Europaplatz Spezial

Haus der Religionen – «Hauptstadt»-Brief #379

Samstag, 19. Oktober 2024 – die Themen: 10 Jahre Haus der Religionen; Wahlen; UPD; Planet of Hope; Könizer Showdown; Stadtrat; Noche de Salsa.

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(Bild: Marc Brunner, Buro Destruct)

Morgen Sonntag beginnt der fast zweimonatige Feierzyklus, mit dem das Haus der Religionen am Europaplatz sein zehnjähriges Bestehen begeht.

Ich kann mich gut an die Eröffnung im Dezember 2014 erinnern. Erstmals stand auf dem zuvor unwirtlichen Europaplatz ein Gebäude. Und erst noch eines mit weltoffenem Inhalt: Muslim*innen, Hindus und Buddhist*innen, deren Räume im Westen meist in Tiefgaragen oder versteckt in Industriequartieren liegen, konnten sich in Bern plötzlich direkt neben einer Tramhaltestelle zum Gebet treffen. Unter demselben Dach, mit anderen Religionen. Und das in Zeiten, in denen Religion oft ein Kriegsgrund ist.

Mutig.

Tatsächlich rückt das Haus der Religionen bis heute oft in den Fokus, wenn sich Weltkonflikte zuspitzen – etwa nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Es fiel der Institution nicht leicht, sich dazu öffentlich einzubringen, wie Johannes Matyassy, Präsident des Trägervereins, der «Hauptstadt» erklärte.

Schon früher war das Haus in einen Shitstorm geraten. Vor zwei Jahren hatten Journalist*innen von SRF aufgedeckt, dass im Haus der Religionen Zwangsheiraten stattfanden. Co-Leiterin Karin Mykytjuk sagte diese Woche vor den Medien, ihre erste Reaktion damals sei ein Schock gewesen. Aber man habe sich nicht zu Panikreaktionen hinreissen lassen. Sondern habe das Thema gründlich aufgearbeitet, einen Verhaltenskodex erlassen, in die Sensibilisierung investiert. Zudem werde heute der Zugang zum Haus der Religionen besser überwacht. 

Ich finde, das Haus der Religionen ist in den zehn Jahren zu einem wichtigen Ort geworden – in und für Bern. Weil es ein Wagnis geblieben ist, das nicht nur den unmittelbaren lokalen Nutzen anvisiert.

Die «Hauptstadt» verlegt ab übermorgen Montag ihre Redaktion für eine Woche an den Europaplatz ins Haus der Religionen. Du kannst uns dort gerne besuchen. Am Donnerstag, 24. Oktober, ab 10 Uhr führen wir eine offene Redaktionssitzung durch. «Hauptstädter*innen» sind herzlich willkommen.

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Fotoserie von Gia Han Le (7/12): Meeting Halfway. (Bild: Gia Han Le)
  • Städtische Wahlen: Demnächst erhalten die Stimmberechtigten die Unterlagen für die Wahlen vom 24. November. Die «Hauptstadt» bemüht sich, dich mit nützlichen Beiträgen bei der Entscheidung zu unterstützen. Bei der Wahl in die fünfköpfige Stadtregierung stehen sich zwei Bündnisse gegenüber: Mitte-links (Rot-Grün-Mitte) und Mitte-rechts (Meh Farb für Bärn!). Wir haben vier Streitgespräche geführt mit jeweils je einer Vertretung beider Listen. Diese Wahlgespräche veröffentlichen wir als Texte und parallel dazu als Podcast, damit du hineinhören kannst, wie die Kandidat*innen mündlich argumentieren. In der ersten Folge diskutiert mein Kollege Joël Widmer mit Florence Pärli (FDP) und Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL).
  • Psychiatrie: Die Kantonsregierung erlaubt es den Universitären Psychiatrischen Diensten (UPD), unter ihren finanziellen Rettungsschirm zu schlüpfen. Der Kanton gewährt den UPD laut einer Mitteilung ein Darlehen von maximal 52 Millionen Franken, auf das ein Zins fällig wird. Damit sollen die UPD ihren Betrieb stabilisieren. 2023 schrieben sie ein Defizit von 22 Millionen Franken. Inzwischen ist die neue Führung um Verwaltungsratspräsident Christoph Egger am Werk. Gegenüber Bund/BZ (Abo) kündigte er an, den Anfang Jahr eingeleiteten Personal- und Angebotsabbau weitgehend rückgängig zu machen.
  • Planet of Hope: Als Astronauten aus dem Jahr 2430 befragen die beiden Berner Filmemacher Daniel Farine und Dieter May Prominente von heute über ihre Visionen für die Welt von morgen. Das dokumentiert ihr Film «Planet of Hope», mit dem meine Kollegin Mara Hofer viel anfangen konnte. Morgen Sonntag, 11.30 Uhr,  erlebt das Werk im Kino Rex seine Premiere, unter der Leitung meiner Kollegin Marina Bolzli diskutieren die beiden Autoren mit dem Publikum. Ab nächstem Donnerstag läuft der Film im Kellerkino.
  • Könizer Showdown: Morgen Sonntag werden in den Gemeinden Kehrsatz und Neuenegg die Gemeinderegierungen neu gewählt. Am aufregendsten ist die Situation aber in Köniz: In der Stichwahl zwischen Thomas Marti (GLP) und Géraldine Mercedes Boesch (SP)geht es um die Frage, ob Köniz künftig von einer rot-grünen Mehrheit regiert wird.
  • Stadtrat: In engagierter Debatte rang sich das Berner Stadtparlament am Donnerstag dazu durch, in einer Testplanung ausloten zu lassen, wie die Grosse Allmend künftig genutzt werden kann. Ob zum Beispiel Trainingsplätze für die Fussballer*innen der Young Boys geschaffen werden könnten. Das private Projekt für eine Tiefgarage unter dem Wankdorf-Center eröffnet diese Option. Meine Kollegin Marina Bolzli fasst für dich die wichtigsten Themen der vierstündigen Donnerstags-Sitzung im Stadtrat-Brief knapp und kompetent zusammen.
  • Schule: Die Stadt Bern hat erstmals ein Schulhaus, das mehr Energie produziert als es benötigt. Die nun beendete Sanierung des Schulhauses Bethlehemacker zu einem Energie-Plus-Gebäude kostete 64 Millionen Franken, wie die Stadt mitteilt.

PS: Ich gebe gerne zu, dass ich mich einst in einem Anflug von Optimismus über ein paar Jahre als Salsa-Tänzer versuchte. Die Lernkurve war eher flach – ausser in einem Punkt: Ich erwarb die Gewissheit, dass Herz vor Perfektion kommt – und genau das Verkrampftheiten löst. Deshalb meine Empfehlung für ein seelenlockerndes Vergnügen: Die Gran Noche de Salsa heute Samstag Abend ab 20.15 Uhr im National am Hirschengraben. Bailamos!

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