte an der Sitzung vom Donnerstag zu hitzigen Voten im Stadtparlament. Mein Kollege Jürg Steiner ordnet die Diskussion ein und berichtet, was der Stadtrat sonst noch entschieden hat.
  • Neueröffnung: Das seit längerem geschlossene Restaurant Mappamondo in der Länggasse ist definitiv Geschichte. In den Räumlichkeiten des ehemals legendären Restaurants eröffnet die «New Dance Academy» fünf Tanzstudios. Das berichtet die «Quartierpost», ein Quartier-Newsletter für Länggasse und Engehalbinsel. 
  • Bauen: Gestern gaben SBB, BLS, Stadt und Kanton den Medien einen Einblick in die zahlreichen Bauprojekte im Westen von Bern, die bereits laufen oder geplant sind. Unter anderem bauen die SBB ihre Infrastruktur aus. Die vorgesehene Leistungssteigerung kostet insgesamt 900 Millionen Franken, wie Bund/BZ berichten. Bis 2036 werden Gleisanlagen entflochten und es entsteht ein 1,7 Kilometer langer Tunnel. Das wird etwa die Einführung eines Viertelstundentakts von Münsingen nach Flamatt und von Bern nach Niederscherli und des Halbstundentakts des Interregio von Bern nach Neuenburg ermöglichen. Wegen den Bauarbeiten wird ab dem 14. Dezember die Haltestelle Stöckacker geschlossen.
  • Kantonsfinanzen: Die Finanzkommission des Grossen Rates unterstützt das Budget des Kantons für das Jahr 2026, wie sie am Donnerstag bekanntgab. Sie will allerdings insgesamt 46 Millionen Franken einsparen mit Kürzungen bei neuen Stellen, Löhnen, Beratungsleistungen und der Volksschule. Der Kanton rechnet mit Einnahmen von 14 Milliarden und Ausgaben von 13,7 Milliarden Franken.
  • Fussball: Der Start unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane verlief für die YB Männer nicht allzu gut. Am Donnerstag verloren sie in Griechenland gegen Paok Thessaloniki in der Europa League mit 0:4. Das Spiel zuvor am Sonntag gegen den FC Basel endete 0:0 unentschieden. Morgen Sonntag gegen den FC St. Gallen fehlen YB vier Stammspieler, die wegen Sperrungen und Verletzungen ausfallen. Die YB Frauen gewannen gestern Abend den Cup-Achtelfinal im Wankdorf gegen GC Zürich mit 2:1.

PS: Seit dieser Woche läuft der Dokumentarfilm «I love you, I leave you» über die bipolare Störung des Schweizer Musikers Dino Brandão und seine Freundschaft mit dem Regisseur Moris Freiburghaus im Berner Kino Rex. Ich war an der Vorpremiere und kann den berührenden Film sehr empfehlen.

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